Auch wenn man aus Regionalwahlen normalerweise keine allzugroßen Schlüsse ziehen sollte, so sind die Resultate der jüngsten britischen Regionalwahlen interessant:
Die Konservativen (von Theresa May) verlieren landesweit 426 Councillors (also in etwa Gemeinderäte); auch Labour (von Jeremy Corbyn) verliert: 58 Gemeinderäte.
Die großen Gewinner sind die Liberaldemokraten, mit einem Plus von 293 Gemeinderäten. (Sie befinden sich in einer Parteienfamilie mit den österreichischen NEOS und der deutschen FDP). Die LibDems haben in der vorletzten Legislaturperiode schon einmal mit den Tories koaliert (Kabinett Cameron-Clegg).
Auch die Grünen können zulegen: sie gewinnen 40 Gemeinderäte.
Die Ukip (von Nigel Farage) bleibt ungefähr konstant: sie verliert 8 Gemeinderäte.
Andere Parteien (als die oben genannten 5) gewinnen 92 Gemeinderäte.
OGL / Controller of Her Majesty’s Stationery Office https://de.wikipedia.org/wiki/Theresa_May#/media/File:Theresa_May.png
Premierministerin Theresa May: ihre Konservativen sind möglicherweise durch die schwere Wahlniederlage bei den Regionalwahlen angeschlagen, aber sie persönlich könnte auch innerparteilich gestärkt sein, weil sie persönlich zu den Tories gehörte, die in der Brexit-Frage den großen Wahlsiegern, den proeuropäischen LibDems, am nächsten standen. (Der ORF behauptet übrigens das Gegenteil: May sei geschwächt)
Normalerweise gewinnt die andere Großpartei, wenn die Regierungspartei verliert. In diesem Fall kommt es ganz anders: auch Jeremy Corbyns Labour Party gehört zu den Verlierern.
Die Entwicklung in Großbritannien ist auch deswegen interessant, weil in der Politikwissenschaft die These gilt, dass ein Mehrheitswahlrecht, wie das, das auf Bundesebene in GB gilt, eine Tendenz zu einem Zweiparteiensystem haben müsste (ähnlich wie in den USA, wo praktisch nur Demokraten und Republikaner Parteien von relevanter Größe sind).
Aber diese Wahlen schwächen beide Großparteien und stärken die Kleinen (LibDems, Grüne, und sonstige).