Das österreichische Leitmedium (bzw. Leitverblödungsmedium) ORF brachte einen Beitrag zu Silvio Gesell und dem Schwundgeld.

https://oe1.orf.at/player/20180718/522732

Schwundgeld ist Geld, das regelmäßig an Wert verliert. Die Grundidee dahinter sei, den Umlauf zu beschleunigen.

Der Einsatz von Schwundgeld führt oft zu kurzfristigen, künstlichen Booms, zu wirtschaftspolitischen Strohfeuern.

Wegen des starken Währungsverfalls besteht eine Art Geldausgebezwang.

Das kann kurzfristig scheinbar die Wirtschaft ankurbeln, scheinbar kurzfristig die Arbeitslosigkeit senken, etc.

Aber die Nachteile, insbesondere langfristige, sind oft groß.

Erstens: das Schwundgeld zwingt die Leute, Produkte zu kaufen, die sie gar nicht brauchen, nur um das Schwundgeld loszuwerden.

Damit zusammenhängt: der Markt verliert seine Funktion als Anzeiger dafür, was die Leute wirklich brauchen.

Eine weitere Folge ist: die Unternehmer, die sich nun an nichts mehr orientieren können, um die Nachfrage und die Wünsche der Konsumenten einzuschätzen, expandieren oft extrem in fälschlicher Einschätzung, dass der Markt ein Maßstab für die wirklichen Bedürfnisse der Konsumenten sei.

Die Langzeitfolge des Kurzfristbooms ist oft eine Konkurs- und Pleitewelle.

Weiters: da Geld dann nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel funktioniert, sondern rein nur mehr als Zahlungsmittel, wandert die Wertaufbewahrungsfunktion von der Währung auf die Güter.

Allerdings sind Güter viel weniger konvertibel als Geld. Wer wegen des Geldverfalls z.B. 2000 Roller kauft, braucht oft extrem lang, um diese 2000 Roller wieder zu verkaufen.

Ein weiterer Aspekt ist die ökologische Problematik: wenn zur kurzfristigen Ankurbelung von Wirtschaft und Produktion das Geld inflationiert und entwertet wird, dann erfolgt zumindest kurzfristig oft eine ökologisch problematische Mehrproduktion von Gütern, die eigentlich niemand braucht, die aber trotzdem Absatz finden, weil die Leute gezwungen sind, Güter zu kaufen, um Schwundgeld loszuwerden.

Ein wenig erforschtes Thema könnte auch die Frage sein, wen der Schwundgeldverfall eigentlich trifft: wer große Mengen an Geld hat, hat oft auch große Expertise in der Analyse und im Umgang mit Geld.

D.h. Reiche wissen sehr viel besser, wie sie kurz vor Geldentwertung (oft monatlich und regelmässig) dieses Geld loswerden können, auch deswegen, weil es sich für sie lohnt, hier zu optimieren.

Umgekehrt haben Arme oft so geringe Mengen an Schwundgeld, dass es sich für sie gar nicht lohnt, über den Währungsverfall nachzudenken, und Optimierungstechniken zu entwickeln, um zum richtigen Zeitpunkt einen Umstieg in Güter welcher Art auch immer zu erreichen.

Arme bzw. einkommensschwache Leute brauchen länger, um für größere Käufe anzusparen; daher sind sie vom Währungsverfall vielfach stärker betroffen.

D.h. während die Begründung für das Schwundgeld, bzw. die Propaganda eine soziale, bzw. eine marxistische ist bzw. war, war der Effekt eine unsoziale bzw. antimarxistische. Es sind nicht die Armen, die vom Schwundgeld profitieren, wie Silvio Gesell dachte, sondern es sind genau umgekehrt die Reichen.

Nun kann man diskutieren, inwieweit eine EZB-Nullzinspolitik (also eine Realnegativzinspolitik, die auf Entwertung durch Inflation hinausläuft), eine Gesell-ähnliche oder Schwundgeld-ähnliche Politik ist.

Begründet wird die EZB-Nullzins-Politik oft damit, es gehe darum, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.

Aber die Begleitumstände waren im Falle der EZB-Nullzinspolitik dramatisch:

sie dürfte zum Brexit beigetragen haben (das britische Pfund ist eine eigenständige Währung und war daher quasi wegen der EZB-Nullzinspolitik zum Brexit gezwungen)

sie dürfte zum Trump-Wahlsieg in den USA beigetragen haben.

sie hat zum Anstieg der Aktienmärkte geführt (wovon die Reichen profitieren).

Sie hat die Handelsbilanzen in eine extreme Schieflage gebracht; und wie diese Handelsbilanzungleiche sich langfristig auswirken können (z.B. in den nächsten Finanzkrisen), das wissen wir noch gar nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell

Freigeld

https://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufgesichertes_Geld

Gemeinfrei / zug.gem. Ixitixel et al https://de.wikipedia.org/wiki/Freiwirtschaft#/media/File:Silvio_Gesell_(1895).jpg

Silvio Gesell: die schönen Absichten verstellen oft den Blick auf die bittere Realität, dass die Resultate, insbesondere die langfristigen von Schwundgeld oft lausig sind. Frei nach Johann Wolfgang von Goethe´s "Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut getan".

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Dieter Knoflach

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The Levantine Patriot

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