Dachte ich!

Die nette Empfangsmitarbeiterin bat mich rein. Sagte jedoch zu ihr, dass der Termin erst in einer halben Stunde sei und ich mich seelisch und moralisch darauf vorbereiten möchte. Hier draußen.

Ging um die Ecke, Werkzeugkasten abgestellt. Hilti heraus, Schalldämpfer aufgesetzt. Blickte um eine weitere Hausecke, Scharfschütze hat sich positioniert. Gut! Sagte vorab zu ihm, er soll sich als Fluglotse verkleiden und mit den Armen und den Fähnchen so wedeln, als wenn gerade ein Flugzeug landet.

„Sssss“, „sssss“, „sssss“. Nach ungefähr 5 Minuten hat ich ungefähr 0,01 cm von der Wand gerissen . Stelle den Hilti kurz ab und küsste mir auf den linken Bizeps, nahm ein Schweißtuch und wischte mir die Stirn trocken. Als ich wieder ansetzen wollte, blökte sich mir ein immer lauter werdendes Tätütata entgegen. Quietschen.

Zwei in weißen Kittel gekleideten Männer liefen schnellstens an mir vorbei, im Anschlag eine Zwangsjacke. Kurzes Tohuwabohu um die Ecke. Dann kamen sie wieder. Der Fluglotse rief nach mir. Als mich die Männer musterten, konnte ich nur ahnungslos mit den Schultern zucken. Er hatte wohl paranoide Tendenzen bezüglich Kamikazeflieger.

Die EnBW verneinte mein Vorhaben bezüglich Stromausfall. Die Hauptleitung hatte ich leider nicht getroffen. Scharfschütze wird wohl eine Weile im Psychiatrischen Landeskrankenhaus verbringen. Ist auf den TNT-Express verlaß? Alles läuft aus dem Ruder. Hoffnung hatte ich noch, dass der Zahnarzt abrupt einen Herzinfarkt erleidet. Aber wie kann man da nachhelfen, dachte ich mir? Gibt es Medikamente, die abrupt einen Herzstillstand hervorrufen? Hat er diese im Medikamentenschrank?

Holte aus meinem Rucksack das Schild „Wir müssen draußen bleiben“. 4 Löcher mit dem Hilti, Akku-Bohrer schnellstens gezogen und das Schild rechts neben der Eingangstür fixiert. Gesundheitskarte aus dem Geldbeutel gefischt, Foto ausgeschnitten und mit Tesa auf das Schild geklebt.

Noch fünfmal übungshalber gezogen. Winkte die Empfangsmitarbeiterin aus der Praxis heraus. Sie sollte mir erklären was es mit DIESEM Schild auf sich hat. Achselzuckend winkte sie ab und ging wieder rein. Hatte vorab ein Schreiben an unsere Gesundheitsministerin aufgesetzt und eingetütet, da ich eine leichte Vorahnung hatte worauf es hinauslaufen könnte. An den Stadtrat von Porto einen Brief geschickt, mit Verweis Porto zahlt Empfänger, mit Bitte um Übersendung von Briefmarken.

Noch dreimal übungshalber gezogen. Alles bereit. Zog an der Türe mehrere male, nichts. 15 Minuten oder eine Viertelstunde, genau weiß ich es nicht mehr. Die Empfangsmitarbeiterin meldete sich von innen heraus gestenreich. Scheiße, du hättest Gebärdensprache erlernen sollen. Das erste was ich im Innenraum tat, war sich bei der Empfangsmitarbeiterin über die Empfangsmitarbeiterin beschweren.

„Ich sollte Ihre Gesundheitskarte haben.“. „Die ist leider kaputt, Aber ich habe Mastercard! Aktuell im Minus, da ich einen Akku-Bohrer und Erste-Hilfe-Koffer kaufen musste.“ Sie erwiderte: „Gehen Sie bitte ins Wartezimmer.“.

Nach kurzem Warten, genau weiß ich nicht mehr wie lange es dauerte, aber es wohl so ungefähr 957 Sekunden. Wurde ich aufgerufen. Überprüfte es sogleich mit meinem Personalausweis. Passt. Den Gang zum Behandlungsraum wollte ich offene Fenster erspähen. Leider keine.

„Nehmen Sie bitte Platz, den Motorradhelm benötigen Sie nicht.“. Oh doch dachte ich mir. Nach der eingehenden Untersuchung und Händchenhalten mit der Assistentin kam ein „Alles gut“.

Der Onkel Doktor fragte mich wieso ich denn einen Pistolengürtel und Akku-Bohrer trage. Sagte zu ihm, wenn ich eh in der Nähe bin, könnte ich auch noch auf eine Baustelle gehen. Die Assistentin ging gleich mit aus der Zahnarztpraxis, den sie hatte sich einen Mittelhandbruch zugezogen...