Inwieweit die neuen sogenannten Sozialen Medien eine Bereicherung der Demokratie oder eine Gefahr der Demokratie darstellen, wurde schon des öfteren thematisiert.
Zum Beispiel anhand der Frage, inwieweit neue Unternehmen mit neuen Technologien marktbeherrschende Stellungen erreichen können, mit denen sie den Wettbewerb ausschalten und zum Monopolisten oder Meinungsmonopolisten oder Fast-Meinungs-Monopolisten werden können, wie beispielsweise Facebook.
Auch mit der Frage, inwieweit das Daumen-runter-Verbot, das Verbot der negativen Bewertung, einen extremismusfördernden Effekt hat, weil die vielen Negativbewertungen, die extreme Position erhalten würden, dann wegfallen und durch die positiven Rückmeldungen bei gleichzeitigem Negativfeedbackverbot der falsche Eindruck entstehen kann, Extrempositionen würden positiv bewertet, habe ich mich schon beschäftigt.
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In ähnlichem Sinne möchte ich auf die Blockier- und Löschmöglichkeiten für die Threaderöffner eingehen.
Meinungsäußerungsfreiheit bedeutet ja nicht nur, irgendeine Meinung zu haben, sondern Meinungsäußerungsfreiheit bedeutet ja auch, eine Gegenmeinung zu haben und zu äußern oder zuzulassen, eine kritische Meinung in Bezug auf Blogs und Threads Anderer.
Statt Kritik zu akzeptieren und zu versuchen, aus Kritik klüger zu werden, neigen Blogger mit erstens einer extremistischen Meinung und zweitens Lösch- und Blockiermöglichkeit dazu, diese Lösch- und Blockiermöglichkeit ausgiebig einzusetzen, und zwar insbesondere gegen zutreffende Kritik - bei unzutreffender Kritik neigen dieselben Leute eher zum Gegenkommentieren.
Mit der Gewöhnung an das Löschen und an das Blocken kann schleichend auch eine Gewöhnung an Zensur und Meinungsäußerungsverbot durch Regierungen allgemein einhergehen.
Den Internetforenbetreibern ist die Möglichkeit der schleichenden Gewöhnung an totalitäre Zensur durch Blocken und Löschen in der Regel zweitrangig - erstrangig ist für sie, die Leser-Schreiber zu halten und ihr Abwandern zu verhindern. Und wenn man Andersdenkende und Kritiker durch Blocken und Löschen mundtot machen kann, dann schafft das bei vielen extremistischen Bloggern einerseits eine Befriedigung eines Machtgefühls, es den "bösen" Andersdenkenden einmal so richtig gezeigt zu haben und es verhindert zweitens ihr Abwandern zu anderen Internetplattformen.
Daher ist es bei extremistischen Bloggern sehr oft zu finden, dass sie für sich selbst und für Gleichdenkende maximale Meinungsäußerungsfreiheit einfordern und beanspruchen, aber Andersdenkenden nicht einmal die geringste Meinungsäußerungsfreiheit einräumen. Mit anderen Worten: die Lösch- und Blockiermöglichkeit schafft Doppelmoral und verstärkt Meinungs-Egoismus, die Tendenz, nur die eigene Meinung zuzulassen und keine andere.
Damit entstehen Meinungsblasen und es entsteht auch der oftmals falsche Eindruck, das Meinungsklima in der eigenen Meinungs-Blase sei das Meinungsklima in der Gesamtgesellschaft, was auch zu Gewalt führen kann, im falschen Glauben, die eigene Ideologie werde von der Mehrheit oder der Gesamtgesellschaft unterstützt.
Nun bin ich aber auch nicht ein Vertreter der absoluten Meinungsäußerungsfreiheit, aus verschiedensten Gründen, nicht nur rechtlich, sondern auch, was den Lerneffekt betrifft.
Aber Löschungen und Blocken sollten vielleicht nicht durch den Blogger alleine erfolgen können, sondern durch eine andere oder eine zusätzliche Instanz, durch Moderatoren, vielleicht sogar staatliche Moderatoren.
Es kann auch für das Funktionieren einer Gesamtgesellschaft sehr negative Konsequenzen haben, wenn sich abgekoppelte und unverbundene Meinungsblasen bilden und in die Radikalität weitersteigern.
Manche Analytiker gehen davon aus, dass Bürgerkriege durch zu sehr innengewandte und zuwenig außengewandte Kommunikation von Parteien entstehen - eine Tendenz, die man auch in Internetforen sehen kann.
Es gibt Diskurslogiken, die davon ausgehen, dass derjenige die Debatte oder Sub-Debatte gewonnen hat, der das letzte Argument bringt, auf das das Gegenüber kein Gegenargument mehr bringen kann.
Mit der Lösch- und Blockiermöglichkeit kann man diese Diskurslogiken von der Optik her genau umdrehen.
Das "siegreiche" Argument, gegen das dem Gegenüber kein Gegenargument mehr einfällt, wird dann gelöscht, und vielleicht ein "Ich hab´s Dir doch gleich gesagt" oder ein "Du sollst nicht so lernunfähig und rotzig Debatten zerstören" als Posting hinzugefügt.
Sodass der potenzielle Diskurslogiksieger als angeblicher "Troll" dasteht (dass er kein Troll ist, kann ja wegen der gelöschten Kommentare nicht mehr festgestellt werden), hingegen der sachargumentlose Löscher-und-Blockierer als optischer "Sieger".
Damit wird auch die sachliche Debatte diskreditiert und das Sachargument - das Machtinstrument Blocken und Löschen ersetzt erstens die Meinungsäußerungsfreiheit und zweitens die Sachlichkeit als Diskursgrundlage.
CC / stevepb https://pixabay.com/photos/censorship-limitations-610101/
Legen Lösch- und Blockiermöglichkeit durch den Blogger alleine wie auf zahlreichen Internetplattformen Sachlichkeit, Argumentationsstärke und Meinungsäußerungsfreiheit in Ketten und schaffen sie das Vorfeld für eine neue Diktatur, weil Zensur und Meinungsunterdrückung dadurch als akzeptabel und normal gelten ?
In zwar ganz im Gegensatz zur Internetforenwerbung von der "Meinungsfreiheit" ?
Gerade bei extremistischen Meinungen besteht ein große Sehnsucht danach, die eigene oft falsche Meinung "endlich" einmal völlig ohne Widerrede, Kritik und Gegenmeinung äußern zu dürfen - und es besteht eine große Sehnsucht danach, sich im eigenen oft falschen Vorurteil, das man fälschlicherweise für legitime Meinung hält - nicht durch Kritik und andere oft zutreffende Meinungen "stören" zu lassen.
Auch wenn sich die Leute daran gewöhnen, dass nur der Bundeskanzler oder nur die Bundesregierung spricht, aber die Opposition schweigen muss, dann hat das einen totalitären Touch, der durch die Lösch- und Blockiermöglichkeit der Foren grundgelegt ist, bzw. begünstigt wird.
Siehe auch: