"Pax Americana" oder der Aufstieg eines supranationalen, global-kapitalistischen Imperiums? – Teil 1

DeepThought_2024

»Ich verstehe, dass viele Amerikaner glauben wollen, dass sie in "den USA" oder "Amerika" leben, weil die Realität zu deprimierend ist. Aber im Ernst: Es gibt kein "Amerika". Die "US-Regierung" ist der Verwaltungsapparat eines supranationalen, global-kapitalistischen Imperiums – und das wird von Zeit zu Zeit unübersehbar deutlich.« ~C.J. Hopkins

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Es scheint immer noch sehr viele Menschen zu geben, zumindest in der geopolitisch westlichen Hemisphere, die den USA nach wie vor die Führungsrolle als Bewahrer von "Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit" in der Welt zuschreiben. Ebenso gibt es Menschen, die die NATO für ein Verteidigungsbündnis halten. Aber ist das auch tatsächlich so? Eine genauere Betrachtung der zahlreichen kriegerischen Konflikte in der jüngeren Geschichte sowie deren Ursachen und der sich dahinter verbergenden geopolitischen Strategien lässt nicht nur berechtigte Zweifel am Nimbus des amerikanischen "Weltpolizisten" aufkommen, man kann sogar zu dem Schluss kommen, dass die USA etwas ganz anderes sind als das, was uns westliche Propaganda seit Dekaden glauben machen will. Ich lade Sie daher ein, mal einen unvoreingenommen Blick auf die Bereiche der Geschichte zu werfen, die von den Mächtigen und vor allem von "den Siegern" allzu oft verschwiegen, vertuscht oder umgeschrieben werden — Es kommt dabei Erstaunliches zu Tage!

Zahlen & Fakten

Als Einstieg in diese Betrachtung hier zunächst ein paar nüchterne Zahlen, die frappierend deutlich machen, unter welcher Flagge auf diesem unseren Planeten die meisten militärischen Aggressionen und gewaltsamen Interventionen der Neuzeit stattfanden und bis heute stattfinden.

Das Ganze grafisch veranschaulicht:

Die Studie des Military Intervention Project (MIP) schließt mit folgender Feststellung:

"Mit dem Ende der Ära des Kalten Krieges würden wir erwarten, dass die USA ihre militärischen Interventionen im Ausland reduzieren, da sie von geringeren Bedrohungen und Interessen ausgehen. Diese Muster zeigen jedoch das Gegenteil — die USA haben ihre militärischen Einsätze im Ausland erhöht."

Und dann gibt es bekanntermaßen immer noch Menschen, die die NATO-Osterweiterung (wie war das noch gleich mit der Zusicherung des Westens an Gorbatschow?) nicht als Bedrohung der Sicherheitsinteressen Russlands sehen und die davon überzeugt sind, dass Wladimir Putin, der völlig unprovoziert einen "brutalen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg" gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hat, sich im Anschluss an diesen auch noch das Baltikum oder besser gleich ganz Europa einverleiben will. Aber lassen wir das, bleiben wir bei den Zahlen. Auch wenn so einige faktenblinde Zeitgenossen sich weder durch nackte Zahlen zu Rüstungsausgaben und Militärstützpunkten weltweit (bei denen die USA nach wie vor unangefochten einsame Weltspitze sind), noch aufgrund der "völkerrechtswidrigen" Kriege der USA/NATO in ihrer indoktrinierten Meinung beirren lassen.

Da hat Propaganda offenbar ganze Arbeit geleistet...

Rüstungsausgaben 2023 weltweit (in Milliarden Dollar) [Quelle: Statista]

Screenshot | statista.de

US-Miltärbasen weltweit 2020; Quelle: overseasbases.net

Screenshot | overseasbases.net

Zur Erläuterung:

Die USA unterhalten weltweit geschätzt ~800 Militärstützpunkte in mehr als 80 Ländern und Gebieten. Stand 2020 waren das 194(!) in Deutschland; 121 in Japan; 83 in Südkorea; 44 in Italien und weitere in anderen Ländern/Gebieten wie Aruba, Bahrein, Kuba (Guantanamo Bay Naval Base), Dschibuti, Äthiopien, Honduras, Irak, Jordanien, Kenia, Liberia, Marshall-Inseln, Norwegen, Oman, Philippinen, Katar, Rumänien, Spanien, Tunesien u.v.m. und natürlich in Großbritannien.

Das entspricht etwa 90 – 95 Prozent aller Militärstützpunkte der Welt, die auch von anderen Länder wie z.B. Russland, Großbritannien oder Frankreich im Ausland unterhalten werden.

Nebenbei bemerkt, lässt eine offizielle Angabe des Pentagon – in welcher von rund 700 Standorten die Rede ist – Stützpunkte in Afghanistan (vor dem Abzug der US-Truppen), Irak, Syrien, Niger und viele andere bekannte (z.B. Kuwait, Kosovo) und geheime Stützpunkte (Israel, Saudi-Arabien, etc.) aus. Fakt ist jedenfalls, dass die USA ihre Stützpunkte gerade z.B. in Ländern des Nahen- und Mittleren Ostens für geostrategische Kriege, gewaltsame Regierungsumstürze und andere militärische Interventionen genutzt haben, die Millionen Menschen das Leben kosteten. Aber was zählen schon Menschenleben in den Bilanzen der Kriegswirtschaftler...

Die geschätzten "Betriebsausgaben" für alle bekannten Stützpunkte samt Personal belaufen sich pro Jahr auf rund 150 Milliarden US-Dollar, worin die rund 52 Milliarden Dollar, die für die "Modernisierung" der bestehenden und den Bau neuer Stützpunkte ausgegeben werden, nicht enthalten sind. [Quelle: overseasbases.net]

Ebenfalls nicht enthalten in all den oben genannten Zahlen sind die in jüngerer Zeit hinzugekommenen "Konflikte" bzw. die damit einhergehenden "Kosten" (laut Regimechangespezialistin Victoria "Fuck the EU" Nuland unterstützten die USA die Opposition in der Ukraine von 1991 bis 2013 mit mehr als fünf Milliarden Dollar (bei 7:44min.) – sozusagen als "Vorinvestition" in den Maidanputsch und den später installierten Präsidentendarsteller Selenskij).

Wobei der Krieg in der Ukraine seit 2022 mit bisher geschätzt rund 175 Milliarden Dollar "zu Buche schlägt" und für den "Krieg" in Gaza neben den knapp 4 Milliarden Dollar "Militärhilfe", die die Kriegsmacher jährlich bis 2028 nach Israel schieben wollen, kürzlich weitere 13 Milliarden Dollar durch den US-Kongress freigegeben wurden, ebenso wie weitere 60 Milliarden Dollar für das Gemetzel in der Ukraine (Angaben Stand April 2024). Ein paar Milliarden hin oder her dürften für die Kriegsmacher hier jedoch kaum ins Gewicht fallen. Schließlich bezahlt das meiste ja der amerikanische Steuerzahler und das Geld fließt anschließend ohnehin in die Kassen der Rüstungsindustrie bzw. der "Investoren" oder besser, der "Stakeholder".

Die Summen, die in die zahlreichen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen der USA insbesondere im Nahen- und Mittleren Osten (Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen, Jemen) sowie in Afrika flossen, auch noch aufzulisten, erspare ich mir – jeder Interessierte kann sie mit ein paar Klicks selbst recherchieren. Aber ich denke, Sie verstehen, worauf ich mit den oben genannten Zahlen hindeuten will.

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"Die Regierung in Washington und die Finanzmacht an der Wallstreet in New York haben ein stillschweigendes Abkommen: Das jährliche Defizit der Regierung in einer beachtlichen Höhe, zur Zeit bei knapp einer Billion, also 1000 Milliarden Dollar, wird von der US-Notenbank FED akzeptiert und gedeckt. Und es ist kein Zufall, dass diese Summe seit Jahren ziemlich genau dem Rüstungsetat entspricht." [~Rob Kenius; im Overton Magazin]

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Krieg ist ein Geschäftsmodell

Diese Erkenntnis ist zwar im Grunde nichts neues und auch die Betreiber dieses Geschäftsmodells sind alte Bekannte — die Rüstungsindustrie hat beinahe in jedem Krieg seit Beginn des 20. Jahrhunderts satte Profite eingefahren und diese im Lauf der Zeit und mit zunehmender Konflikthäufigkeit ins Unermessliche gesteigert. Dies hatte logischerweise zur Folge, dass die anglo-amerikanischen, europäischen und jüdischen Finanzmächte – die über ihre transnationalen Banken und Konzerne, das Kriegsgeschäft ohne jegliche Skrupel immer weiter vorantrieben – den Aufstieg der USA zur Weltmacht entscheidend beförderten und der "Militärisch-Industrielle Komplex" seine Machtposition weiter stärkte.

Vereinfacht gesagt, es wurde ein System geschaffen, in welchem sich (a) die Finanzoligarchen im Schatten der amerikanischen Flagge weitestgehend ungehindert immer weiter bereichern konnten und (b) ihr Einfluss auf die Politik allmählich so mächtig wurde, dass man sich irgendwann fragen musste, wer eigentlich die politischen Entscheider waren. Ein Auszug aus Dwight D. Eisenhowers berühmter Abschiedsrede von 1961 kommt einem in den Sinn:

»In den Regierungsgremien müssen wir uns davor hüten, dass der militärisch-industrielle Komplex ungerechtfertigten Einfluss erlangt, sei es auf Wunsch oder unaufgefordert. Das Potenzial für den verhängnisvollen Aufstieg einer fehlgeleiteten Macht besteht und wird fortbestehen. Wir dürfen niemals zulassen, dass das Gewicht dieser Kombination unsere Freiheiten oder demokratischen Prozesse gefährdet.«

Ungeachtet dieser Mahnung konnten die Kriegswirtschaftler und Kommunistenhasser die USA unter Lyndon B. Johnson drei Jahre später in den nächsten großen Krieg treiben. Er begann mit der Tonkin-Lüge und wie er ausging, wird einigen wohl noch bekannt sein.

Ob Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak, Syrien oder Libyen, ob Regierungsumstürze in Lateinamerika oder Afrika, ob Krieg gegen die Faschisten oder die Kommunisten oder der "Krieg gegen den Terror", in all diesen Kriegen gab es immer nur einen Gewinner: die Finanzoligarchen. Und stets waren es die gleichen, die die Zeche bezahlten – und das nicht nur mit ihrem Geld sondern millionenfach mit ihrem Leben.

Geradezu absurd mutet in diesem Zusammenhang der Begriff "Pax Americana" an, der die Zeit seit Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart als Zeit der "relativen Ruhe" (Merriam-Webster) bzw. des "relativen Friedens" (Wikipedia) in den Regionen, auf die sich die Macht der USA erstreckt hat, definieren soll.

Die Erfinder dieses euphemistischen Begriffs – der wohl in einem Anfall imperialistischen Größenwahns und in Anlehnung an die römische "Pax Romana" seinen Ursprung fand – dürften die "relative Ruhe" indes dazu genutzt haben, den Kapitalismus nach Ende des Kalten Krieges in eine neue Dimension zu hieven.

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Die Gobalisierung des Kapitalismus

Keine Angst, auch wenn dieser Zwischentitel so furztrocken wie der Titel eines wirtschaftswissenschaftlichen Aufsatzes klingt, soll das keineswegs bedeuten, dass ich jetzt tiefer in diese Materie einsteigen will. Dazu fehlt mir erstens die Expertise und zweitens die Zeit. Ich möchte nur der Frage weiter nachgehen, ob die USA bzw. die US-Regierung tatsächlich das sind, als was C.J. Hopkins sie im Eingangszitat bezeichnet hat: "Der Verwaltungsapparat eines supranationalen, global-kapitalistischen Imperiums".

Die Anfänge

Dass die "Globalisierung" ein Prozess ist, der nicht erst mit Ende des Kalten Krieges begann sondern schon weitaus früher, dürfte unstrittig sein. Sie erstreckte sich in der Anfangsphase nur noch nicht auf so viele Bereiche wie einige Jahrzehnte und zwei Weltkriege später.

»1914-18, 1939-45: Die militärische Globalisierung ging der zivilen voraus.« [~Ernst Reinhardt, Schweizer Publizist]

Als Grundsteinlegung für die Globalisierung kann sicherlich der Federal Reserve Act von 1913 sowie die damit einhergehende Gründung der Federal Reserve Bank(en) gesehen werden. Die Liste der Teilnehmer des hochgeheimen Gründungstreffens im November 1910 auf der Privatinsel J.P. Morgans, Jekyll Island vor der Küste Georgias, liest sich dann auch wie das Who-is-Who der anglo-amerikanischen und europäischen Hochfinanz:

Senator Nelson Aldrich (bekannt als Morgans Steigbügelhalter im Senat, dessen Tochter später in die Familie Rockefeller einheiratete); Henry P. Davison von J.P. Morgan & Co.; Frank A. Vanderlip (Präsident der National City Bank der Rockefellers); A. Piatt Andrew (Assistenzsekretär des Schatzamtes); Benjamin Strong von der Morgans Banker Trust Company sowie Paul Warburg von Kuhn, Loeb & Company. Andere Quellen nennen noch Arthur Shelton, der zu dieser Zeit Privatsekretär von Senator Aldrich war. Das Geheimnis um die Teilnehmer sowie jegliche Auskunft über Sinn und Zweck des Treffens wurde jedenfalls bis in die 1930er Jahre streng gehütet.

Die wichtigste Person bei diesem Treffen war vermutlich Paul Warburg, weil er profunde Kenntnisse über das Bankwesens in Europa hatte. Er war Partner bei Kuhn, Loeb & Company und ein Vertreter der Rothschild-Bankendynastie in England und Frankreich, wo er während seiner gesamten Laufbahn eng mit seinem Bruder Max Warburg zusammenarbeitete, der das Warburg-Bankenkonsortium in Deutschland und den Niederlanden leitete. Es mag daher auch kaum verwundern, dass Paul Warburg zu dieser Zeit einer der reichsten Männer der Welt war.

"Das Resultat von Warburgs Bemühungen war schließlich nach der Wahl Woodrow Wilsons zum US-Präsidenten der Federal Reserve Act vom 23. Dezember 1913, der noch am selben Tag die Gründung der US-Zentralbank FED besiegelte. Den ihm angebotenen Vorsitz der Zentralbank lehnte Paul M. Warburg als eben erst eingebürgerter deutscher Jude ab. Stattdessen wurde Warburg Mitglied des ersten Aufsichtsrates in der Geschichte der FED. Während des Ersten Weltkriegs wurde Warburg am 10. August 1916 zum stellvertretenden Vorsitzenden des Federal Reserve-Aufsichtsrats bestellt." [Quelle: Wikipedia]

"Paul Warburg ist der Mann, der den Federal Reserve Act gestaltet hat, nachdem der Aldrich-Plan in der ganzen Nation auf Feindseligkeit und Missgunst getroffen war. Das Mastermind hinter beiden Plänen war Baron Alfred Rothschild aus London." [~Ely Garrison; aus "Roosevelt, Wilson and The Federal Reserve"; Boston 1931]

Als Warburg am 24. Januar 1932 in seinem Haus in New York City starb, war er Vorsitzender der Manhattan Company und Direktor der Bank of Manhattan Trust Company, der Farmers Loan and Trust Company of New York, der First National Bank of Boston, der Baltimore & Ohio Railroad, der Union Pacific Railroad, der Los Angeles & Salt Lake Railroad, der Western Union Telegraph Company, der American I.G. Chemical Company* (dazu gleich noch mehr), der Agfa Ansco Corporation und der Warburg & Company of Amsterdam. [Quelle: eng.wikipedia.org]

Warburg war es auch, der die Gründung des Council on Foreign Relations (CFR) im Jahr 1921 vorantrieb und an der Gründungsverhandlung teilnahm. Mit dem CFR – in Großbritannien "Chatham House" – wurde in erster Linie ein weiteres Instrument geschaffen, um die US-Außenpolitik im Sinne der Finanzoligarchie zu beeinflussen und zu steuern.

"Als Ergebnis der Diskussionen auf der Pariser Friedenskonferenz traf sich eine kleine Gruppe britischer und amerikanischer Diplomaten und Wissenschaftler am 30. Mai 1919 im Hotel Majestic in Paris und beschloss, eine anglo-amerikanische Organisation mit dem Namen 'The Institute of International Affairs' zu gründen, die Büros in London und New York haben sollte. Aufgrund der in der amerikanischen Gesellschaft vorherrschenden isolationistischen Ansichten hatten die Gelehrten Schwierigkeiten, mit ihrem Plan Fuß zu fassen, und konzentrierten sich stattdessen auf eine Reihe von diskreten Treffen, die seit Juni 1918 in New York City unter dem Namen 'Council on Foreign Relations' stattfanden. Geleitet wurden die Treffen von dem Wirtschaftsanwalt Elihu Root, der unter Präsident Theodore Roosevelt Außenminister gewesen war, und an denen 108 'hochrangige Beamte von Banken, Industrie-, Handels- und Finanzunternehmen sowie viele Anwälte' teilnahmen. Die Mitglieder waren Befürworter von Wilsons Internationalismus, zeigten sich aber besonders besorgt über 'die Auswirkungen, die der Krieg und der Friedensvertrag auf die Nachkriegsgeschäfte haben könnten'." [Quelle: clarityofsignal.com; Link beigefügt]

Die Teilnehmer sahen hier eine Chance, eine Organisation zu gründen, die Diplomaten, hochrangige Regierungsbeamte und Wissenschaftler mit Anwälten, Bankiers und Industriellen zusammenbrachte, um die Regierungspolitik zu gestalten. Am 29. Juli 1921 reichten sie eine Gründungsurkunde ein und gründeten damit offiziell den Council on Foreign Relations.

*American I.G. Chemical Company – Vielleicht konnten Sie es sich schon denken: Es handelt sich um dieselbe I.G., wie die I.G. Farben, die Hitlers Kriegsmaschinerie angetrieben hat und deren "Rechtsexperte", der stramme Nazi Walter Hallweg, 1958 der erste Kommissionspräsident der (heute EU genannten) Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wurde. Was für ein "Zufall"!

Hierzu nochmals ein Blick in die englische Wikipedia:

"Die amerikanische IG verdankt ihre Entstehung einem deutschen Unternehmens-konglomerat, nämlich der Interessens-Gemeinschaft Farbenindustrie AG, kurz IG Farben genannt. Das Unternehmen und das Industrieimperium, das die 'IG' kontrollierte und befehligte, wurden als 'Staat im Staat' bezeichnet."

"Das Farben-Kartell entstand 1925, als Hermann Schmitz, der Hauptorganisator, mit finanzieller Unterstützung der Wall Street den riesigen Chemiekonzern schuf, indem er sechs bereits riesige deutsche Chemieunternehmen - die Badische Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen (BASF), Bayer, Agfa, Hoechst, Weiler-ter-Meer und Griesheim-Elektron - zusammenschloss. Diese sechs Unternehmen wurden in der Interessen-Gemeinschaft Farbenindustrie AG, kurz IG Farben, zusammengeführt."

"Im Jahr 1928 wurden die amerikanischen Beteiligungen der IG Farben, nämlich die amerikanischen Niederlassungen der Bayer Company, der General Aniline Works, der Agfa Ansco und der Winthrop Chemical Company, in eine Schweizer Holdinggesellschaft eingebracht, die den Namen Internationale Gesellschaft für Chemische Unternehmungen AG oder kurz IG Chemie erhielt. Die Mehrheitsbeteiligung an dieser Gesellschaft lag bei der IG Farben in Deutschland. Im darauf folgenden Jahr, 1929, nur ein Jahrzehnt vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, fusionierten diese amerikanischen Unternehmen zur American IG Chemical Corporation, kurz American IG, die später in General Aniline & Film umbenannt wurde."

"Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs war die IG Farben, das deutsche Chemiekonglomerat, das größte Produktionsunternehmen der Welt und übte im nationalsozialistischen Deutschland einen außerordentlichen wirtschaftlichen und politischen Einfluss aus. Im Jahr 1936 war es die Hauptquelle für Zyklon B, das in deutschen Konzentrationslagern verwendete Gift[gas]. Von 1942 bis 1945 setzte das Unternehmen Sklavenarbeiter aus den Konzentrationslagern der Nazis ein. Nach 1945 wurden drei Mitglieder des Vorstandes der amerikanischen IG als deutsche Kriegsverbrecher verurteilt. Im Jahr 1952 wurde die IG Farben wieder in BASF, Bayer und Hoechst aufgeteilt."

Warburg war also federführend bei der Gründung der US-Notenbank FED und des Council on Foreign Relations und außerdem Vorsitzender und Direktor der American I.G., der US-Niederlassung der I.G. Farben — derselben I.G. Farben, die das Gas für die Gaskammern lieferte und die die Kriegsmaschinerie der Nazis im Zweiten Weltkrieg befeuerte. Was für eine Ironie, dass Warburg deutscher Jude war!

Aber auch Andere hatten ihre Finger im Spiel, darunter eine Reihe von Bänkern sowie Direktoren großer Unternehmen mit Sitz in den USA, Deutschland und der Schweiz.

Im Krieg florieren bekanntlich die Geschäfte

Dass amerikanische Großkonzerne wie General Motors, Ford, IBM oder auch Standard Oil (Rockefeller) gute Geschäfte mit dem aufstrebenden Dritten Reich machten, ist ebensowenig ein Geheimnis wie die Verstrickungen zwischen der in Basel ansässigen Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ; engl.: Bank for International Settlements - BIS) mit der Deutschen Reichsbank, der Banca d'Italia, der Bank of England und der Federal Reserve Bank of New York während des Zweiten Weltkriegs.

»Während sich die Soldaten ihrer Länder gegenseitig abschlachteten, saßen Reichsbankpräsident Walther Funk, Gouverneur Vincenzo Azzolini von der Banca d'Italia und Gouverneur Montagu C. Norman von der Bank of England friedlich im Verwaltungsrat der BIZ. Vollamtlicher Bankpräsident vom Januar 1940 bis Juni 1946 und Bindeglied zur Federal Reserve Bank of New York war der US-amerikanische Bankier Thomas H. McKittrick.« […]

»Das grösste Interesse am Handel mit dem Dritten Reich hatten jene US-Trusts, die sich am besten auf die Eigenheiten des staatlich kontrollierten deutschen Aussenhandels eingestellt hatten und mit dem Reich profitable Geschäfte machten. So auch die Firma IBM, deren Präsident Thomas J. Watson sr. im Juli 1937 von Hitler das 'Verdienstkreuz des Ordens vom Deutschen Adler mit dem Stern' entgegengenommen hatte. Dieser Naziorden wurde Watson verliehen, weil IBM die Aufrüstung im Dritten Reich durch den Export ihrer Hollerith-Lochkartentechnik unterstützte.« [aus: "Bankgeschäfte mit dem Feind – Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich im Zweiten Weltkrieg – Von Hitlers Europabank zum Instrument des Marshallplans"; von Gian Trepp]

Die Sowjetunion, erklärter Erzfeind der USA, saß natürlich nicht mit am Gabentisch der Imperialbänker, als diese ihre Geschäfte u.a. auch mit "jüdischem Raubgold" tätigten. So hatte bereits im März 1940 der von der Reichsbank abgeordnete deutsche Generaldirektor der BIZ, Paul Hechler in einem Memorandum für Bankpräsident McKittrick (ein enger Rockefeller Vertrauter) festgehalten, die Reichsbank habe kurz nach Kriegsausbruch im Herbst 1939 damit begonnen, ihre Zinsschuld bei der BIZ durch "Goldabtretungen" zu begleichen.

Die Sowjets hatten die Bank seit ihrer Gründung im Jahr 1930 stets als Zentrum einer "weltweiten Verschwörung des reaktionären Finanzkapitals" kritisiert. Aber die Geschichte der Bildung eines westlichen "Finanzblocks" reicht noch weiter zurück, wie der Autor Guido Giacomo Preparata in seinem Buch "Hitler heraufbeschwören – Wie Großbritannien und die USA das Dritte Reich haben entstehen lassen" darlegt.

Er beschreibt darin, wie die Strategie der USA und Großbritanniens stets darauf abzielte, Deutschland und die Sowjetunion gegeneinander in den Krieg zu treiben – beginnend in den 1920er-Jahren damit, die Aufrüstung Deutschlands, den Aufstieg der NSDAP und dann die einzelnen militärischen Schritte Hitler-Deutschlands bis hin zur Operation "Barbarossa" zuzulassen und zu fördern.

Dabei spielte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – neben dem CFR – eine gewichtige Rolle oder besser: sie war ein entscheidendes Element im Kampf gegen die Sowjetunion und zur Schaffung eines deutschen Staates als Vasall des sich zum globalen Hegemon aufschwingenden US-Finanzimperiums.

Die Ironie an dieser Geschichte ist, dass die Sowjetunion, der man zweifellos den Hauptanteil am Sieg gegen Nazideutschland zuschreiben muss, von Beginn an nicht nur gegen die Faschisten kämpfte – was auch das vorgebliche Motiv der westlichen Aliierten war – sondern gegen ebendiese westliche Finanzoligarchie, die mit den Nazis munter Geschäfte machte — und dies schlussendlich mit mehr als 25 Millionen Toten "bezahlen" musste.

Die Operation "Barbarossa"* war zwar gescheitert, die Sowjets einmal mehr nicht besiegt, aber die USA, genauer: die Großbänker, hatten sich die Kontrolle über den Großteil Europas gesichert und über das verbliebenen Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technologiepotential Deutschlands samt (Alt-Nazi-)Personal gleich mit.

*(Anm.: In der "Geschichtsschreibung" wird die Planung der Operation Barbarossa zwar einmütig Hitler zugeschrieben, der auch schon in "Mein Kampf" seine Vision einer deutschen Ostexpansion skizziert hatte und der in der Sowjetunion sowohl "eine Quelle lebenswichtiger Ressourcen als auch einen Rassenfeind" sah, "der erobert werden musste". Aber abgesehen von letzterem – was wohl vor allem Hitlers Rassenwahn zugeschrieben werden kann – sollte man dabei nicht vergessen, wer zuvor in "Hitlers Krieg" investiert und später dafür die Dividenden einkassiert hatte. Wenn man sich die berühmte Frage "Cui bono?" stellt, wird einem schnell klar, wer an diesem bis dato größten Krieg der Menschheitsgeschichte sowohl geostrategisch als auch finanziell am meisten profitierte — die vom Krieg Terrorisierten sicher nicht.)

Die Kriegsgewinnler bauen ihr Machtnetzwerk aus

Die Gründung der Vereinten Nationen (1945), der WHO (1948; erster Generaldirektor Brock Chisholm – ein glühender Verfechter der Weltbürgerschaft und Weltregierung), der NATO (1949) und schließlich 1957 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) mit ihrem ersten Kommissionspräsidenten, dem Alt-Nazi Walter Hallstein [Bild oben] – unter Hitler Führungsmitglied des berüchtigten NS-Reichswahrerbundes und, Sie erinnern sich, "Rechtsexperte" der IG-Farben – waren die nächsten taktischen Schachzüge der altbekannten Strippenzieher, um weitere effiziente "Werkzeuge" für die (globale) Ausdehnung ihres Finanzimperiums zu schaffen.

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges brach schließlich eine neue Zeit an. Für die einen war es vor allem der Beginn einer neuen Hoffnung auf dauerhaften Frieden, für die anderen der Startschuss um den Siegeszug des Kapitalismus unter nun noch besseren Bedingungen (der ehemalige Ostblock lag wirtschaftlich am Boden) weiter voranzubringen – auf globaler Ebene wohlgemerkt.

McDonalds und CocaCola in Moskau mögen hier nur plakative Symbole dieses Siegeszugs sein, aber wer hätte das vormals je für möglich gehalten?

Und natürlich ließ man sich die Chance nicht entgehen, bei dieser Gelegenheit auch gleich den militärischen Einfluss in Europa weiter nach Osten, in die ehemaligen Sowjetrepubliken auszudehnen. Die NATO-Osterweiterung nahm ihren verhängnisvollen Anfang.

Lord Hastings Lionel Ismay, Winston Churchills leitender militärischer Assistent während des Zweiten Weltkriegs und später erster NATO-Generalsekretär, brachte den Willen aller Mitglieder dieser angeblich "defensiven" Organisation unverblümt zum Ausdruck, als er Anfang der 1950er Jahre trocken konstatierte, der Zweck der NATO sei es, "in Europa die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten".

75 Jahre, etliche Angriffskriege und Millionen Tote später ist die NATO – deren Mitgliederzahl von anfänglich 12 auf mittlerweile 32 angeschwollen ist – kurz davor, in der Ukraine den Dritten Weltkrieg vom Zaun zu brechen. Womöglich einen nuklearen. Aber Hauptsache der Rubel...Verzeihung, der Dollar rollt!

Fragt sich allerdings wie lange noch, wenn man die derzeitigen Entwicklungen – Ukrainekrieg, Israel/Gaza, Taiwan, BRICS+ & Co, Präsidentenwahl in den USA etc. – ein wenig genauer analysiert. Aber das soll Stoff für den 2. Teil sein, den ich hoffentlich in Kürze fertigstellen kann — so es meine Tabak- und Espressovorräte und natürlich meine Frau zulassen, die ich beim Recherchieren & Schreiben solcher "Monsterbeiträge" leider sträflich vernachlässige (Danke Schatz, für deine Geduld!).

Meinen Dank an dieser Stelle auch schon mal vorab an die Leser, die bis hierher durchgehalten haben. Sie dürfen weiter gespannt bleiben, denn gerade in Bezug auf Geopolitik und transnationales Finanzwesen sind die tatsächlichen Hintergründe des Spektakels im Vordergrund oftmals völlig andere, als man vermuten möchte. Und gerade in turbulenten Zeiten wie diesen fällt es manchmal schwer, Zusammenhänge zu begreifen, die das eigene Weltbild zum Einsturz bringen können. Meines hat sich jedenfalls in den vergangenen vier Jahren grundlegend gewandelt, ebenso wie mein Blick auf "die Geschichte" — die offenbar ganz anders verlief als laut der "Version", die man uns seit Ende des Zweiten Weltkriegs eingebläut hat.

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»Die Illusion der Freiheit wird so lange aufrechterhalten, wie es profitabel ist, die Illusion aufrechtzuerhalten. An dem Punkt, an dem die Illusion zu teuer wird, um sie aufrechtzuerhalten, werden sie einfach die Kulissen abbauen, die Vorhänge zurückziehen, die Tische und Stühle aus dem Weg räumen und man wird die Backsteinmauer im hinteren Teil des Theaters sehen.« ~Frank Zappa

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