https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20170327_OTS0183/stoeger-stellt-fahrplan-fuer-aktion-20000-vor-bild

Laut Presseaussendung des Sozialministeriums kostet die Aktion 20000, deren Ziel die Wiedereingliederung über 50-Jähriger in den Arbeitsmarkt ist, 27.000 Euro pro Jahr und Platz.

Damit liegen die Kosten für den Staat, die auch der Steuerzahler aufbringen muß um 10.000 Euro pro Jahr und Platz über den Kosten für Arbeitslosengeld, etc.

Zahlreiche Punkte werden in der Debatte ausgeblendet:

.) es besteht die Gefahr einer Abhängigkeit von den verteilenden Institutionen, in diesem Fall Sozialministerium, das derzeit wie fast immer in der Geschichte der Zweiten Republik von einem SPÖ-Minister besetzt ist. Die Verhinderung derartiger Abhängigkeitsstrukturen ist ein Argument für ein automatisches BGE (bedingungsloses Grundeinkommen).

.) wer definiert "Gemeinnützigkeit" ? Das Säubern öffentlicher Plätze und Parks von Altholz (das von Bäumen runterfällt), kann man einerseits als "gemeinnützig" betrachten. Allerdings ist es anders betrachtet genau das Gegenteil von "Gemeinnützig": viele sozial Schlechter Gestellte haben Holz-Kohle-Öfen, und sie sind darauf angewiesen, in Parks Altholz zu finden, was sie aber nicht mehr können, wenn eine irrigerweise als gemeinnützig definierte Aktion genau das Altholz entfernt, das sie brauchen.

.) die Finanzierung der "Aktion 20000" führt zu Steuererhöhungen, bzw. verhindert Steuersenkungen. Diese Steuererhöhungen bzw. Steuersenkungsverhinderung könnte am freien Markt mehr Arbeitsplätze vernichten, als durch die Aktion geschaffen werden.

.) eine Frage, die sich auch stellt, ob Ausbildung vergeudet wird, wenn Leute für Arbeiten verwendet werden, für die sie überqualifiziert sind. Bzw. es stellt sich die Frage, ob die Leute auf andere Weise bessere Beiträge zur Gemeinnützigkeit leisten können als durch die Aktion 20000.

.) Ähnlich dem "Sozialschmarotzer"-Vorwurf könnte sich auch hier ein Vorwurf herausbilden. Weil die 20.000, die in dieser Aktion unterkommen, im Vergleich zu Anderen quasi privilegiert erscheinen. Damit verbunden ergibt sich auch die Problematik, wie unterschieden wird, wer in die "Aktion 20.000" reinkommt und wer nicht. Die "Sozialschmarotzer"-Vorwürfe wären möglicherweise geringer, wenn die Bezahlung schlechter wäre.

.) Laut Behauptung werden bestehende Arbeitsplätze nicht durch die "Aktion 20.000" vernichtet. Aber außer der Absichtserklärung diesbezüglich sind keine konkreten Überprüfungsverfahren vorzufinden.

.) Und es stellt sich die Frage, ob in Österreich auf hohem Niveau gejammert wird. Der Sozialstaat in Östererich ist im globalen Vergleich sehr gut ausgebaut. Vielen östererichischen Arbeitslosengeldbeziehern oder Notstandshilfebezieher geht es vergleichsweise besser als Millionen von Berufstätigen in anderen Teilen der Welt.

.) es stellt sich auch die Geschlechterproblematik: Vertreter der "männlich-stolzen Armut" werden, obwohl arbeitslos, gar nicht beantragen, in die "Aktion 20.000" aufgenommen zu werden. Aber ich weiß schon, für viele im Sozialbereich Arbeitenden gibt es die "männlich-stolz Armut", die den Sozialstaat verweigert und subventionierte bzw. stark subventionierte "Arbeitsplätze" oder "Beschäftigungstherapieplätze" ablehnt, gar nicht.

.) Vergleiche mit den "Arbeitslosen von Marienthal" aus den 1920er bzw. 1930er Jahren halte ich für nicht zielführend, weil die Standards damals niedrigere waren.

.) wenn es gar nicht um den Wert der Leistung, um das wirkliche Resultat der Arbeit geht, sondern um das Gefühl der "Aktion 20.000"-Teilnehmer, anerkannt zu sein, dann scheint die Sache einen Haken zu haben.

.) mitschwingend mit der "Aktion 20.000" ist auch eine Prise Antikapitalismus. Weil der private Markt ausbeuterisch und ungerecht sei, müsse eben eine Gegeninstanz geschaffen werden. Marktversagen ist ein interessantes Thema, aber ich zweifle daran, ob in diesem Fall Marktversagen zutrifft.

.) Österreich schleppt aus der Vergangenheit (19. Jahrhundert) ein Senioritätsprinzip mit: darunter versteht man, dass Ältere automatisch mehr verdienen, nur weil sie älter sind, auch dann, wenn sie weniger leisten. Gerade die technologischen Innovationen (z.B. Computer) haben den früheren Erfahrungsvorteil der Älteren zerstört bzw. umgedreht: Jüngere können sich leichter auf neue Technologien einstellen und umlernen. Obwohl Ältere Schwierigkeiten haben, sich auf neue Technologien einzustellen, beharren Ältere oft einen durch das frühere Senioritätsprinzip begründeten Bezahlungsvorteil gegenüber der jüngeren Generation. So gesehen könnten Aktionen wie die "Aktion 20.000" auch veraltete und nicht mehr zeitgemäße und überholte Strukturen zementieren, bzw. unter nachhaltig hohen Kosten wider die wirtschaftliche Logik aufrechterhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Schm%C3%A4h

Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ): Stimmt sein Zitat "Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz" auch in Hinblick auf die "Aktion 20.000" ? Bild-Copyright: Die Krone

http://oe1.orf.at/programm/20170712

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