Zu genau dieser Jahreszeit, nämlich zwischen dem 14. Juli und dem 18. September 1683 fand die zweite Türkenbelagerung Wiens statt.
Wien wäre vielleicht untergegangen und islamisiert worden wie Istanbul, das früher Konstantinopel hiess und die Hauptstadt des oströmischen Reichs gewesen war, wenn nicht die Verbündeten gewesen wären, und wenn nicht ein europäisches Entsatzheer, darunter auch ein polnisches unter Führung von Jan III. Sobieski geholfen hätte, die Türken zu besiegen.
Wenn die Österreicher bzw. Wiener ohne polnische oder sonstige Unterstützung (Venedig, Hl.Röm.Reich dt. Nation, Litauen, Vatikanstaat) auf sich alleine gestellt gewesen wären, dann wäre Österreich und Wien nach der Niederlage gegen die Osmanen vielleicht das geworden, was US-Präsident Trump ein "shithole country" - ein "Scheissland" nannte, so eine Art Bosnien-Herzegowina, arm, stagnierend, politisch zerrissen, vom Bürgerkrieg der 1990er Jahre zerstört, mit ethnisch basierten politischen-religösen Parteien, darunter eine islamistische, die sich gegenseitig blockieren, sodass es im Staat keine Entwicklung gibt, außer Abspaltungstendenzen und Anschlussbestrebungen an die benachbarten "Bruderstaaten" Serbien und Kroatien.
Hier sei auch besonders erwähnt der damalige Polnische König Jan Sobieski, der die Entscheidung zu dieser Unterstützungsaktion 1683 getroffen hatte, hier auf einer österreichischen Dankesmünze aus dem Jahr 1683:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_III._Sobieski#/media/Datei:Johann_Sobiesky.JPG
Und hier auf einem Gemälde von Jerzy Siemiginowski-Eleuter (aus dem Jahr 1686):
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_III._Sobieski#/media/Datei:Siemiginowski_Sobieski_at_the_Battle_of_Vienna.jpg
Diese gemeinsame Schlacht gegen den osmanischen Feind war eine frühe Form der europäischen Solidarität, eine Unterstützung von christlich-geprägten Ländern für ein anderes christlich-geprägtes Land, um Übernahme durch Muslime, durch das osmanische Reich zu verhindern. Ein wesentliches Argument für die Polen und Andere, sich an dieser Schlacht zu beteiligen, dürfte auch die Befürchtung gewesen sein, dass die Osmanen weitermarschieren und sich nicht mit Österreich/Wien begnügen. Die Beteiligung der Polen und Anderer am Krieg hatte also auch einen Präventivkriegs-Aspekt: zu verhindern, dass die Osmanen weiter bis nach Polen, Deutschland oder Norditalien marschieren und erobern.
Bei der Betrachtung der Verbündeten Österreichs bzw. Wiens zu Zeiten der Zweiten Türkenbelagerung fällt auf, dass es eher die näheren Nachbarn waren, nicht alle Europäer: Polen, Litauen, Deutschland, Norditalien.
Nicht dabei: Skandinavien, Frankreich, Großbritannien, die iberische Halbinsel (mit Portugal und Spanien).
Und derartige europäische Solidaritäten könnten auch in Zukunft wieder nötig sein, wie zum Beispiel die griechisch-türkischen Spannungen zeigen, die gerade jetzt ablaufen, und bei denen es sich sehr wesentlich um Öl- und Gasvorkommen dreht in umstrittenen Seezonen in der Nähe der 1974 durch eine türkische militäroffensive geteilten Insel Zypern.
Österreich ist aufgrund der derzeitigen Wehrpflicht sowieso unfähig zur Kriegsteilnahme in einem Krieg mit europäischer Beistandspflicht, aber die Volksbefragung von 2013 lieferte das Scheinergebnis, dass die Wehrpflicht befürwortet werde und ein Berufsheer abgelehnt werde.
Die Stärke von Wehrpflichtigen liegt in der Ortskenntnis, weshalb sie nur zur Verteidigung in unmittelbarer Nähe zu gebrauchen sind, aber kaum für weiter entfernte Kriege.
Um sich der Europäisierung anzupassen und einer EU-Verteidigungspflicht, bräuchte das österreichische Bundesheer eine Professionalisierung und eine Konzentration auf ein Berufsheer, und die Revidierung der wahrscheinlich verfassungswidrigen Volksbefragung von 2013 wäre ein erster Schritt dazu.