Laut gelacht nach dem Interview mit Herrn Harald Psaridis. Bei kaum einem thema lügen sich die Menschen so in die eigene Tasche, wie beim Thema "Leadership".

Ja, die Grundvorraussetzung, um Menschen zu führen ist, den Job selbst zu verstehen, ihn bestenfalls zu beherrschen, sich in der Materie auf jeden Fall auszukennen, zu wissen, wovon man redet, Konsequenzen des Tuns durch Erfahrung früher zu sehen, als andere, und das Schiff dadurch rechtzeitig korrigieren zu können. Es bedeutet für mich einen ständigen Wissensdurst gefolgt von Wissensaustausch, Dinge selbst zu versuchen, um Probleme anderer zu verstehen und sich mit allen Partnern ständig intensiv auseinander zu setzen. (Ich unterscheide beim Wort "Partner" nicht zwischen meinen Vorgesetzten, meinen Mitarbeitern, meinen Kunden oder meinen Lieferanten, denn gerade in der Werbung - und nicht nur dort - macht das Zusammenspiel aller erst Dinge möglich!) es bedeutet für mich Respekt vor den einzelnen Menschen, ihre Situation zu kennen, sie zu verstehen, ihnen zu helfen und sie dadurch zu motivieren. Nicht durch Druck - sei dieser nun finanziell oder zeitlich, sondern durch Begeisterung und Spaß!

Der Hauptgrund dafür, dass auch ich die Werbeszene (frustriert) verlassen habe, war, dass ich solche Menschen kaum mehr angetroffen habe. Es geht für die meisten um Zahlenverwaltung. Das Kapital "Mitarbeiter" hat kaum noch Wert und wird verschlissen, dass man an moderne Sklaverei denken muss, die Erfahrung der "Leader" im Job ist oft minimal und dabei noch qualitätslos, das gute Bauchgefühl daher bedeutungslos geworden. Es wird gefordert, ohne sich für die Konsequenzen zu interessieren, hohl gequatscht, der Kunde um die eigentliche Beratung und um die gewünschte Kreativität betrogen, in der Qualität der Arbeit gepfuscht, gute Ideen (durch Angst vor den Vorgesetzten und mangelnde Erfahrung) nicht mehr als solche erkannt, abgekupfert (es lebe das Internet...) und das Gros der Probleme auf Assistenten und Lieferanten abgewälzt. Kaum ein Manager, der wirklich weiß, wovon er spricht (auch auf Kundenseite nicht), viel zu wenig Trainings (gerade in einem schnelllebigen Business wie diesem doch so wichtig!), viel zu großer Zeitdruck, kaum einer, der sich intensiv mit den Dingen beschäftigen will (und einige, die es versuchen, es aber durch mangelhafte Ausbildung nicht schaffen), keine Work-Life-Balance und schlechte Bezahlung macht es guten Fachkräften immer schwerer, sich für diesen Job zu begeistern. Außer ein paar Idealisten oder Menschen, die zu viel Zukunftsangst haben, um zu wechseln, besteht die Werbebranche aus einer Ansammlung an jungen, schlecht ausgebildeten, event- und preisgeilen Sektflötenhaltern. Wer ehrlich sein will, wird ausgelacht. Nachhaltigkeit ist ein Fremdwort, Erfahrung selten. Das Wort "Handschlagsqualität" wird zwar oft verwendet, aber es bleibt bei leeren Versprechungen.

Im übrigen bin ich ein Verfechter der Lehre, dem dualen Bildungssystem und dem gründlichen Erlernen von Handwerk (im Idealfall mit Gesellenstück). Auch die Werbung ist ein Handwerk, doch das vergessen viele (oder haben es nie gewusst?). Bunte Bilder malen oder Powerpoint pfuschen können, reicht da nicht. Gerade ein Gefühl für Sprache, für Bild und Satz, für Ton, für Druck, für Papier, für Displays und ja auch für die Wirksamkeit der Werbemittel in unterschiedlichen Kombinationen und vor allem für den Verbraucher (Verwender!) erlernt man nicht nebenher, nicht durch Erzählung sondern ausschließlich durch eigene intensive Beschäftigung mit diesen Themen. Und natürlich ist das harte Arbeit. Wechselnde Agenturen und Kunden im Lebenslauf sind da von Vorteil. Es macht auch Sinn, dass unterschiedliche Personen, unterschiedliche Jobs übernehmen, denn jeder hat unterschiedliche Fähigkeiten und Qualitäten. Leadership bedeutet aus diesen Personen ein Team zu formen, das motiviert und mit Begeisterung neue Ideen erarbeitet und umsetzt. Und gute Leute mit kreativen Ideen ecken eben an, sind oft stark polarisierende Einzelgänger und nicht einfach zu handeln! Aber genau diese Menschen braucht die Werbung (die Wirtschaft insgesamt!), denn sie und nur sie sind bereit aus bekannten Denkmustern auszubrechen! Wer versucht, nur günstige, hörige Schleimspurfolger im Team zu haben, wird kaum Erfolg erzielen. Zahlen- und Zeitverwaltung ist bei weitem nicht genug! Wie soll innovativ gedacht werden, wenn in den Köpfen der "Untergebenen" nur Angst und Panik herrscht?

Ich weiß nicht, ob die hier angepriesene LeadershipCompany etwas taugt, ich kenne Herrn Psarisis auch nicht, aber nötig hätten so ein Training viele von Euch da draußen. So kann es schließlich nicht weiter gehen.

Oder?

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

Christoph Cecerle

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