"Wieviele Milliarden ist ein Menschenleben wert?" lautete ein Blogtitel von kürzlich, der den Eindruck erweckte, jeder vor dem Covid-19-Tod Gerettete würde Milliarden kosten, vielleicht eine, vielleicht zwei, vielleicht fünf, vielleicht zehn, vielleicht hundert Milliarden Euro.

Aber in Wirklichkeit ist die Sache eher so: der von der Regierung beschlossene Stillstand könnte das Bruttonationalprodukt um ca. 2% mehr senken, als es ein Nicht-Stillstand getan hätte.

2% am österreichischen Bruttonationalprodukt von 400 Milliarden Euro wären 8 Milliarden Euro.

Und ohne Stillstandsmaßnahmen wären laut Schützungen ca. 125.000 gestorben, während es mit Stillstandsmaßnahmen ca. 95.000 sein könnten. D.h. der Unterschied macht 30.000 durch die Maßnahmen Gerettete aus.

Macht also in etwa 267.000 Euro pro Geretteten.

Keine Milliarde, nicht einmal eine Million, sondern ein Viertel davon.

Noch geringer wird der Betrag, wenn man auf die Retter rechnet.

8 Milliarden Kosten aufgeteilt auf 8.5 Millionen Bürger ergibt in etwa 950 Euro pro Retter.

Selbst wenn man Alte, Kranke und Arbeitsunfähige rausrechnet, wären das 1.500 Euro pro arbeitsfähigem Retter.

Es mag schon sein, dass das ungleich verteilt ist. Dass im Lebensmittelhandel oder im Krankenhausbetrieb derzeit vielleicht sogar Überstunden zu lukrieren sind, während es in der Gastronomie oder in der Hotellerie so manchen Konkurs geben mag.

Aber das ist eine andere Sache.

Auf die Frage "Wieviele Milliarden ist ein Menschenleben wert?" lautet die plausible Antwort also "0,00027".

Weder eine Milliarde noch fünf, noch zehn oder 100 Milliarden, sondern 0,00027 gerechnet auf den Geretteten, und 0,0000015 pro arbeitsfähigem Retter.

https://www.fischundfleisch.com/pommes/wie-viele-milliarden-ist-ein-menschenleben-wert-63646

Interessanterweise war diese irreführende und manipulative Frage unter dem Hashtag "Verantwortungsethik".

Suggestivfragen, die um einen Faktor 10.000 daneben schätzen lassen, haben nun mit verantwortungsvollem Diskurs so gut wie nichts zu tun.

Das Bruttonationalprodukt misst die die Produktion einer Nation im Laufe eines Jahres.

Ein einmonatiger Stillstand betrifft daher nicht den ganzen Zeitraum der Betrachtung. Zudem treten bei einem solchen Stillstand oft Rückstauphänomene auf, z.B., dass Reparaturen oder Ersatzteilbeschaffungen aufgeschoben werden, weshalb nach dem Stillstand ein Teil des Schadens des Stillstand kompensiert wird.

Selbst wenn der Schaden durch einen kurzfristigen Stillstand 20% am BIP wäre, so wären das 2.6 Mio. pro Gerettetem und 15.000 pro Retter, also weit entfernt von den Milliarden, von denen der Blog sprach.

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anti3anti

anti3anti bewertete diesen Eintrag 06.04.2020 17:45:48

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