Zahlreiche österreichische Medien bringen anläßlich der gestrigen Wien-Wahl Headlines/Überschriften wie: "Ludwig hat die Qual der Wahl".
In der Tat hat der amtierende Bürgermeister Ludwig (SPÖ) drei Koalitionsoptionen (mit Grünen, ÖVP und NEOS), und er hätte auch noch eine vierte, wenn er die Option mit der FPÖ nicht ausgeschlossen hätte, bzw. die Unterschiede zwischen diesen Parteien nicht wirklich groß wären.
Auf jeden Fall ist diese Situation, sich unter drei möglichen Partnern einen auszusuchen, bzw. diese drei möglichen Koalitionspartner gegeneinander auszuspielen, abgesehen von der absoluten Mehrheit, das komfortabelste, was eine Partei, bzw. ein Machthaber sich wünschen kann.
Die Tendenz der SPÖ-nahen Medien, Ludwig jetzt auch noch zum bemitleidenswerten und gequälten Opfer zu erklären, weil er drei potenzielle Koalitionspartner gegeneinander ausspielen kann, und sich und sein Programm so gesehen stärker durchsetzen kann, als es der Logik des Verhältniswahlrechts eigentlich entspricht, ist daher krass faktenwidrig und krasse FakeNews.
Natürlich gibt es weitweit eine Tendenz der Journalisten und Journalistinnen eher zur Linken, aber dazu, derart krasse Falschinformationen zu vertreiben, sollten viele Medien doch nicht schreiten.
Denn indem Ludwig drei potenzielle Koalitionspartner gegeneinander ausspielt, wäre er eher der Quäler, nicht der Gequälte.
Der Historiker Lord John Acton sagte einmal "Macht tendiert dazu, zu korrumpieren, und absolute Macht tendiert dazu, absolut zu korrumpieren".
Und diese dominante Position der SPÖ, die mit Abstand größte Partei zu sein, und sich den Koalitionspartner unter drei möglichen aussuchen zu können, ist eine extreme Machtposition, die eine starke Korrumpierungstendenz hat.
CC / bwag https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a7/Michael_Ludwig_-_Veranstaltung_%E2%80%9E1._Tag_des_Wiener_Wohnbaus%E2%80%9C_%281%29.JPG
Wiener Bürgermeister Ludwig (SPÖ): durch die dominante Position der mit Abstand mächtigste Politiker der Stadt, der drei potenzielle Koalitionspartner gegeneinander ausspielen kann, während viele österreichische, insbesondere Wiener Medien ihn faktenfrei zum bemitleidenswerten und gequälten Opfer erklären.
Die Linkslastigkeit der "Journaille" (so Karl Kraus über die damalige Wiener Mischung von Journalismus und Kanaille) im "roten Wien" hängt auch damit zusammen, dass die Gewerkschaften "Kunst, Medien, Freie Berufe" und die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (die Stadt Wien ist eine Gemeinde) zusammengelegt sind zur "Younion", und diese gewerkschaftliche Macht der SPÖ über die Journalisten und Journalistinnen erzwingt auch bis zu einem gewissen Grad eine extrem parteiische Berichterstattung und verhindert SPÖ-kritische Berichterstattung in vielen Fällen.
Das "rote Wien" kann so gesehen gesehen werden als Beweis und Beispiel für die Hegemonietheorien des Kommunisten Antonio Gramsci.
Als einer weitere Facette der spezifischen FakeNews zahlreicher Wiener Medien kann man die Behauptung betrachten, Covid-19 sei schuld, bzw. alleinschuld am Rückgang der Wahlbeteiligung, während eine weitere zumindest-Mit-Ursache des Wahlbeteiligungsrückgangs, nämlich die Züchtung der Faschismushysterie auch durch zahlreiche Medien wie bei der letzten Wien-Wahl 2015 diesmal nicht funktionierte, weil eben Strache / FPÖ diesmal offensichtlich chancenlos waren. Auch wie zahlreiche Linksmedien, insbesondere in Wien, zu behaupten, das angeblich "fehlende Duell um Wien" oder "FPÖ-Krise" sei schuld an der niedrigen Wahlbeteiligung, ist eine Falschinformation. Es kann ja nicht sein, dass die FPÖ als ewige Oppositionspartei immer und an allem schuld sei: wenn es ihr gut gehe, dann sei sie eine Faschismusgefahr und sei eine Gefahr für Wien, und wenn es ihr schlecht gehe, senke sie die Wahlbeteiligung und sei schlecht für Wien, insbesondere für die Demokratie in Wien. Die Mitschuld der linken Medien an der oft überzogenen Faschismushysterie, die die Wahlbeteiligung 2015 über das Normale steigerte, wird von ebendiesen Medien vertuscht und verschwiegen.
Eine weitere Facette der FakeNews von Wiener bzw. österreichischen Medien in Zusammenhang mit der Wienwahl ist die Behauptung, es seien alle Koalitionsoptionen offen. Das ist eine Falschinformation insoferne, als SPÖ-lose Koalitionsoptionen (z.b. ÖVP-FPÖ-NEOS-Grüne oder ÖVP-FPÖ-NEOS oder ÖVP-NEOS-Grüne) natürlich nicht offen sind, genauso wenig wie Rot-Blau, das arithmetisch eine Mehrheit hätte. Auch diese Falschinformation hat scheinbar die Aufgabe, eine demokratiepolitisch problematische Dominanz einer einzigen Partei zur Normalität zu erklären.
P.S.: mit seinem Sager "Journalisten sind G´fraster" knüpfte DDr. Günther Nenning, der frühere Doyen des österreichischen Journalismus an an Karl Kraus und seine Medienkritik. (ein "G´frast" ist im Wiener Dialekt ein "schlimmes Kind" ).
Auch der ca. 90-jährige Schüttelreim von Fritz Grünbaum "Man kann - wenn sie Bericht erstatten, genau, wer sie besticht, erraten" war ein gravierende Medien- und Journalistenkritik.
Einen positiven Aspekt dieser Wienwahl kann man darin erblicken, dass die "Kronen-Zeitung", also eine sehr ÖVP-nahe und sehr einflussreiche Zeitung, trotz intensiver Bemühungen es nicht schaffte, die ÖVP über 20% zu hieven. Das ÖVP-Wahlergebnis dürfte das dritt- bis fünftschlechteste aller fünfzehn Wienwahlen seit dem Zweiten Weltkrieg werden und ist so gesehen alles andere als ein Erfolg.