Es war einmal ein Wald, in dem lebten Hasen und Füchse, und die Füchse waren in der Mehrheit.
Über Jahrhunderte trafen sie sich regelmäßig und meist stimmten dabei acht Füchse und zwei Hasen über das Abendessen ab. Dies ging meist nicht gut aus für die Hasen, aber die fanden das völlig normal. Eines Tages aber fingen einige Hasen an sich zu beschweren. Die schlauesten unter den Füchsen vernahmen dies und unterstützten die Hasen in ihrem Anliegen. Die Mehrheit der Füchse lehnte dies natürlich ab. Aber nach Jahren der Diskussionen und Prügeleien im Wald wurde von der Mehrheit aller Füchse und Hasen eine neue Ordnung beschlossen.
Fortan bekam jeder Hase am Tag seiner Geburt eine Schrotflinte. Diese sollte jedem Hasen die Möglichkeit geben sich gegen Übergriffe der Füchse zur Wehr setzen zu können. Die Weisen unter den Füchsen und Hasen hatten erkannt, dass der Besitz der Schrotflinten besonders in schwierigen Situationen für die Hasen wichtig war. Schließlich hatten schon öfter in Krisenzeiten einige Füchse einfach ein paar Hasen gegessen. Seit die Hasen aber Schrotflinten hatten, lebten die Bewohner des Waldes mit mehr Freiheit, Frieden, Sicherheit und Solidarität wie nie zuvor.
Nach einigen Jahrzehnten kam eine Krise in Form einer bis dahin unbekannten Hasen-Grippe. Diese führte zu Unruhe unter den Bewohnern, woraufhin die Füchse den Hasen rieten, ihre Schrotflinten abzugeben. In dieser unruhigen Situation wäre dies besser, und damit nicht ein Hase dem anderen in den Hintern schießt, sollten alle solidarisch zusammenhalten. Viele der Hasen hielten dies für eine hervorragende Idee. Sie waren in den letzten Jahren eh skeptisch geworden und die meisten hatten bei dem Gedanken an Schrotflinten ein gewisses Unbehagen.
Zudem trat gerade bei jüngeren Hasen ein neues Phänomen auf, die Hasendemenz: Viele wussten nicht oder wollten nicht wissen, warum sie eigentlich eine Schrotflinte hatten und warum dies so wichtig für sie war – die anderen hat es gar nicht interessiert. Und so jubelten viele Hasen und gaben ihre Schrotflinten den Füchsen wieder zurück, auch weil diese versprochen hatten, dass dies nur für diese Krise so sein sollte.
Seitdem entscheiden wieder acht Füchse und zwei Hasen ohne Schrotflinten über das Abendessen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann halten die Hasen es noch heute für eine gute Idee, dass sie ihre Schrotflinten wieder abgegeben haben.