Deine Schönheit trifft mein Herz mit tausend glühend heißen Speerspitzen I

Es sind die Ereignisse, die Zusammenhänge, die Geschichten erzählen. Geschichten, die immer dieselben sind und auch wieder nicht. Alles geschieht immer und immer wieder. Was, was nicht schon erzählt, empfunden oder erlitten?

Am Anfang war das Wort!

Deine Schönheit blendet meine Augen, und sie trifft mein Herz mit tausend glühend heißen Speerspitzen. Er erlaubt ihrer Schönheit, in ihn einzudringen.

Oooh, ich schenke dir mein Herz und jetzt pump mich voll!

Er lebte sein Leben schon immer in der Vergangenheit, eingewoben in ein dichtes Netz aus Erinnerungen, an verpasste Gelegenheiten. Sein Leben war voll von diesen hätte-sollen-Augenblicken, diesen unscheinbaren Ereignissen, auf den ersten Blick bedeutungslos, in denen sich vielmals sein ganzes weiteres Leben entschied, die unbemerkt und plötzlich aus dem Nichts auftauchten und ebenso schnell auch wieder dorthin verschwanden. Er hätte in diesen Augenblicken fühlen, gehorchen, bleiben, gehen, zuhören, lächeln, küssen, lieben sollen. Er tat es nicht. Warum auch immer, er konnte es nicht sagen, er wusste nur, für ihn machten all diese verpassten Gelegenheiten die Zukunft vorhersehbar. Sein Leben war eine endlose Aneinanderreihung von Versäumnissen. Nichts ist von Dauer, nichts von Bedeutung. Als sie in sein Leben trat, war etwas Unvorhergesehenes geschehen. Er konnte es sich nicht erklären, wusste nur, dieses eine Mal durfte er es nicht wieder verpassen. Sie hatte den Kokon der Verbitterung, der ihn gefangen hielt, einfach mit ihren Blicken zerstört, Zukunft und Vergangenheit zum Stillstand gebracht, das Jetzt in seinem Leben manifestiert. So, oder zumindest so ähnlich, hatte er sich das Unbegreifliche erklärt und war fest entschlossen, dies auch zu glauben, dass mit ihr alles anders werden konnte, er mit ihrer Hilfe aus seiner Melancholie, seiner Lieblosigkeit, seiner Todessehnsucht, den Weg zurück ins Leben finden würde. Ihr hatte er bisher nie davon erzählt, wie auch, er war davon selbst nicht wirklich überzeugt, er zwang sich einfach, daran zu glauben, durch sie seine unbedeutende, lächerliche Existenz einfach weglieben zu können und nicht mehr weglügen zu müssen.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so verwirrt gewesen zu sein, wie damals, als sie sich unter all den vielen lärmenden Menschen das erste Mal trafen. Sie starrten einander an, konnten und wollten den Blick nicht abwenden, und sie konnte ihm durch traurige Augen bis tief auf den Grund seiner Seele blicken, seine Verzweiflung, seine Hoffnungslosigkeit sehen und spüren, war sofort fest entschlossen ihn aus seiner Verbitterung zu befreien. Sie wollte nicht, dass er etwas sagt, diesen magischen Augenblick zerstört. Sie streckte ihre Hand aus, wollte ihm den Finger auf die Lippen legen – nein, sag nichts – er griff nach ihrem Handgelenk, mehr ein Reflex, eine Abwehr, schob die Hand weg, ließ sie nicht los, umklammerte ihr Handgelenk so fest, dass es sie zu schmerzen begann, um dann ihre Hand an seine Lippen zu führen und sie zu küssen, ohne ein Wort gesagt und den starren Blick von ihr abgewendet zu haben. Ihr Blut sang in den Ohren, ihr Herz schlug im Hals, hoch oben zwischen ihren Schenkeln spürte sie ein Zittern, immer stärker, das sie fortriss. Sie ging einfach mit ihm, stellte keine Fragen, wehrte sich nicht, ließ sich entführen, ohne Zweifel, ohne Angst, ihres gemeinsamen Schicksals gewiss, entschlossen, ihn aus seiner Verbitterung zu befreien, sicher, das Ziel ihrer Reise erreicht zu haben, angekommen zu sein, ihre Bestimmung gefunden zu haben. Später erzählte sie ihm davon, dass es ihr, als er sie so kräftig am Arm gepackt hatte sofort gekommen war, und sie sich in diesem kurzen Moment sicher war, dass sie beide für einander bestimmt wären.

Er umarmte sie, klammerte sich an sie wie ein Ertrinkender, voll Furcht, er könnte sie wieder verlieren und im Ozean der Einsamkeit ertrinken, wenn er sie nicht festhielte. Er hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben, wusste nur zu gut, aus seinen vergeudeten Zeiten mit allen vor ihr, nicht ein Name fiel ihm in diesem Moment ein, wie es ist, alleine zu kommen, sich gesichtslose Zärtlichkeiten und Leidenschaft träumen zu müssen, im Bett, am Klo – scheiß drauf! - zu onanieren und sich zu sehnen, weshalb er, ja, fast Dankbarkeit empfand. Verpass es nicht wieder, du Idiot. Für einen Moment war er überzeugt, das muss Liebe sein! Ja, ich bin mir sicher. Jetzt fühlte er sich entschlossen, bereit, stark, voller Energie und Zuversicht.

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liberty

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fischundfleisch

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Petra vom Frankenwald

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