Von Fabelwesen und den vier Elementen … 3 Das Element Wasser

Fabeln und Märchen gab es zu allen Zeiten. Oft waren sie auch religiös gefärbt.

Wer kennt sie nicht? Die Märchen der Gebrüder Grimm oder Märchen aus 1001 Nacht.

Als Kinder haben wir sie meist geliebt, im Erwachsenenalter geraten ihre Weisheiten jedoch leider oft in Vergessenheit.

Was wir aus Mythen und Sagen alles lernen können, möchte ich an den Beispielen der vier Elemente aufzeigen, die auf indianischen Ursprung zurückgehen. Ich wünsche euch ein hohes Lesevergnügen.

Warum einige Frösche das Wasser verließen

Vor langer Zeit lebten die Frösche in allen Teichen, Seen und Flüssen der Welt – so wie es auch heute noch viele von ihnen tun. Voller Zufriedenheit sangen sie ihre Lieder, saßen auf ihren Lilienblättern und legten Eier, die sich in Kaulquappen verwandelten und dann – wie durch ein Wunder – zu Fröschen. Es war ein gutes Leben und die meisten Frösche waren glücklich.

Doch eines Tages wurde einer der Froschhäuptlinge – sein Name war Ripid-do – unzufrieden. Von seinem Lilienblatt konnte er Tag für Tag in der Ferne etwas beobachten. Es war etwas, das größer als alles andere war, was er je zuvor gesehen hatte. Es war zum größten Teil grün und wurde nach oben zu weiß. Er beobachtete, wie viele der anderen Tiere scheinbar hungrig hinaufkletterten, und wenn sie Stunden später zurückkamen, den Eindruck machten, als ob sie eine Menge zu Essen gehabt hätten. Er fing an mit den Fliegen, Moskitos und Wasserinsekten, von denen er sich bisher ernährt hatte, unzufrieden zu werden.

»Auf diesem großen Ding«, dachte er, »muss es herrliche Sachen zu Essen geben. Deshalb sehen auch die anderen Tiere so satt und glücklich aus, wenn sie herunterkommen. Es ist nicht gerecht, dass wir Frösche in diesem Teich bleiben und immer dasselbe essen müssen. Ich will zu diesem großen Ding hingehen und mir etwas von dem holen, was es dort zu essen gibt«.

Eines Tages rief er eine Schlange, die er das große Ding herunter gleiten sah, an und fragte sie, wo sie denn gewesen sei und was sie zu essen gehabt hätte.

»Jenes große Ding ist ein Berg», sagte die Schlange. »Auf seinem Gipfel sind die größten, saftigsten und köstlichsten Insekten, die ich je gegessen habe. Dagegen sehen die größten Fliegen hier wie Mücken aus. Yam, wie glücklich ich bin, dass ich auf den Berg gehen kann«!

Ripid-do dachte über die Worte der Schlange nach, und ein schrecklicher Hunger auf die Köstlichkeiten, die die Schlange beschrieben hatte, überkam ihn. Er begann allen Fröschen davon zu berichten. Und was er berichtete klang so gut, dass alle Frösche davon kosten wollten. Bald erzählten die Frösche dieses Teiches es den Fröschen des nächsten, und so breitete sich die Neuigkeit aus, bis alle Frösche in allen Teichen, Bächen, Seen und Flüssen um den ganzen Berg herum mit dem unzufrieden waren, was der Große Geist ihnen zugedacht hatte.

Endlich machte Ripid-do einen kühnen Vorschlag. »Freunde«, schlug er vor, »nachdem der Große Geist ganz offensichtlich versucht, uns die besten Dinge des Lebens vorzuenthalten, lasst uns auf eigene Faust aufbrechen und auf jenen Berg klettern und die Orte vergessen, an denen wir jetzt leben«. Einige der Frösche stimmten diesem Vorschlag zu. Sie waren tatsächlich zu der Überzeugung gelangt, dass der Große Geist sie vergessen oder übergangen hatte. Andere dagegen meinten, dass es schwierig für sie sein würde, auf einem Berg und außerhalb des Wassers zu leben – egal, wie groß die Insekten auch sein mochten. »Ihr seid Feiglinge«, entgegnete ihnen Ripid-do. »Wir Frösche können auf dem Land leben. Wir können alles, sitzen wir nicht den ganzen Tag auf unseren Lilienblättern außerhalb des Wassers? Der Große Geist hat nur gesagt, dass wir im Wasser bleiben sollten, um uns von all den herrlichen Dingen fernzuhalten, die all die anderen Tiere genießen. Lasst uns zum Berg aufbrechen!« Nachdem er seine Rede beendet hatte und sie in alle anderen Frosch-Teiche übertragen worden war, hörte Ripid-do eine Stimme in seinem Inneren.

»Kleiner Bruder«, sagte die Stimme, »ich habe euch alles gegeben, was ihr braucht, um gut zu leben. Seid nicht gierig nach den Dingen, die andere Tiere haben. Seid glücklich und singt eure Dankeslieder für die guten Dinge, die ihr habt. Und steigt heute nicht auf den Berg, dies würde euch nur Unglück bringen.«

Obwohl dies Ripid-do verunsicherte, war er dennoch so fest davon überzeugt, dass ihm etwas entging, dass er der Warnung des Großen Geistes keine Beachtung schenkte. Bald machten er und einige andere Frösche sich auf den Weg zum Berg. Als sie am Fuß des Berges angelangt waren bemerkten sie, dass all die anderen Tiere, die zum Essen gewöhnlich hinaufstiegen, aufgeregt heruntereilten. »Auf dem Berg ist heute etwas nicht in Ordnung«, sagte die Schlange, mit der Ripid-do kürzlich gesprochen hatte, zu ihnen. »Kehrt zurück in eure Teiche!«

Die Frösche waren aber fest entschlossen. Sie waren davon überzeugt, dass der Große Geist alle anderen Tiere dazu angehalten hatte, sich so merkwürdig zu verhalten, um die Frösche zu überlisten und dass diese sich bereitwillig darauf eingelassen hatten, weil sie nicht ihr ganzes Essen mit einer Armee von Fröschen teilen wollten, die auf den Berg geeilt kamen.

Und so gingen sie trotz aller Warnungen hinauf und hielten Ausschau nach den köstlichen Insekten, die sie zu finden hofften. Und einige Frösche fanden auch tatsächlich ein paar Insekten, die die größten und köstlichsten waren, die sie jemals gesehen hatten. Aber die meisten Insekten flogen ebenso wie die anderen Tiere in großen Schwärmen den Berg hinunter.

Während sie weitergingen, bemerkten die Frösche, dass der weiße Schnee am Gipfel des Berges schmolz und das Wasser in Sturzbächen den Berg hinunterzufließen begann. Einige der Frösche bekamen Angst, als sie das sahen und wollten umkehren. Aber Ripid-do bezeichnete sie als Feiglinge und forderte sie auf weiterzugehen. Bald folgte den Sturzbächen von Wasser ein Fluss von geschmolzenem Gestein, der sich über den Bergrücken ergoss, und eine riesige Dampfwolke hüllte alle Frösche in sich ein und verbrühte ihre Haut.

»Kehrt jetzt nicht um, Brüder und Schwestern «, rief Ripid-do. »Wenn wir dem Großen Geist zeigen, dass wir auf seine Tricks nicht hereinfallen, wird das alles bald ein Ende finden.«

Aber ein Ende war nicht in Sicht – im Gegenteil – es wurde nur noch schlimmer, während der Ausbruch des Vulkans an Heftigkeit zunahm. Ripid-do wusste nicht weiter; in letzter Minute erkannte er, dass er viele seiner Brüder und Schwestern in Gefahr gebracht hatte, nur weil er das, was er wollte, für wichtiger hielt als das, was der Große Geist ihm gegeben hatte.

»Großer Geist«, betete er mit aller Inbrunst, »ich will mich selbst gerne opfern, wenn du alle Frösche, die mir gefolgt sind, retten kannst. Es wäre nicht gerecht, wenn sie für meine Fehler büßen müssten. Ich hätte auf deine Warnung und die Warnung der anderen Tiere hören sollen.«

»Kleiner Bruder«, hörte er eine Stimme in seinem Ohr, »ich werde alle retten, die dir gefolgt sind, da sie nun ihre Lektion erhalten haben. Lass sie in den Wasserfall hüpfen, der vor euch liegt. Er wird sie sicher in ihre Teiche, Bäche und Flüsse zurücktragen. Aber du sollst nicht hineinspringen.«

Ripid-do tat wie ihm geheißen. Bald wurden alle Frösche vom Wasser fort getragen und in Sicherheit gebracht.

Ripid-do saß nun da und beobachtete, wie der Dampf immer dichter wurde. Er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte und erwartete nun sein Schicksal. Plötzlich kam ein Windstoss und blies ihn auf einen Baum, der so hoch auf dem Berg stand, dass ihn der Dampf nicht mehr erreichen konnte. Er war nun in Sicherheit und sah zu, wie der Ausbruch des Vulkans zu Ende ging.

»Kleiner Bruder«, hörte er die Stimme wieder, »weil du es dir so sehr gewünscht hast auf dem Berg zu leben, wirst du es von nun an tun. Du wirst kleiner sein als vorher und nicht mehr im Wasser leben. Die Bäume werden deine Heimat und die Heimat deiner Kinder für alle zukünftigen Generationen sein.«

Auf diese Weise entstanden die Baumfrösche, jene merkwürdigen, auf dem Land lebenden Verwandten der glücklichen Wasserfrösche.

.

Quelle: Sun Bear & Wabun Das Medizinrad - Eine Astrologie der Erde

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Noch keine Kommentare

Mehr von Die Tempeltänzerin