Das Wiener Prinzip: Kriegsverbrechen ohne Giftgas erlaubt ?

Der Syrien-Konflikt seit sieben Jahren, die Fokussierung auf Giftgas und die zurückhaltende und bodentruppen-ausschliessende Militärinterventiönchen vom Samstag werfen zahlreiche Fragen auf:

So wie alle beteiligten Parteien agieren, zeichnet sich ein zynischer "Friedensschluss" ab: Nur Giftgas wird offensichtlich thematisiert, über Kriegsverbrechen ohne Beteiligung von Giftgas wird offensichtlich der Mantel des Schweigens gebreitet. Die starke Thematisierung von Giftgas bei gleichzeitigem Verschweigen aller anderer Waffengattungen kann auch verstanden werden als Erlaubnis für chemiewaffenlose Kriegsverbrechen.

Die Fassbomben, die am Anfang des Krieges noch eine Rolle spielten, sind aus der Debatte verschwunden, was auch als Legitimierung und Erlaubnis von chemiewaffenlosen Kriegsverbrechen verstanden werden kann.

Und Österreich und Wien lieferten die seltsame Leistung, sich als Konferenzstandort anzubieten für eine Konferenz, in der eine stillschweigende Erlaubnis für Kriegsverbrechen ohne Verwendung von Giftgas beschlossen werden könnte.

In zehn oder zwanzig Jahren wird vielleicht in den Geschichtsbüchern stehen:

"Im Juli 2018 beschlossen in Wien die Vertreter verschiedener beteiligter Mächte des Syrienkriegs implizit, dass in Zukunft nur mehr Giftgas medial thematisiert wird und dass Massenvertreibungen, Massenmorde und Vergewaltigungen ohne Einsatz von Giftgas stillschweigend geduldet werden."

Bin ich eigentlich der einzige, der damit Unbehagen hat ?

Und was sind die Folgen eines solchen Beschlusses ausgerechnet in Wien ?

Muß Wien in Folge dieses "Wiener Prinzips", das die stillschweigende Akzeptanz von chemiewaffenlosen Kriegsverbrechen vorsieht, damit rechnen, in Zukunft vermehrt Ziel und Schauplatz von Terroranschlägen zu werden ?

Gerade in diesem Zusammenhang scheint der Untersuchungsausschuss wegen der BVT-Aktivitäten (das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung geriet ins Schussfeuer der Opposition, weil es einige nordkoreanische Passrohlinge an einen Südkoreaner übergab) kontraproduktiv zu sein, weil er die Motivation der BVT-Mitarbeiter lähmt.

Auch das in Deutschland verwendete Argument, man müsse syrische Chemieproduktionsstätten (und nur diese) bombardieren, weil deutsche Chemiker und Anlagenbauer in den 1960er Jahren in Libyen ein Chemiewerk gebaut haben, das sich auch zur Herstellung von Chemiewaffen geeignet haben dürfte, erschliesst sich mir nicht ganz:

werden Lieferungen bzw. Einsatz konventioneller Waffen als unproblematisch betrachtet, hingegen nur mehr als problematisch, was mit Giftgas zusammenhängt ?

Natürlich ist Giftgas in mancherlei Hinsicht problematischer als andere Waffengattungen, aber andere Waffengattungen für harmlos zu erklären, nur weil Giftgas so ist, wie es ist, erschliesst sich mir nicht ganz.

Es besteht auch die Gefahr, dass ein zynischer "Friede" dieser Art neue Kriege und neuen Terror schafft.

CC BY SA 3.0 https://de.wikipedia.org/wiki/Kongresszentrum#/media/File:Vereinte_Nationen_in_Wien.jpg

Wien - Stadt der unmoralischsten Friedensverhandlungen seit langem?

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Dieter Knoflach

Dieter Knoflach bewertete diesen Eintrag 18.04.2018 11:11:54

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 17.04.2018 22:18:54

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