Ok. Die Frage, wie man innerhalb weniger Tage eine Partei spaltet, ist jetzt gültig und kompetent beantwortet. Man kann Werner Faymann ja vieles vorwerfen, aber dass er weltmeisterlich im Nichtführen und Lavieren ist, lässt sich nicht mehr verbergen. Man darf gespannt sein, ob die Elastizität seines Rückgrades noch weiter steigerbar ist.
Die spannendste Frage ist derzeit wohl, ob HC die kommenden Ibiza-Wochen dazu nutzen kann, durch überbordende Disco-Actions den Spielraum des Kanzlers für neue Genossenvertreibungen noch maßgeblich zu erweitern, oder ob er der Versuchung erliegt, aktiv in das österreichische Vorwahlgeschehen einzugreifen und damit den Eifer der Koalitionsparteien bremst, ihn weit rechts zu überholen.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich mir den begabten Zahntechniker a.D. bei seinem Einzug ins Kanzleramt vorstelle... links säbelrasselnde Kappler-Wappler - rechts seine Wehrsport-Übungsfreunde... ein festliches Spalier der Modernisierungs-Verlierer und ich wünsch mir, dass Manfred Deix diesen erhebenden Moment für die Ewigkeit festhält.
Dass diese Ewigkeit tausend Jahre anhält, ist freilich auch diesmal nicht zu befürchten... es ist ja nimmer so viel in der Staatskasse, dass man sie Jahrhunderte lang ausplündern könnte... und wie sich in der Ukraine täglich zeigt, sind auch Fracking-Konzessionen und Beraterverträge für Parteifreunde letztlich eine begrenzte Manövriermasse. Aber, wenn dann auch der letzte "völkische Fremdkörper, der noch Beiträge in die Pensionskasse einbezahlt hat, erfolgreich abgeschoben sein wird, könnte es sein, dass die Republik gewisse Schwierigkeiten bekommt, die sommerlichen Flug- und Disco-Kosten des dann entlang seiner weißen Linien auf der weißen Insel zur "Weißheit" gereiften Kanzlers HC noch in vollem Umfang zu begleichen...
Und ganz ehrlich... wie es dann weitergehen könnte, übersteigt meine kühnsten Fantasien. Vielleicht sehnen wir uns dann wieder nach einem Kanzler mit situationselastischem Rückgrad?