Hatte der Stern die Hitler-Tagebücher immerhin noch als Fälschung, so war man bei Correctiv zwei Jahre nicht mal in der Lage, auch nur den Klappentext von Martin Sellners Buch zu lesen. Das sogenannte Recherche-Netzwerk bespitzelte illegal ein privates Treffen und konstruierte aus Wortfetzen Deportationspläne, die es nie gegeben hat. Aus der Anwesenheit nicht mal einer handvoll unbedeutender AfD-Politiker und dem Inhalt eines mittlerweile seit zwei Jahren käuflich zu erwerbenden Buches bastelten die Kämpfer für Gerechtigkeit und Demokratie Pläne, die es seit dem Dritten Reich nicht mehr gab und die den Führer wohl vor Neid in eine tiefe Ohnmacht befördern würden, würden sie denn real existieren.
Anwesende wurden nicht befragt; Zitate, Belege, gar Dokumente nicht vorgelegt. Die historische Absolution erhält das ganze durch den investigativen Coup des Jahrtausends: der Ort des Treffens befindet sich nur etwa 7 Kilometer vom Ort der Wannseekonferenz entfernt – Correctiv zieht eine historische Luftlinie, die so fern von Bildung und Anstand ist, dass sämtliche Beteiligten sich selbst offenbaren - als historische Luftnummer. Immerhin können sie Google Maps bedienen.
Dass Reichstag und Kanzleramt nur etwa 600 Meter entfernt vom Führerbunker liegen und durch räumliche Nähe viel mehr Grund zur historischen Sorge bieten, kommt ihnen wohl kaum in den Sinn. Im „Kampf gegen Recht(s)“ ist jedes Mittel recht!
Das sehen auch die Schreiber der in Deutschland verteilten Redaktionsstuben so und verbreiten die Meldung ohne kritische Prüfung oder gar eigene Recherche. „Nach Berichten des Recherche-Netzwerkes Correctiv …“, schallt es landauf landab. Wenn es „gegen Rechts“ geht, ist schon die Idee der Eventualität der Möglichkeit schwerwiegender für einen deutschen Journalisten als jeder Beweis jemals sein könnte. Nie wieder ist eben nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt. Und Inhalte belasten nur.
In der Folge sind die Innenstädte voll mit Menschen, die glauben sich einer Barbarei entgegenzustellen, die offenkundig nur eine Phantasterei von Politik und Presse ist und eben das Narrativ bedient. Organisiert wird der Protest von den lokalen Ablegern der Regierungsparteien SPD und Grüne oder deren Vorfeldorganisationen wie Gewerkschaften, Fridays for Future u. a. Die Regierung bringt also im eigenen Interesse Menschen auf die Straße, die dann gegen die vermeintliche Reinkarnation von Hitler und Goebbels Stellung beziehen. Der Übergang von einer politischen zu einer paramilitärischen Stellung scheint sehr fließend – einige von Linken niedergeknüppelte Oppositions-Politiker können dies seit Jahren bezeugen. Die Demonstranten sind die Jubelperser einer untergehenden Regierung, die sich an die Macht klammert und lieber die Opposition bekämpft als das Volk zu befrieden. Ein gemeinsamer Feind ist eben der beste Schutz vor kritischen Fragen. Don Quichotte würde sie wohl bemitleiden, hatte er doch zumindest mit den von ihm bekämpften Windmühlen noch etwas, gegen das er kämpfen konnte – zwar sinnlos, aber immerhin existent.
Die Presse hält die Suggestion aufrecht, es handele sich bei den von ihnen interviewten Teilnehmern um unbescholtene Bürger ohne Parteibuch oder politisches Engagement. Die meisten werden als „Demonstrationsteilnehmer“ gekennzeichnet oder nur mit Namen genannt. Auf einem x-Account findet sich eine Auflistung von 90 (!) interviewten allein in den ersten Tagen, die nicht als Mitglieder der oben genannten Organisationen gekennzeichnet wurden. In einigen Fällen handelt es sich bei den Interviewten gar um Mitarbeiter des ÖRR, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Journalistische Sorgfalt und Transparenz stellt man sich anders vor, die Presse wirkt als Sekundant der Politik im Kampf gegen was auch immer sie glauben zu bekämpfen.
Bekämpft wird in Wahrheit die größte demokratisch legitimierte Oppositionspartei, deren Umfragewerte durch die Decke gehen. Ursache ist weniger die immer wieder angeführte Naivität oder gar Dummheit des angeblich enttäuschten und verunsicherten aber im Kern doch eigentlich für tumb gehaltenen Wahlvolkes. Vielmehr treibt wohl die desolate Politik der Regierung und deren mangelhafte Selbstreflexion viele Wähler zu einer Partei, die eben nicht Wetteränderungen, Wortendungen oder die Anzahl von Geschlechtern und Klos für die wesentlichen Probleme unseres Landes hält.
In einer funktionierenden Demokratie würden sich die Beteiligten der Diskussion stellen und Argumente vortragen – vor allem würden sie gewählte Parteien als demokratisch legitim anerkennen, nicht auf Basis herbei fantasierter Pläne gegen sie agitieren. Sie haben sich vielmehr den Staat zur Beute gemacht: besetzen Posten in Ministerien, erhalten Macht, Geld und Einfluss. Dies schwindet bei SPD und CDU seit Jahren langsam aber stetig, die Grünen finden gerade Gefallen daran. Da sind die Umfragen nicht nur Störfeuer, sie sind Angst-Trigger. Man hat Angst Posten, Einfluss, Macht und Geld verlieren. Dazu scheinen alle Mittel recht, um die Opposition zu diffamieren.
Sogar der Verfassungsschutz soll mit im Boot sitzen und das eingangs beschriebene Treffen abgehört haben. Da nicht mal eine Ordnungswidrigkeit festgestellt werden konnte, soll das Material an die Redaktion von Correctiv weitergegeben worden sein mit dem Hinweis wie man daraus einen Skandal machen könne, der ja nie existierte. Falls der Verfassungsschutz allen ernstes geheimdienstliche Informationen an eine Redaktion durchgestochen haben sollte, damit auf jeden Fall irgendwie irgendein „Skandal“ für die Presse dabei herausspringt, dann haben wir in Deutschland ein ernstes Problem: dies wäre in der Dimension von Watergate mal Spiegelaffäre mal Hitler-Tagebücher hoch zehn – die Führung des Verfassungsschutzes und die Bundesregierung müssten geschlossen den Hut nehmen.
Aber dazu wird es wohl kaum kommen, der „Kampf gegen Rechts“ ist schließlich viel staatstragender als die Verfassung, da geht man lieber nochmal mit Gratismut bei Sonnenschein das Gewissen erleichtern. Motto: Je länger das Dritte Reich zurückliegt, umso größer wird der Widerstand.