Bargeldabschaffung wäre Mittel zur Kinderpornohandelsbekämpfung - wird aber überwiegend abgelehnt

Manchmal kann man nicht anders, als an großen Teilen der Gesellschaft zu zweifeln, oder zu verzweifeln ..... Und eine Gelegenheit dafür ist scheinbar (falls die Umfragen stimmen) der große Widerspruch zwischen der Empörung in Sachen der Kinderpornographie und der fast-gesamtgesellschaftlichen Weigerung, zu einer Lösung der Probleme auch nur ansatzweise beizutragen.

Nach einer etwaigen Bargeldabschaffung würden fast alle Geldflüsse und Bezahlprozesse über das Konto laufen müssen, und wären daher bis zu 6 Jahre lang rückverfolgbar (so lange dauert die Aufbewahrungspflicht für die Banken dafür).

Mag ein Bezahlprozess auch falsch deklariert sein, er würde zumindest aufscheinen und würde die Ermittlungen erleichtern, z.B. falls Muster bei der Falschdeklarierung auftauchen.

Das "Problem" ist laut Umfragen aber die überwiegende Mehrheit des Volkes: laut Umfragen lehnen 80% der Bevölkerung die Abschaffung des Bargeldes ab.

Daher ist das in Österreich ein so verpöntes Thema, dass praktisch keine Partei und kein Medium sich mehr traut, so ein heisses Eisen anzugreifen. Hier (bei den Themen, bei denen die Umfragen eine 80%ige oder höhere Ablehnung signalisieren, egal, ob zurecht oder zu unrecht) wird die angebliche Demokratie zu einer Art Diktatur, zur Diktatur der Heuchelei , zur Diktatur der Empörung, zur Diktatur der Oberflächlichkeit, zur Diktatur der Vertuschung der tieferen Ursachen, zur Vertuschung der Zusammenhänge.

Die frühere Verfassungsrichterin, Präsidentschaftskandidatin und NEOS-Abgeordnete Irmgard Griss sprach in Zusammenhang mit der Hypo-Alpe-Adria-Sache und dem Untersuchungsbericht einmal von einem "allumfassenden Systemversagen". Kann es sein, dass hier, in dieser Frage der Einzelfall-Skandalisierung bei gleichzeitiger Ursachenvertuschung auch wieder ein "allumfassendes Systemversagen" vorliegt, das alle Parteien und alle Medien umfasst ?

Ja, es würde sich um eine Neuerung handeln, um eine Umstellung, und große Teile des Volkes lehnen Umstellungen und Neuerungen prinzipiell ab, weil diese Umstellungen kurzfristig mühsam sein können, auch wenn sie langfristig positiv sind.

Und ja, es wäre in vielfacher Hinsicht kompliziert, es würde im günstigsten Fall zum Beispiel auch ein Verbot alternativer Bezahlsysteme, wie Kryptowährungen / Bitcoins bedeuten (Bitcoins sind nebenbei unökologisch durch den extrem hohen Energieverbrauch beim Mining, und unsicher, wie der Untergang einiger Bitcoins-Börsen samt den dort verankerten Vermögen zeigt), aber auch ohne Krypto-Verbot liefert eine Bargeldabschaffung oder Bargeldverringerung mehr Ermittlungserfolge und mehr Kriminalitätsbekämpfung.

Eine Abschaffung des Bargelds hätte aber viele weitergehende Effekte und würde die Aufdeckung vieler weiterer Verbrechen und Vergehen erleichtern wie:

.) Steuerhinterziehung

.) Schwarzarbeit (egal, ob Schwarzarbeitgeber oder Schwarzarbeitnehmer)

.) betrügerische Krida (Verschweigen von Vermögenswerten in einem Konkursverfahren trotz gesetzlicher Meldepflicht)

.) ....

Und eine Abschaffung des Bargeldes würde auch viele Praktiken verringern, die man als unmoralisch betrachten kann, z.B. das Belügen und Betrügen der Ehefrau wegen des Bordellbesuches, den man dann nicht mehr mit Bargeld begleichen kann, sondern der z.B. übers gemeinsame eheliche Konto laufen müsste. Und selbst, wenn der Mann ein Zweitkonto hat und Dokumente darüber, ist die Wahrscheinlichkeit des Erwischtwerdens höher, vielleicht weit höher als bei Bargeld.

Jetzt empören sich zwar alle über den Schauspieler Teichtmeister und die Kinderpornographie. Aber scheinbar ist keiner bereit, irgendwas wirklich Wirksames zu tun oder zu fordern, um Kinderpornohandel oder illegalen Waffenhandel oder Handel mit illegalen Drogen wirklich zu bekämpfen. Und dieses wirklich Wirksame wäre die Bargeldabschaffung.

Das mag auch mit der Geschichte und einer allgemeinen Transparenzkultur zusammenhängen, und mit einem quasi pathologischen Mißtrauen dem Staat gegenüber.

In Schweden sind zum Beispiel alle Steuererklärungen aller Bürger (und -innen) für allen anderen Bürgerinnen und Bürger einsehbar und abrufbar - was zur Folge hat, dass ein Widerspruch zwischen angeblich laut Steuerakt mickrigem Einkommen und luxuriösen Lebensstil Eines oder Einer den anderen Bürgern und Bürgerinnen leicht auffallen kann, die das dann zur Anzeige bringen.

Skandinavien ist uns vielleicht-rückständigen Österreichern auch in der Bargeldabschaffung weit voraus: in Schweden werden 90% der Bezahlprozesse bargeldlos abgewickelt, in Österreich sind es mickrige 20%, womit Österreich quasi der Modernisierungsverweigerer und der Illegalitätsförderer Westeuropas ist. In anderen Ländern gibt es Obergrenzen für Bargeldzahlungen: in Frankreich 3000 Euro, in Italien 1000 Euro. Österreich ??? Fehlanzeige. Illegale Sachen kosten halt oft mehr - da müsse man schon ein Auge zudrücken oder 2 oder 25. Die Bargeldverteidiger (wie FPÖ, aber auch ÖVP) argumentieren mit genau der Privatsphäre, die Kindesmißbrauch möglich bzw. verbreiteter macht. Die Privatsphäre sei unantastbar - und ob in dieser Privatsphäre Kinder vergewaltigt würden oder Steuern hinterzogen oder illegale Waffen gekauft oder illegale Drogen oder sonstige Betrügereien laufen, müsse dem Staat egal sein ???

Die skandinavischen Länder liegen auch im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International viel besser als Österreich: Dänemark Platz 1 der ehrlichsten Länder, Finnland Platz 3, Schweden Platz 4, Norwegen Platz 7, Deutschland Platz 9 und Österreich ? Unter "Ferner liefen ..." auf Platz 15. Immerhin noch knapp vor den Vereinten Arabischen Emiraten auf Platz 21 (ein islamisches Land, von dem sich die extrem islamkritische FPÖ eigentlich stark unterscheiden wollen müsste), knapp vor Bhutan und Chile.

Aber Schweden ist auch ein neutrales Land, das in den letzten Jahrhunderten in keinen Krieg verwickelt war, was zu einem großen Vertrauen in den Staat führte, während hierzulande der Nationalsozialismus das Vertrauen in den Staat massiv schädigte und zerstörte. Und Gleichsetzungen mit dem Nazi-Staat der 1930er- und 1940er-Jahre, egal, ob sie nun von Links kommen wie in der Wendekrise des Jahres 2000 anläßlich der damaligen schwarz-blauen Regierungsbildung, oder von Rechts (wie die Corona-Diktatur-Vorwürfe der FPÖ und ihres Umfelds) führen auch dazu, dass das so notwendige Vertrauen in den Staat nicht oder kaum existieren kann.

Ebenso ist das blinde Vertrauen von Medien und Politik in die Umfragen, die nun eine so große Ablehnung der Bargeldabschaffunng anzuzeigen scheinen, äußerst fragwürdig. War da nicht was ? Manipulierte Umfragen, und Umfragen, die verdächtig weit daneben liegen, um über 10% ? Umfragen, deren Ergebnisse von kleinen Kreisen durch Korruption gekauft wurden ? Wie die Umfragen, die Sebastian Kurz zum ÖVP-Spitzenkandidaten fürs Kanzleramt machten und Mitterlehner ins Out drängten, obwohl Mitterlehner als ÖVP-Obmann und Kanzlerkandidat noch nie zu einer Parlamentswahl antreten durfte, was selbst für die für das häufige Obmannabsetzen berüchtigte ÖVP ungewöhnlich ist, in der sogar der durch Parkinson-Krankheit schwer gezeichnete und eingeschränkte Alois Mock 1986 als Spitzenkandidat zur Wahl antreten durfte.

Was ist, wenn diese Umfragen zum Bargeld genauso falsch sind wie diejenigen, wegen denen Kurz als Kanzler zurücktreten musste, und wegen denen nun einige "Meinungsforscher" und "-innen", wie man angesichts so mancher verwickelter Frau sagen muss, vor Gericht stehen ?

Stattdessen werden für einen Einzelfall, der "nur" Konsument war, aber kein Händler, Höchststrafen gefordert, oft von genau den Parteien, die sich weigern, den Kinderpornohandel durch Bargeldabschaffung schwerzumachen. Und dabei ist die Problematik, dass unverhältnismäßig hohe Strafen oft zur Ermordung von Zeugen und Zeuginnen führen, noch gar nicht angesprochen.

Die FPÖ setzte sich als erste Partei und am vehementesten für die Bargeldbeibehaltung ein und damit für die Erleichterung des Kinderpornohandels, des illegalen Waffen- und Drogenhandels, der Steuerhinterziehung und des Bordellbesuchsbetruges.

Die ÖVP sprang dann als Zweite auf diesen Zug auf.

Es stellt sich auch die Frage, ob in Österreich in Politik und Medien eine spezielle Art der Verlogenheit dominiert: ich kann mich ja noch an den EU-Beitrittswahlkampf erinnern, in dem versprochen wurde, die Neutralität bliebe erhalten und der Schilling (frühere öst. Währung) bliebe erhalten ... Was ist daraus geworden ? Erstens Euro und zweitens ein Widerspruch zwischen Union und Neutralität. Selbst Schweden und Finnland haben im Zuge von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine ihre Neutralität aufgegeben (bei Finnland spielte dabei die Erinnerung an den russischen Überfall auf Finnland in den 1930er-Jahren eine große Rolle), womit das Versprechen im EU-Beitrittsabstimmungskampf, Österreich werde zusammen mit den anderen Neutralen (die´s nun nicht mehr gibt) eine kräftige neutrale Stimme bilden, wieder einmal im Müllkübel der gebrochenen Politversprechen landet. Aber in Zusammenhang mit der Neutralität ist es wenigstens so, dass es mit den NEOS eine (klitzekleine) Partei gibt, die nicht bei der Glorifizierung der unionswidrigen Neutralität mitmacht ......

Und ausgerechnet die Parteien, die drakonische/Extrem hohe Strafen fordern für die wegen Bargeld selten zu findenden Einzelfälle (und die wegen Bargelds noch seltener zu findenden Hintermänner und gewerbsmäßigen Händler) wie die FPÖ mit ihrem Wahlkampf zur "Kastration der Kinderschänder"-Plakatwahlkampf in den frühen 2000er-Jahren fordern auf der anderen Seite die Bargeldbeibehaltung, die den illegalen Handel beschützt ????

Wie doppelzüngig ist denn das ?

Könnte es sein, dass die Forderung nach kaum realistischen extra-hohen Strafen für den wegen Bargelds selten zu findenden Einzelfall ein Ablenkungsmanöver davon ist, dass man(n) in Wirklichkeit wegen Bargeldbeibehaltung farlässiger oder vorsätzlicher Komplize der "Kinderschänder", des Kinderpornohandels ist ?

Und die FPÖ beschwert sich immer, sie hätte alle Parteien und Medien gegen sich, aber in dieser Sache hat sie scheinbar keine einzige Partei und kein einziges Medium gegen sich, sondern alle auf ihrer Seite.

Die FPÖ betrieb in den frühen 2000er-Jahren eine "Kastration für Kinderschänder"-Kampagne und verwendet auch sonst immer wieder den sehr zweideutigen Begriff des "Kinderschänders", der einerseits so klingt, als würde er Kindesmißbraucher scharf kritisieren und verurteilt, der es aber andererseits zur "Schande" für die Opfer erklärt, mißbraucht zu werden, und der daher die Opfer-Kinder oft zum schweigen bringt und dazu, die Tat nicht öffentlich zu machen und nicht anzuzeigen. Dieser Begriff des "Kinderschänders" oder des "Mädchenschänders" mitsamt seiner Zweideutigkeit und mitsamt seiner Einschüchterung gegenüber Opfer-Kindern wurde auch in der Nazizeit intensiv verwendet (oft auch, wenn jüdische Männer Beziehungen zu erwachsenen "arischen" Frauen hatten). Eben deswegen hat das deutsche Bundesverfassungsgericht 2017 in einem NPD-Prozess den Slogan "Kastration für Kinderschänder", den die FPÖ verschiedentlich verwendete, auch in großen Plakatkampagnen, für "verfassungsfeindlich" erklärt.

Das Motto "Ja, ich bin gegen Kinderpornohandel, aber so wichtig, dass ich deswegen auf meine Steuerhinterziehungen, auf meine Betrügereien, auf meine Bordellbesuchverheimlichungen verzichten würde, ist die Kinderpornobekämpfung nun auch wieder nicht" ist und bleibt ein seltsames. Und dieses Rebellentum gegen den Staat hat eine gewisse Tradition: früher gab es ja auch in Österreich das anonyme Sparbuch, auf dem man alle Arten von Schwarzgelder, illegalen Einkünften, parken konnte.

Weitere Argumente der Bargeldbefürworter waren, das Bargeld sei wertbeständig, während Kontogeld wegbesteuert werden könne. Wertbeständiges Bargeld bei dieser Inflation im Jahr 2022 ? Guter Witz.... in Wirklichkeit ist die Inflationierung die politisch praktischere Form der Besteuerung als die direkte Besteuerung, weil die Besteuerung politisch unpopulär ist, und zu Wahlniederlagen der Regierenden führen kann, während die Inflation eher als Naturkatastrophe betrachtet wird, die man hinnehmen müsse.

Polemisch gesagt: dieses Abdriften der "Diskussion" in die vernunftlose und emotionalisierte Einzelfalls-Debatte bei gleichzeitiger Vertuschung der strukturellen Zusammenhänge im Hintergrund hat etwas zutiefst primitives und erinnert an den "Sündenbock"-Mechanismus, der in der Bibel beschrieben wird:

weil die Gesamtgesellschaft mehrheitlich viel zu verlogen ist, um die eigene Verstrickung, Mitschuld und Komplizenschaft (egal, ob fahrlässig oder vorsätzlich) zuzugeben, wird ein Sündenbock geschaffen oder übertrieben, auf ihm wird die gesamtgesellschaftliche Schuld abgeladen, und dann wird er - um die Komplizenschaft der Mehrheitsgesellschaft zu vertuschen - hingerichtet, geschlachtet, geopfert oder in die Wüste geschickt.

Die Historikerin Barbara Tuchman meinte in ihrem Buch "Die Torheit der Regierenden" einmal, die Menschheit habe technologisch großartige Fortschritte gemacht, sei aber politisch praktisch genauso primitiv und rückständig wie vor vielen Jahrtausenden (und die Medien kann man - weil sie sich auch intensiv mit dem Politischen beschäftigen - als Teil des Politischen betrachten).

Und gerade diesen ziemlichen Kulturpessimismus kann man durch die verlogenen und verfälschenden Ereignisse und Nichtereignisse rund um die Teichtmeister-Empörung bestätigt sehen .....

Sorry, das ist jetzt sicher wieder eine übertriebene Kritik, aber nachdem landesweit niemand auch nur annähernd diese Position vertrat, musste das einfach in dieser vermutlich übertriebenen Radikalität raus ....

Das Bargeld hat im Vergleich zu den heutigen Zahlungsdienstanbietern unter den jetzigen Umständen so manchen Vorteil: die Menschen sind verschieden, und manche Menschen handeln gleich, entscheiden gleich, kaufen gleich und verschulden sich gleich, egal, ob sie mit Bargeld zahlen oder digital, aber andere Menschen haben eine große Tendenz zu Kaufsucht und Verschuldung, wenn die mit den derzeitigen Regel und Zahlungsdienstleistern bezahlen, die sie mit Bargeld nicht haben. Psychologen drücken das als Paying Pain aus, als Zahlschmerz: wenn man in die Geldtasche schaut, und da ist kein einziger Schein mehr drin, dann ist das für viele Leute ein kleiner Schock, weil das Geld eigentlich laut ihren halbherzig gefassten Vorsätzen länger hätte reichen müssen, und diese Paying Pain, diesen Bezahlschmerz haben manche Leute bei Online-Zahlung eben nicht, so als ob es ein Computerspiel wäre, bei dem man stets neuanfangen kann, wenn irgendwas schiefgelaufen ist.

Und es gibt auch Anbieter, die teilweise unseriös arbeiten, und als Beispiel dafür möchte ich mal (und das ist sozusagen die dunkle Seite von Schweden) die Klarna-Bank anführen, die entweder als FinTech (Finanztechnologie) oder als Finanzintermediär bezeichnet wird, deswegen, weil sie sich sozusagen zwischenschaltet zwischen Hausbank und Händler: die Klarna-Bank übernimmt die Forderungen der Händler und wickelt den Online-Zahlungsdienst ab und fügt einige Features dazu. "Erfunden" bzw. gegründet wurde die Klarna-Bank von drei Schweden, ehemaligen Mitarbeitern des ebenfalls Online-Zahlungsdienstleistungsanbieter Paypal (übrigens gegründet von dem Peter Thiel, der Ex-Kanzler Sebastian Kurz seit seinem Rücktritt wegen Umfragekorruption beschäftigt).

Gegen die Klarna-Bank gibt es verschiedene Vorwürfe:

.) schwierige Beschwerdeprozesse, die so aussehen, als würde man die Kunden durch Hürden zermürben wollen, wenn sie mal eine Beschwerde einlegen wollen, wenn sie zum Beispiel eine Bestellung nicht bekommen haben, aber dafür bezahlen sollen. In diesem Zusammenhang auch problematisch die Beteiligungen von Händlern wie Z.B. H&M aus dem Modesektor: als Zahlungsdienstleister sucht man die Schuld halt oft eher bei einem Kunden als bei einem Miteigentümer. Psychologen sind übrigens der Meinung, dass dem Internet eine starke Tendenz zu Radikalität innewohnt (und die "asozialen Medien" mit ihrem Shitstorm- und Flamewar-geprägten Umgangston können als Beispiel dafür gelten), und diese Brutalisierung durch Anonymisierung und Internet kann sich auch im Onlinezahlungsverkehr widerspiegeln, wenn der/die Gesetzgeber kein Mittel dagegen finden bzw. anwenden.

.) versteckte Schuldenfalle: Klarna bietet Möglichkeiten der Zahlungsverschiebung um einen Monat oder mehrere, die vielfach als "versteckte Kredite" bezeichnet werden: am Konto der Hausbank scheinen die Zahlungen noch nicht als abgebucht auf, aber die Waren hat man bereits bezogen, bzw. bestellt, d.h. die Forderung besteht, und damit die Schulden, für die man bei Klarna oft hohe Zinsen bezahlen muss, derzeit 11.95% oder 12.95% (allerdings befinden wir uns in einer Phase hoher Inflation)

.) fehlende Transparenz: die im Verhältnis zum Betrag oft hohen Gebühren, Überziehungszinsen, Stundungsschulden und Zahlungsverschiebungsschulden sind oftmals mangelhaft ausgewiesen und man muss in den AGB oft lange suchen, um sie zu finden, was bei manchen zu Überschuldung und unnötigen Ausgaben führen kann, bzw. dazu beitragen kann. Die fehlende Transparenz betrifft auch das sich durch jeden noch so kleinen Klarna-Kredit verschlechternde Ranking bei der Schufa, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (die österreichische Entsprechung wäre der alpenländische Kreditorenverband). Ein schlechtes Ranking wegen kleiner Konsumkredite kann dazu führen, dass man keinen großen Kredit z.B. für eine Wohnung mehr bekommt, wenn man eine braucht.

.) problematische Werbepartnerschaften: Klarna ging mit einigen Rappern (Snoop Dogg, A$ap Rocky) Werbeverträge oder Verträge, die sowohl Werbung als auch Teileigentümerschaft von Snoop Dogg an Klarna bedeuten, ein. Beide diese Rapper haben ein riesiges Einkommen und führen einen verschwenderischen Lebensstil. Snoop Dogg kommt zusätzlich aus der gewaltaffinen und vielfach als toxisch-männlich bezeichneten Gangsterrap-Szene, auch wenn er sich davon zu distanzieren versuchte, z.B. durch Versuche der Annäherung an Religionen zu relativieren versuchte, z.B. an die Nation of Islam von Louis Farrakhan, die auch in Zusammenhang mit dem Attentat auf mich in den 1990er Jahren eine Rolle spielte, neben vielem anderen, zum Beispiel christenfeindlichen Aussagen des türkischen Präsidenten Erdogan und anderen Rap-Bands. Der schwarze Gangster-Rapper oder Ex-Gangster-Rapper Snoop Dogg scheint dabei wie so oft und wie so oft in der Showbranche verlogen zu sein: zwar behauptet er, ein Moslem zu sein, aber der Islam enthält auch ein Zinsnahmeverbot, und Klarna mit seinen ca. 12%-hohen Zinsen und seinen sonstigen Geschäftspraktiken kann gesehen werden als einer der raubtier- oder gangsterhaftesten Akteure im Zahlungsdienst. A$ap Rocky ist seit langem bekannt für sein sogenanntes Markenbewusstsein, dafür dass er teure Mode zur Schau stellt. Diese beiden Männer als Werbepartner sind sozusagen eine Einladung an junge Männer, ebenso verschwenderisch zu leben, allerdings mit dem Unterschied, dass der normale Klarna-Kunde ein Einkommen hat, das nur ein Bruchteil dessen von Snoop Dogg ist, was leicht in Verschuldung führen kann.

Ähnliche Werbepartnerschaften gibt es auch mit Influencerinnen, die von Klarna bezahlt z.B. auf Instagram posten, wie wunderbar der Modekauf über Klarna sei, und die dabei die Gefahren und Tücken verschweigen, wie z.B. die Verschuldungsgefahr.

.) geringe Streitwerte, weshalb häufig keine Klagen stattfinden, weil sich die hohen Anwaltskosten nicht rentieren, wodurch zahlreiche gerichtliche Richtlinien wie die "Sittenwidrigkeit"-Judikatur, von Geschäftspraktiken, die eigentlich von den Gerichten als illegal eingestuft sind, nicht zur Geltung kommen können.

.) Streitigkeiten bei Rücksendungen, bei zu-Spät-Sendungen, bei Nichtlieferung, etc. sind oft schwer zu klären.

Jetzt noch ein paar statistische Sachen, über die ich im Rahmen der Recherche gestolpert bin. Laut Untersuchungen sind ca. 60% der Kaufsüchtigen weiblich, ca. 40% männlich. Aber man kann den Eindruck haben, dass kaufsüchtige Frauen (im Falle von Klarna-Schulden oft kaufsüchtige junge Frauen) eher bereit sind, öffentlich über ihre Kaufsucht zu sprechen.

Eine weitere Untersuchung besagte, dass im Jahr 1991 10% der Westdeutschen kaufsüchtig waren, aber nur 1% der Ostdeutschen, dass sich dieses Verhältnis aber inzwischen umgedreht habe: heute seien 12% der Westdeutschen kaufsüchtig, aber 19% der Ostdeutschen. Das ist fast sowas wie was Positives an der DDR, die den Leuten das Geldausgeben schwer bis unmöglich machte und zu einer gewissen Sparsamkeit im Osten führte, die aber in den letzten 30 Jahren verloren ging, und durch die Tatsache, dass es im Osten viel weniger Konsumentenschützer- und Schuldnerberatungsinstitutionen gibt als im Westen, in ihr Gegenteil verkehrt wurde. Auch das wäre ein Problem für die Politik, aber nicht für "meine" österreichische, außer halt auf EU-Ebene, und diese EU-Ebene kommt auch in Bezug auf die Klarna-Bank mit Hauptsitz in Schweden als wichtige potenzielle Lösungsinstanz in Betracht.

Was könnten Gesetzgeber, egal, ob auf EU-Ebene oder auf österreichischer Ebene machen ?

.) Eine Vorschrift, dass jeder Anbieter von Zahlungsdienstleistungen auch eine reine EMail-Beschwerdemöglichkeit anbieten muss, damit die Möglichkeit der Telefonabwimmelung und -zermürbung nicht angewandt werden kann.

.) Eine Vorschrift, dass jeder Händler mindestens drei Zahlungsmöglichkeiten anbieten muss, darunter mindestens eine, die kein neuer Zahlungsdienstleister mit reinen Onlinezahlungen ist.

.) Eine Vorschrift, dass jeder Zahlungsdienstleister oder jeder Online-Zahlungsdienstleister, der BNPL ("Buy now - pay later", "Kauf jetzt, zahl später" ) anbietet, eine Möglichkeit der "digitalen Geldbörse" anbieten muss, mit der sich jeder Kunde und jede Kundin auf seinen eigenen Wunsch hin ein Zahlungslimit für eine gewisse Zeit auferlegen kann - z.B. 500 Euro pro Woche. Und dieses Limit muß schwer zu ändern sein, beispielsweise nur durch Gespräch mit Kundenbetreuer in der Bankfiliale oder durch aufwändige Prozesse im reinen Onlinebanking.

.) Viele schlagen auch einen Finanzunterricht für 14- bis 18-jährige in den Schulen vor, der auf die Fallen und Gefahren bei den verschiedenen Zahlungsformen hinweist. Apropos Gefahren beim Zahlen: generelll gilt: Sicherheit und Einfachheit sind einander widersprechende Ziele: je sicherer ein Zahlungssystem, umso komplizierter - je einfacher, umso unsicherer. Zweiwegeauthentifikation ist sicher (man muss sich über Laptop und über Handy identifizieren), aber auch umständlich. Hingegen Kreditkarte ist einfach, aber auch gefährlich, bei Verlust/Diebstahl der Kreditkarte kann es leicht passieren, dass man auf durch Fremde verursachten Kosten und Abhebungen sitzen bleibt, insbesondere, wenn man die Codenummer auf der Karte notiert hat, oder gemeinsam damit verwahrt hat, und wenn man den Verlust der Kreditkarte zu spät meldet. Auch kann es passieren, dass ein Hacker die Kreditkartendaten bei einem Händler stiehlt und damit quasi Geld raubt.

.) auch eine große Story war das Datenleck bei Klarna, als Kunden sich einloggten und damit in die Konten anderer Leute kamen.

Das Argument mit den Gebühren bei Onlinezahlungen überzeugt nicht ganz, weil die allgemeine Kontogebühr sehr wesentlich ein Entgelt für die oft umständliche Bargeldhandhabung ist - diese könnte bei Bargeldabschaffung sinken.

Sowohl in Hinsicht auf Bargeld als auch in Hinsicht auf Internetbanking bedeutend ist die private Ausspähung im öffentlichen oder teilöffentlichen Raum, zum Beispiel durch Smartphones mit Camera-Funktion: ein potenzieller Dieb oder Hacker kann damit festhalten, wo eine Person genau Bargeld oder Daten in Zusammenhang mit Internetbanking aufbewahrt.

Dagegen gäbe es verschiedene Maßnahmen: entweder a) staatliche Überwachung zur Überwachung der privaten Überwacher, oder Organisationsgebundene Überwachung der privaten Überwacher (manche machen das schon),

oder b) mehr separate Abteile, Separees, und blickdichte Gastkleinräume; manche Telefonieanbieter oder Internetcafes machen das schon, aber hier hat z.B. die Gastronomie noch erheblichen Aufholbedarf.

Alexas_Fotos/pixabay https://pixabay.com/photos/cashbox-money-currency-cash-box-1642989/

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