Nationalökonomen, Metaphysiker der Volkswirtschaft

Das Wohl und Weh von Volkswirtschaften hängt einzig und allein am Wachstum. Sagen die Nationalökonomen, die Metaphysiker der Volkswirtschaft. Gemessen wird das Wachstum einer Volkswirtschaft am BIP, also dem Bruttoinlandsprodukt, der Summe aller Waren und Dienstleistungen, die in einem bestimmten Zeitraum innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt und erbracht wurden, in Relation zur Vorperiode .

Das Böse hat auch etwas Gutes

Gibt es einen Zuwachs, wird das Wachstum genannt, und alles ist gut, tritt das Gegenteil ein, ist das eine Katastrophe. Werden die gewünschten Zuwächse nicht mehr erreicht, werden die Berechnungsmethoden, wie 2009 seitens der Kommission der Europäischen Gemeinschaft dem Rat und dem europäischen Parlament unter dem Titel "Das BIP und mehr" geraten, einfach geändert. Die Messung des Fortschritts soll in einer Welt im Wandel an die eben geänderten Verhältnisse angepasst werden, empfahlen Nobelpreisträger und andere Experten, weshalb seither auch die Schattenwirtschaft bei den Berechnungen mitberücksichtigt wird, wenn auch mangels Daten nur im geschätzten Ausmaß. Irgendwie genial, denn gerade diese Bereiche - Schwarzarbeit, Drogen, Schmuggel, Prostitution - boomen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten allemal, und so hat das Böse wenigstens auch etwas Gutes.

Gott bewahr', vor allem was ein Glück ist

Zum Glück gibt es viele, wenn auch nur von regionaler Bedeutung, aber um nichts weniger kreative nationalökonomische Kapazunder. Da wird schon einmal zum Wohle der Volkswirtschaft der Break-Even der Flüchtlingskatastrophe errechnet, oder das Absenken arbeitsloser Einkommen empfohlen, damit sich Leistung für Hungerlöhne wieder lohnt. Ohne Zögern werden in einem Nebensatz ganze Staaten und Länder in den Bankrott geschickt.

Die herbeiphantasierten volkswirtschaftlichen Vorteile treten jedoch nur dann ein, lassen sie uns, die Unwissenden, bedeutungsvoll und einschränkend wissen, wenn das von ihnen definierte eine Unabdingbare gelingt, das fundamentale Andere strategisch richtig umgesetzt wird, der Winter nicht zu lange, der Sommer nicht zu heiß und überhaupt alles so eintritt, wie angenommen. Soll heißen: Selber schuld, wer dran glaubt. Länder werden gnadenlos kaputtgespart, Menschen verlieren zwecks Erhöhung der volkswirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit ihre Arbeit, Reiche werden unendlich reicher, weil sie uns sagen, so muss es sein. Gott bewahr‘, vor allem was ein Glück ist!

Schönes Wetter im Kongo vorausgesetzt

Eines muss von jenen, die daran glauben immer mitgedacht werden: die Weltwirtschaft ist sehr verflochten, weshalb das Eintreffen von Prognosen immer unsicher bleibt. Denn wisset, Ahnungslose: Bekommt der Chinese Probleme, profitiert zwar der Russe, der allerdings leidet unter den Sanktionen, die dem Amerikaner zwar ein Wachstum bescheren, wegen der Schwierigkeiten der Brasilianer aber nur dann, wenn im Kongo schönes Wetter ist. Ölpreis, Dollarkurs, Rubelabwertung, EURO-Krise, die Börsen in Chicago, Shanghai und London, Griechenland hin oder her, wenn alles passt, wird alles gut, prophezeien sie uns und wenn nicht, dann ist eben alles ganz anders. Der Volkswirt weiß immer wie es wird und woran es lag, dass es anders gekommen ist, als vorhergesagt.

Die Gründe sind vielfältig

Volkswirtschaft ist, wenn die Leute kein Geld haben. Das hat vielfältige Gründe, die feinsten sind, wie wir von Tucholsky wissen, die wissenschaftlichen. Die Nationalökonomie ist eben die Metaphysik des Pokerspielers.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 11.03.2016 21:48:55

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