"Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz", sagte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl einmal. In diesem Sinne ist vielleicht auch die Pressekonferenz (PK) der Bildungsministerin Hammerschmied zu sehen: Forderungen wie "Exzellenz für Alle" sind möglicherweise populistisch und unrealistisch, weil nicht Alle überdurchschnittlich sein können. Es können auch nach dem Verlassen des Bildungssystems nicht Alle Universitätsprofessoren werden.
Das österreichische Bildungssystem krankt seit vielen Jahrzehnten daran, dass es ineffizient ist, d.h. dass mit im internationalen Vergleich hohem Aufwand an finanziellen Mitteln ein durchschnittliches Ergebnis erzielt wird. Diesen Effizienzmangel nun dadurch zu beheben zu versuchen, indem man noch mehr Geld in ein schon ineffizientes System stopft, könnte sich als "Verböserung" (so Ex-Beamtengewerkschafter Neugebauer) statt als Verbesserung erweisen.
Weiters: bereits seit 50 Jahren führen viele österreichische Bildungspolitiker und -innen eine Art Krieg gegen die Nachhilfe. Resultat ziemlich Null. Der neue Vorschlag zur Beseitigung der Nachhilfe: Ganztagesschule. Wenn die Kinder keine Zeit mehr haben für Nachhilfe, weil die Staatsschule ganztägig ist, dann können sie Nachhilfe nicht mehr in Anspruch nehmen, egal, ob sie außerschulische Nachhilfe brauchen oder nicht. Das könnte man Chuzpe nennen.
Das Klima zwischen insbesondere pubertierenden Schülern und -innen und staatlichen Schulen bzw. Lehrern und -innen entgleist eben manchmal und auch manchmal irreparabel. Da hilft wohl in vielen Fällen nur mehr außerschulische Nachhilfe. Auch sind die Pädagogikstile in Staatsschule und privater Nachhilfe so unterschiedlich, dass wohl keines der beiden
Modelle den Anspruch erheben kann, alle Probleme zu lösen.
Der SPÖ-Pressedienst listete diese PK unter SPÖ-Termine, so als wäre Hammerschmid nicht Bundesministerin, zumindest nicht einer Koalitionsregierung. Im ORF war diese PK offensichtlich nur kurz erhältlich.
In dem Zusammenhang (Vermischung verschiedener Funktionen) ist möglicherweise auch eine Schlagzeile auf den Bildschirmen der Wiener Linien zu sehen: sie lautete "Häupl zieht sich im Jänner als SPÖ-Chef zurück", während sie eigentlich hätte lauten sollen: "Häupl zieht sich im Jänner als SPÖ-Wien-Chef zurück".
Aber gut oder auch schlecht: den Wiener Bürgermeister für den eigentlichen Bundeskanzler zu halten, ist nicht ganz falsch, auch wenn die Tendenz, Häupl-Laufburschen zu Kanzlern zu machen, unter Gusenbauer und Faymann deutlicher war.