Sie galten als neue strahlende Sterne der Politik, zogen das Interesse der Medien auf sich und waren bewunderte Popstars: Hannes Androsch (SPÖ), Karl-Heinz Grasser (FPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP).

Und nach einer Weile versanken sie alle drei in Korruptionsskandalen.

Es stellt sich die Frage: warum ? Warum scheinen Jungpolitiker schnell an die Macht zu kommen, vielleicht speziell in Österreich und warum scheinen sie so korruptionsanfällig zu sein ?

CC / SPÖ Presse und Komm. https://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Androsch#/media/Datei:2013-04-21-Hannes_Androsch.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heinz_Grasser#/media/Datei:Karl-Heinz_Grasser_Photo.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Kurz#/media/Datei:Sebastian_Kurz_(2018-02-28)_(cropped).jpg

Bei Androsch war es die Unvereinbarkeit seines Finanzministerpostens mit seiner Steuerberatungskanzlei, das extrem hohe Gehalt als CA-Generaldirektor sowie der Verdacht der "Raubprivatisierung" bei so mancher Firma, die er aus dem Staatsbesitz herauskaufte, sowie so manche dubiose Geschäftsgebarung, z.B im Glücksspielsektor (bwin), bei Grasser war es insbesondere die dubiose Versteigerung zahlreicher BUWOG-Wohnungen, bei denen das Bot einer Gruppe wunder-oh-wunder an die andere Bietergruppe geleakt wurde, die es dann punktgenau um einen Minimalbetrag überbot.

Und bei Sebastian Kurz war es die mutmaßliche Verwicklung in ein Konglomerat aus Veruntreuung von Staatsgeldern, die mittels Scheinrechnungen als Bezahlung von Falschumfragen fungierten, mit denen die Wahl zum ÖVP-Parteiobmann manipuliert werden sollte.

Das das Muster dieser Fälle über viele Jahrzehnte hinweg dasselbe blieb, stellt sich die Frage, ob hier nicht prinzipiell auch eine Art Systemversagen vorliegt - ein Versagen darin, solchen Fällen der Korruption von charmanten Bubis Kontrollen, Hürden und Eindämmungen entgegenzusetzen.

Ein gutes Aussehen alleine sollte eben in der Politik nicht reichen, genausowenig wie man sich von einem Chirurgen nicht gutes Aussehen erwartet, sondern hervorragende medizinische Kenntnisse insbesondere auf dem Gebiet der Chirurgie.

Dass Österreich besonders anfällig ist für derartige Fälle der Korruption, scheint auch auf ein Verhaberungsverhältnis von Politik und Medien (mit AUsnahme weniger, z.B. Rohrer) hinzuweisen, auf eine mangelhafte bis nichtexistente Kontrollfunktion der Medien. Was besonders problematisch ist, weil Wien in allen Aspekten die Hauptstadt ist sowohl medial wie auch politisch, was Verhaberungs- und Korruptionsprozesse zwischen Politik und Meiden begünstigt bzw. schafft. Die deutsche, förderalistische Struktur mit Berlin als politischer Hauptstadt, Hamburg als Medienhauptstadt und Karlsruhe mit dem Bundesverfsassungsgericht als juristischer Hauptstatdt scheint wesentlich korruptionsresistenter zu sein als die österreichische. Die Konzentration aller Hauptstadtfunktionen in Wien macht mündliche Absprachen und damit zusammenhängende Korruption besonders einfach.

Österreichs Medien funktionieren tendenziell nach der Links-Rechts-Logik: linke Medien verteidigen linke Politiker, bis es absolut gar nicht mehr geht, rechte Medien verteidigen rechte Politiker, bis es absolut gar nicht mehr geht. Neutrale Medien, die gleiche Maßstäbe, auch Korruptionstendenzen betreffend, an Alle anlegen, fehlen in Österreich im Unterschied zur zivilierten Welt weitgehend.

Und Österreich hat im Jahr 2006 einen durchaus gefährlichen Schritt in Richtugn Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre gemacht, das eine große Zahl an unerfahrenen Jungwählern und Jungwählerinnen mit sehr viel Macht ausgestattet hat - trotz der geringen Erfahrung.

Eine potenzielle Fehlentwicklung, auf die schon der verstorbene ORF-Generaldirektor Gerd Bacher mit seiner Formulierung von der "Infantilisierung der Demokratie" aufmerksam machte.

Und zu dieser Infantilisierung gehört, dass Volk und Medien weitgehend unfähig sind, Korruptionstendenzen zu erkennen - und dass einzig und alleine staatsanwaltschaftliche Ermittlung die korruptionsjagende Rolle spielen, die in anderen Staaten Parteien, Medien und Zivilgesellschaft spielen.

Somit stellt sich wieder die Frage nach dem, was die frühere NEOS-Politikerin, Präsidentschaftskandidatin, Höchstrichterin und HYPO-Alpe-Adria-Untersuchungskommissionsvorsitzende Irmgard Griss "totales Systemversagen" nannte.

Mit kurzfristiger Empörung über Veruntreuung und Wahlmanipulation sollte es nicht getan sein: es muss vielmehr darum gehen, endlich diesem immer wieder in allen Parteien auftretenden Korruptionstendenzen den Boden zu entziehen.

Und es müssen auch die Parteien zur Einsicht kommen.

Die SPÖ sollte sich davor hüten, nur die ÖVP skandalisieren, um ihre eigene Mitschuld an der Misere zu vertuschen, z.B. dahingehend, dass ihr in SPÖ-Budnesparteitagsbeschluss festgeschriebene Doktrin "Niemals mit der FPÖ koalieren, völlig egal, wie korrupt die ÖVP ist" es der ÖVP eben ermöglichte unabwählbar zu sein und völlig korrupt zu werden, im Vertrauen darauf, dass sie die Macht sowieso nie verlieren könne.

Die SPÖ sollte sich mit Kritik an der ÖVP auch deswegen zurückhalten, weil sie mit dem "System Faymann" die Blaupause und das "Vorbild" für das System Kurz geliefert hatte. Und sie sollte sich auch deswegen zurückhalten, weil sie die treibende Kraft in Hinblick auf die Senkung des Wahlalters war, das nun haufweise unerfahrene Jungwählerinnen und Jungwähler erzeugt, die ihresgleichen, also junge Leute in Spitzenfunktionen wählt, egal, welche Korruptionstendenzen sie zeigen.

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