Da die FPÖ und ihr Teil, die Identitären, "gute" Chancen hat auf Regierungsbeteiligung und Kanzlerschaft in Österreich, wäre es vielleicht einmal Zeit, ihre Ideologie unter die Lupe zu nehmen.

Zum Beispiel betrachten die Identitären die antiken Spartaner als Vorbild und Inspiration.

Dabei verschweigen sie aber sehr wesentliche Aspekte:

wegen des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen ist es heute für Rechtsextremisten (wie die Identitären?) praktisch unmöglich, sich auf die Naziideologie und ihre rassistische Unterscheidung (zwischen "arischen", deutschen "Übermenschen" und sonstigen, z.B. slawischen "Untermenschen" ) zu berufen.

Ein den Identitären "willkommenes" Ausweichmanöver ist die Berufung auf die ganz ähnliche spartanische Unterscheidung zwischen "spartanischen-vollbürgerlichen" "Übermenschen" und "helotisch-sklavischen" "Untermenschen".

Während die Identitären die antik-spartanische Gesellschaft verfälschend als harmonisch, geschlossen und so gesehen dem "Volkskörper"-Ideal der Nazi-Ideologie entsprechend darstellten, war die wirkliche spartanische Gesellschaft von damals (Blütezeit der spartanischen Kultur 6. bis 2. vorchristliches Jahrhundert) eine äußerst grausame: die Spaltung dieser Gesellschaft in diktatorisch-herrschende spartanische Oberklasse und helotisch-sklavische Unterklasse beinhielt immer die Gefahr eines Sklavenaufstands und einer Revolte, die von Teilen der spartanischen Gesellschaft aus ihrer Sicht systematischen Mord an vielen revolutions-verdächtigen helotischen Sklaven (ganz im Sinne der freiheitlichen "Präventivstrafe" ?) "erforderte".

Während die Identitären die Spartaner als wehrhaft darstellten, war es in vielerlei Hinsicht anders: erstens einmal war die peloponnesische Halbinsel (mit der Zentralstadt Sparta) praktisch durch das umgebende Meer und die oft steilen Felsenküsten verteidigt, und einzig durch eine relativ kleine Landenge erreichbar. So gesehen gab es kaum Notwendigkeiten, Sparta und Peloponnes zu verteidigen, auch weil meistens andere griechische Stadtstaaten von Norden einfallende Perserarmeen aufhielten und stoppten. So gesehen ähnelt Österreich, das gar keine Armee braucht, weil es von einem NATO-Schutzschirm geschützt wird, dem damaligen Sparta, das eigentlich auch praktisch keine Armee brauchte, weil die anderen griechischen Stadtstaaten, die viel perser-näher waren, meistens die Verteidigung gegen die Perserarmeen übernahmen, während die Spartaner sich einer gemeinsamen griechischen Solidarität verweigerten, ebenso, wie sich Österreich nach dem Verständnis der freiheitlich-überflüssigen "Festung" ebenso glauben solle, sich der gemeinsamen europäischen Solidarität verweigern zu können. Die Sicherheitsschmarotzermentalität/ Trittbrettfahrermentalität, die Österreich nach dem FPÖ-Verständnis haben sollte, wiederspiegelt sich auch im Verständnis der Spartaner. Die Spartaner - waren entgegen der Wehrfähigkeits-Propaganda der Identitären - die einzigen unter den griechischen Stadtstaaten, die sich weigerten, sich an der allgriechischen Bestrebung, die persische Bedrohung (damals Xerxes) unter der Führung des Makedonierkönigs Alexander auszuschalten, zu beteiligen. Generell galten die Spartaner - ganz entgegen der identitären Geschichtsverfälschung - (ähnlich wie die FPÖ?) als "unsolidarische Arschlöcher", die sich falls überhaupt, erst sehr spät an den früheren Perserkriegen beteiligt hatten, nachdem die Perserarmeen zahlreiche nicht-spartanische, griechische Stadtstaaten zerstört hatten.

Eben dieser starke klassentrennende Charakter der spartanischen Gesellschaft widerspiegelte sich auch in den Militäraktionen: so befahlen die spartanischen Oberschichtler ihren peloponnesischen Verbündeten/Unterworfenen oder den eigenen helotischen Sklaven, Leute zum Militärdienst aus Bündniszwängen für verbündete andere griechische Stadtstaaten zu entsenden, weigerten sich aber als privilegierte Oberschichtler, selbst derartige Militärdienste zu erfüllen, ganz im Gegensatz zur Identitären-Propaganda.

Diese Politik der Militärdienstverweigerung der privilegierten spartanischen Oberschicht war sowohl innen- als auch aussenpolitisch eine schwere Belastug der Beziehungen. So dürften auch zahlreiche Fälle des "Verrats", dass also Einzelne (egal, ob Spartaner oder Verbündete) wegen der Unzufriedenheit mit der Politik der spartanischen Oberschicht Standort und Verwundbarkeiten spartanischer Armeen an den "Feind" verrieten, erfolgt sein. Die Identitären vertuschen "natürlich", dass die spartanische Oberschicht sich durch ihren Zynismus und ihre Verlogenheit sich vermutlich zahlreiche Fälle des Verrats einhandelte.

Anders, als die Identitären behaupten, hatten die Spartaner praktisch kein militärisches Training, kein Waffentraining, sondern die spartanische Quasi-"Wehrpflicht" war ausschliesslich ein Fitnesstraining, das zwar militärisch, aber auch für viele andere Zwecke verwendbar war, zum Beispiel dafür, in Hinsicht auf Heirat attraktiver zu werden.

Diese Fitnesstrainingspflicht galt übrigens für beide Geschlechter, auch für die Frauen, die sich nicht an Kriegen beteiligten, und Spartanerinnen waren oft erfolgreich bei den Olympischen Spielen und erreichten so oft Goldmedaillen. Polemisch gesagt diente das spartanische Heer bzw. die spartanische Wehrpflicht entgegen den identitären Lügen hauptsächlich dazu, so wie das österreichsiche Heer erfolgreiche Sportsoldaten und Sportsoldatinnnen zu erzeugen.

Anders, als die Identitären behaupten, waren die spartanische Gesellschaft kein klares Patriarchat. Natürlich entsprachen alle griechischen Stadtstaaten von damals nicht den heutigen Standards von Frauenrechten, aber in Sparta hatten spartanische Vollbürgerinnnen mehr Rechte als in den meisten oder allen anderen altgriechischen Stadtstaaten: so durften vollbürgerliche Spartanerinnen Vermögen besitzen, Gutshöfe besitzen und als Gutsverwalterin, also quasi als Firmenchefin, arbeiten, was sie sonst fast nirgends durften. Natürlich wurde von ihnen gesellschaftlich erwartet, dass das nur ein Übergangsstadium ist, bis zur Heirat und bis zur Übergabe des Gutes an den männlichen Ehemann, zumindest als Verwalter, aber in vielen anderen altgriechischen Stadtstaaten hatten Frauen/Vollbürgerinnen dieses Recht/Übergangsrecht nicht.

Auch diese von den Identitären vertuschten Frauenrechte im antiken Sparta widerspricht dem heutigen FPÖ-Trend zur bei den Regierungsverhandlungen von der FPÖ verlangten "Herdprämie", der die Frauen in Dschihadisten- und Islamistenmanier in die Rolle als Mutter und Kindererzieherin zwingen will.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Sparta und Athen war auch der des Herrschaftssystems: Sparta hatte (für vollbürgerliche Männer) wesentlich mehr diktatorische Aspekte, hingegen Athen mehr demokratische Aspekte und mehr Freiheitsaspekte: eben deswegen florierten in Athen Kultur, Wissenschaft, Erfindungen und Rhetorik, während Sparta auf den ersten Blick geschlossener und harmonischer aussah, wobei aber der langfristig erfindungshemmende Aspekt des diktatorischeren spartanischen Herrschaftssystems von den Identitären konsequent vertuscht wird.

Jacques-Louis David-Gemälde ca. 1810

Hier ein Gemälde von Jacques-Louis David von ca. 1800, das den Spartanerkönig Leonidas und seine Armee kurz vor der Schlacht bei den Thermopylen darstellen soll, aber irreführend ist. Natürlich nutzten die Spartaner Lederrüstungen oder Metallrüstungen, aber in der europäischen oder US-amerikanischen Populärkultur hält sich nachhaltig die falsche Behauptung, die Spartaner hätten damals lediglich mit roten Togas bekleidet gekämpft. Diese Falschdarstellung beeinflusste auch US-Comics und über diese den Hollywood-Film "300".

Hier die angeblich fast nackten Spartaner-Oberkörper bei der Schlacht bei den Thermopylen um 480 vor Christus, eine Falschinterpretation des David-Gemäldes, bei dem es eigentlich um männliche Homoxsexualität ging, nicht um Kampfbekleidung.

Hier das Cover von Frank Millers Graphic Novel "300" über die Spartaner bei der Thermopylen-Schlacht aus dem Jahr 2006: wenn auch historisch unakkurat, so ist es doch rein zeichnerisch betrachtet ein knallig buntes Comics mit Sensations- und Neuigkeitswert, so nach dem Motto: wenn alle Comics-Zeicher altgriechische Krieger in Rüstungen zeigen, müsste sich doch ein ganz anderes Comics mit fast-nackten Kriegern als unique selling Proposition gut verkaufen. Vielleicht eben auch dadurch der "Kultstatus" von Frank Millers "300" und die Verfilmung, die die verfälschende Comics-Vorlage "authentisch" oder sekundär-authentisch wiedergibt. Wobei der Großteil des Kultstatus von Miller von seiner früheren Neuinterpretation des Batman mit durchaus dunklen Facetten und einer Anlehnung an den Film Noir stammt.

Diese Darstellung ist aber auf verkehrte Art trotzdem wieder richtig: denn sie widerspiegelt die in der spartanischen Gesellschaft weit verbreitete Homosexualität, insbesondere männliche Homosexualität, die von der heutigen FPÖ bzw. den Identitären scharf abgelehnt wird - auch hier wieder ein Widerspruch. Die Homosexualitätsfrage spielte übrigens auch eine Rolle bei der Spaltung in schwulenfeindliche FPÖ und schwulenfreundliches/bisexuellenfreundliches BZÖ rund um Jörg Haider, Gerald Grosz und Stefan Petzner.

Da die Spartaner politisch mächtig waren, viel mächtiger als ihre Unterworfenen und ihre Sklaven, prägten sie das Bild, diese 300 Spartaner und ihr angeblich selbstloses Opfer hätten die Schlacht bei den Thermopylen entschieden. Dabei wird aber verschwiegen, dass peloponnesische Unterworfene und helotische Sklaven sich auch mit 700 Mann beteiligten, ebenso wie die Beteiligung anderer griechischer Stadtsaaten verschwiegen wird, mit vielen tausenden Mann.

Außerdem war diese Schlacht nur eine Schlacht in den zahlreichen Schlachten mit den Persern in den Perserkriegen, und keineswegs eine entscheidende. Bei den entscheidenden alexandrinischen Perserkriegen beteiligten sich die Spartaner nicht.

Hier das Bild des Xerxes im Comic und Film "300":

Auch das ist in vielerlei Hinsicht Unsinn: Xerxes dürfte im Gegensatz dazu kopfbehaart, ungepierct, bärtig und ohne derartigen Kettenbehang gewesen sein. Das Einzige, was am Xerxes-Bild stimmt, dürfte die Körpergröße sein: Xerxes war vermutlich ein ungewöhnlich großer Mann, so ca. 2 Meter groß, sowohl in der Wirklichkeit wie auch in Comics und Film.

Und auf dieses geschichtsverfälschende Comics bzw. diesen geschichtsverfälschenden Film berufen sich die Identitären in ihrer verfälschenden Propaganda ....

Hier die Ermordung des schwarzen Botschafters im Film "300", das war vielleicht was Sellner und die Identitären so faszinierte an Film bzw. Comicsvorlage. Aber auch das ist vermutlich teilweise basislos. Xerxes als Perser hätte vermutlich nie schwarze Botschafter akzeptiert, und auch, wenn das Perserreich Ägypten umfasste, so umfasste es Schwarzafrika nicht. Es ist daher anzunehmen, dass die Botschafter von Xerxes eher arabisch waren und aussahen, aber nicht schwarzafrikanisch. Außerdem war es auch in der damaligen Zeit ein Sakrileg und ein Verstoss gegen diplomatische Gepflogenheiten, Botschafter und Verhandler zu ermmorden. Historisch dürfte das so passiert sein, Leonidas bzw. die Spartaner haben so wie die Athener zuvor persische Botschafter ermordet. Aber diese Botschafter dürften nicht schwarz gewesen sein. Es stellt sich die Frage, ob die Ermordung dieser Botschafter eine Art Ersatzhandlung für die Spartaner war, um ihre oftmalige Verweigerung von Bündnispflichten zu kompensieren. Persische Botschafter zu ermorden, die nach Sparta kamen, war für Spartaner viel einfacher, als mit einer Armee 1000 Kilometer nach Norden zu marschieren, um die makedonischen Brüder vor den Perserarmeen zu verteidigen, außerdem viel risikoärmer: selbst wenn diese Ermordungen einen Perserkrieg provozieren sollten, so sind primär andere griechische Stadtstaaten davon betroffen, dass Perserarmeen sie zerstören könnten.

Es gibt eine Debatte darüber, ob Comics-Autor Frank Miller rassistisch und rechtsextrem sei, insbesondere in der letzten Jahren, und auch ob seine Ästhetik was Faschistisches hätte, ob er so gesehen eine Art "Leni Riefenstahl der COmics" sei (Riefenstahl war Hitlers Filmemacherin).

Er wurde von manchen Comic-Festivals ausgeladen, bzw. gar nicht eingeladen.

VOn den Identitären als Inspiration gehandelt zu werden, ist wohl auch nicht gerade die Widerlegung des Rechtsextremismus-Verdachts.

Zeichner-"Kollege" Alan Moore nannte die Arbeit von Frank Miller "sub-fascist", als quasi "fast-faschistisch", diese Kritik schafft es praktisch nie in deutschsprachige Medien, hingegen wird Frank Miller quasi "freigesprochen" von "rechten" deutschsprachigen Medien, wie beispielsweise der "Welt". Und eben weil es die englischsprachige Kritik praktisch nicht in den deutschsprachigen Raum schafft, war diese Wahl der Identitären taktisch (aber nicht moralisch) "geschickt".

Vielleicht waren es ja gerade die englischsprachigen Faschismus-, Rechtsextremismus- und Rassismusvorwürfe (wie direkt oder angeschwächt auch imemr), die Frank Miller für die Identitären interessant machten.

https://boundingintocomics.com/comic-books/watchmen-creator-alan-moore-criticizes-frank-millers-work-as-sub-fascist-says-his-portrayal-of-batman-as-a-one-man-hero-in-the-dark-knight-returns-was-a-bit-too-birth-of-a-nation/

"Birth of A Nation" ist ein Comics von 1905, das den Ku-Klux-Klan, die Armee der US-Südstaaten im US-Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 und die Rassentrennung glorifiziert:

https://goodcomics.blogspot.com/2006/02/why-frank-miller-is-fascist-writer.html

https://biblioklept.org/2011/11/14/frank-miller-fascist-mouthpiece-is-a-cranky-old-hack/

Frank Millers Graphic Novel "Holy Terror" wurde vielfach als rassistisch und islamophob beschrieben. Oder als "die rassistischste Graphic Novel, die jemals von einem früher erstklassigen Zeichner gemacht wurde". Dass Miller New Yorker war und als solcher von den Terroanschlägen von 9-11 besonders betriffen, kann man vielleicht als mildernden Umstand gelten lassen, vielleicht auch nicht.

Einige Comics-Experten vertreten die Meinung, dass Miller in den 1990er-Jahren und davor politisch neutral war und beiden Seiten kritisch gegenüberstand, dass er sich aber in Folge der 9-11-Terroranschläge stärker nach rechts bzw. rechtsextrem entwickelte. Die Perser in diesem 300-COmics aus dem Jahr 2007 sind so gesehen eine Metapher auch Osama Bin Laden und die (saudi-arabischen) Terroristen, die den Anschlag verübten. Der Islam ist auch in Schwarzafrika teilweise verbreitet. Das Osama Bin Laden scheinbar die oftmals harte israelische Besatzungspolitik als Grund für seinen Terroranschlag hatte, wird scheinbar weitgehend verschwiegen, und das war ja auch eine praktisch unbekannte Sache im Westen, die erst im Zuge des Hamas-"Terrors" von 2023 und der folgenden, sehr harten israelischen Offensive einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, also mehr als 20 Jahre später. Frank Miller selbst sagte mal, sein Abdriften stark nach rechts sei Folge einer Alkoholismus-Phase gewesen. Auch dieser Aspekt wird von Identitären verschwiegen.

Oft sind es explizite Frank-Miller-Fans, bzw. Fans von Miller Batman-Adaption "Dark Knight returns", die "Holy Terror" von Miller zum schlechtesten Comics aller Zeiten erklären.

Dieser Frank-Miller-Panel, in dem Batman seinen langjährigen Arbeitskollegen Robin fragt, ob er nicht ganz dicht sei oder geistig zurückgeblieben, wird von zahlreichen Comic-Fans als sehr problematisch bzw. eines der schlechtesten Batman-Panels aller Zeiten eingestuft, und diese Rhetorik-Methode hat in der Tat eine Ähnlichkeit mit der freiheitlichen Tendenz, Andersdenkenden "Corona-Wahn", "Gender-Wahn", "Multikulti-Wahn", oder ähnliche angebliche "Wahn"-Vorstellungen vorzuwerfen.

https://whatculture.com/videos/the-worst-things-batman-has-done-to-robin

Ganz Ähnliches machen die Identitären übrigens auch: wenn man ihre Positionen kritisch, aber sachlich kommentiert, reagieren sie oft nicht sachlich, sondern mit Unterstellungen, Andersdenkende seien links, linksextrem, verrückt, oder Ähnliches.

Ein weiteres Narrativ der Identitären ist: die national homogene Spartaner-Armee gegen die multikulturelle persische Armee. Das stimmt allenfalls zur Hälfte: die persische Armee war in der Tat multikulturell, mit ägyptischen Teilen mit spezifisch-ägyptischen Waffen und Taktiken, mit babylonischen Teilen, mit baktrischen Teilen, etc. Aber auch die griechische Seite war multi-kuturell: die Makedoniern hatten andere Waffen und Stile und Taktiken als die Athener, als die Spartaner, als die Thebener, etc. Sodaß in Wirklichkeit beide Seiten multikulturell waren, entgegen der identitären Propaganda. Der springende Punkt: eine einzige griechische Stadtstaaten-Armee alleine wäre viel zu schwach gewesen, die Perser zu beisegen, alleine schon deswegen ist die Identitären-Propaganda Unsinn.

Und die Spartaner, bzw. die spartanische Oberschicht, verwendeten oft zahlreiche Ausreden und Vorwände, um nicht all-griechische Bündnispflichten zu erfüllen, zum Beispiel religiöse Feiertage als Gründe/Vorwände, Bündnispflichten brechen zu dürfen.

So ähnlich, wie die FPÖ die (vermutlich längst schon hinfällige) Neutralität als Ausrede dafür verwendet, sich nicht an Bündnispflichten im Rahmen der EU-Verträge zu beteiligen.

Dieser Bruch der europäischen Verträge war für die FPÖ wahltaktisch sehr "erfolgreich" - Populismus gewinnt, und zahlreiche Leute wählen gerne das schön-Klingende, selbst das schön-klingende Unrealistische oder das schön-klingende Vertragswidrige.

Hier ein paar Videos mit dem holländisch-britischen Antik-Militärhistoriker Roel Konijnendijk, der sich als Professor an verschiedenen Unis (Leiden, Oxford, ...) mit der altgriechischen Militärgeschichte und den Verfälschungen in der Populärkultur beschäftigt. Diese weit verbreiteten Verfälschungen bei der weit entfernten antiken Geschichte sind vielleicht sogar bis zu einem gewissen Grad ein mildernder Umstand für die Lügen und Verfälschungen der FPÖ bzw. der Identitären in Bezug auf die Geschichte der Spartaner. Ein weiterer Zusammenhang zwischen der Spartaner-Schlacht bei den Thermopylen und dem Nazismus ist, dass Adolf-Hitler-Vize Hermann Göring die Verluste in Stalingrad identitären-ähnlich mit der angeblichen "Selbstopferung" der Spartaner bei den Thermopylen rechtfertigte und propagandistisch in einen Sieg umzumünzen versuchte - wobei allerdings zahlreiche Unterschiede propagandistisch verschwiegen wurden. Die Thermopylen waren eindeutig griechisches Gebiet und die Perser die Angreifer, die Griechen die Verteidiger, hingegen Stalingrad eindeutig russisch-sowjetisches Gebiet, und Nazideutschland der Angreifer, hingegen die Russen/Sowjets die Verteidiger.

Ich kann der prinzipiellen Kritik an der Populärkultur nur zustimmen, auch zahlreiche Hollywood-Filme zur "Meuterei auf der Bounty", zum Beispiel, waren/sind krass fehlerhaft und wiederspiegeln oft eher einer der damaligen Propagandaversionen, aber entsprechen nicht der historischen Wahrheit.

Über längst tote historische Persönlichkeiten, die sich nicht mehr wehren können, kann man natürlich besonders leicht Lügen und Verfälschungen verbreiten. So galt der aus einfachen Verhältnissen stammende Captain Bligh in den Filmen als der alte widerliche Bösewicht, dessen Grausamkeit die Meuterei provoziert hätte, während er in Wirklichkeit zwar hart, aber in mancher Hinsicht weniger hart war als seine Captains-Kollegen der damaligen Zeit, während der aus adeligen Verhältnissen stammende Fletcher Christian entgegen den Hollywood-Lügen, die ihn als den Befreiungshelden glorifizierten, der eigentliche Bösewicht gewesen sein dürfte, dessen adelige Verbindungen es ihm ermöglichten, mit einem für Meuterer wegen der verfälschenden Propaganda ungewöhnlich milden Strafe durchzukommen. Die Hollywood-Filme zur Meuterei auf der Bounty verschweigen auch die Geilheit der Männer, die viele Monate lang auf hoher See sind, die dann hohe Anziehungskraft tahitianischer Frauen, sowie den Einfluss der französischen Revolution auf Großbritannien und auf britische Seefahrermannschaften. Bligh konnte danach völlig unbehelligt als Kapitän weiterarbeiten, wurde weder von den Gerichten verurteilt, noch von den Reedereien geächtet bzw. mit Berufsverbot belegt, was alle diese Hollywood-Filme, die Bligh dämonisieren, verschweigen. Eine der Erstaunlichkeiten im Bounty-Prozess war auch, dass Teile der Bounty vernichtet wurden, es ist völlig unbekannt, von wem, und zu welchem Zweck.

Ein ähnliches Phänomen auch bei Gräfin Erszebet Bathory, die vermutlich von den dominierenden katholischen Habsburger-Kaisern und ihrer Propaganda weltweit vermutlich faktenwidrig oder stark übertreibend als blutrünstige Frau geframed wurde, weil sie entgegen den Regeln der habsburgisch-katholischen Gegenreformation Protestanten Zuflucht in ihrer Grafschaft gewährt hatte; eine Falschdarstellung, die sich in der Populärkultur widerspiegelt bis zum Namen der Black-Metal-Band "Bathory". Bathory war zwar als Gräfin so gesehen selbst Oberschicht, aber im Vergleich zu den Habsburger-Kaisern und der katholischen Dominanz im ganzen Reich war sie als "Protestantenfreundin" gewissermaßen Unterschicht. Daher auch ihre Verurteilung.

Meistens sind es die Propagandalügen der Oberschicht, die sich in der Populärkultur wiederspiegeln, ganz einfach, weil die Oberschicht mehr Macht hatte, ihre Lügen und ihre Propagandaversionen durchzusetzen.

Comic-Fans sind eigentlich ziemlich uninteressiert daran, ob eine Graphic Novel historisch korrekt ist oder nicht: sie interessiert hauptsächlich das Zeichnerische und die geschilderten Charaktere. Genau das macht propagandistische Lügen im Comics-Bereich so erfolgreich und macht es so problematisch, historische Ereignisse oder pseudo-historische Ereignisse zum Thema zu machen, also aus einem historischen Ereignis eine verfälschende Graphic Novel zu machen. Vielleicht insbesondere im deutschsprachigen Raum: denn oft schaffen es nur die Filme wie "300" in diesen, aber die englischsprachige Kritik daran nicht in deutschsprachige Übersetzungen.

Gerade wegen Musks/Zuckerbergs "Ermordung" der Faktenchecker ist ja wieder einmal eine Debatte losgebrochen, ob ein Schwarm an ahnungslosen Bloggern/Postern einen Fortschritt oder einen Rückschritt in Hinsicht auf mehr Lügen in sozialen/asozialen Medien darstellt.

Mein Kommentar dazu: seit meiner Mitgliedschaft in der Piratenpartei glaube ich nicht mehr an "Schwarmintelligenz", solndern eher an "Schwarmdummheit" und den Dunning-Kruger-Effekt, die Tendenz dummer Leute, ihre eigene Dummheit nicht erkennen zu können. Ich glaube viel mehr an einzelne Experten. Und bei der Auswahl dieser bin ich ziemlich anspruchsvoll und eklektisch.

Apropos Musk: ich halte es für möglich, dass Musks Hitler-Gruß oder seine hitler-gruß-ähnliche Geste folgenden Hintergrund haben könnte:

nach seinem Gespräch mit Alice Weidel ist er vielleicht draufgekommen, bzw. wurde er darauf aufmerksam gemacht, dass er Alice Weidel zahlreiche Lügen und Falschdarstellungen kritiklos durchgehen liess (weil er sich eben sein ganzes Leben lang mit Wirtschaft und Technik beschäftigt hat und nicht mit Politik und Geschichte), und um diesen seinen Fehler zu korrigieren, könnte er den Hitlergruß gemacht haben, um nachträglich Alice Weidels nazinahe Tendenzen in dem Gespräch mit ihm zu kritisieren. Man kann Musks Hitlergruß auch so sehen, dass er eigentlich nichts von Schwarmintelligenz hält (auch wenn er sie aus populistischen und geschäftemacherischen Gründen zu befürworten scheint) und eben wegen des Fehlens der Schwarmintelligenz manchmal zum Kunstgriff des Hitlergrusses (bzw. der hitlergrussähnlichen Geste) greifen "muss".

Peloponnesische Halbinsel, in deren Zentrum Sparta lag/liegt.

Wiki-Artikel zur Schlacht bei den Thermopylen, um die´s im Film "300" geht

Wiki-Artikel zum Film "300"

Comic-Vorlage zu "300"

Der Film "300" verschweigt auch, vermutlich um die Akteure heutiger erscheinen zu lassen und mehr Profit an der Kinokassa zu machen, dass die 300 nicht alleine marschierten zu den Thermopylen, sondern begleitet waren von einem ebenso großen Tross von sklavischem Gefolge. Die Geschichtslüge als profitgetriebener Zwang im Kapitalismus sozusagen.

Englisch-Wiki zu Konijnendijk

(Konijnendijk ist im deutschsprachigen Raum derart unbekannt, dass er nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag hat, sondern nur einen Englischsprachigen, frei nach dem Motto "The Truth is not available in your language", "Die Wahrheit ist nicht erhältlich in Deiner Sprache". Wie soll man von einem Schwarm, der sich nur auf irreführende deutschsprachige Fake-News bezieht, aber sich weigert, die oftmals besseren englischsprachigen Infos wahrzunehmen, sowas wie Wahrheit erwarten können? )

Es gibt eine deutschsprachige Plattform, die sich mit Falschdarstellungen in Comics beschäftigt, dies ist:

grober-Unfug. Dieser soll auch mal was kritisches über das Comics "300" gebracht haben, auch wenn ich das derzeit nicht recherchieren kann.

Alfred Hitchcock (verstorbener Hollywood-Filmregisseur), sagte mal, auf Fehler in seinen Filmen angesprochen: "Es ist ja bloß ein Film".

Es ist fraglich, ob man es sich so einfach machen kann: Filme und Populärkultur prägen oft das Denken der Menschen. Und die Fehler und Irrtümer des "Schwarms".

Apropos Krieg und Faktencheckerabschaffung und dem Rechts-Extremismus-freien-Lauflassen bei Musk und Zuckerberg: dies könnte auch ein zeitweiliger Effekt sein, und nur einem etwaigen Regime-Change-Iran dienen. Vielleicht werden Musk und Zuckerberg nach einem erfolgreichen Regime-Change-Iran wieder zu den früheren Faktencheckern zurückkehren, ganz im Gegensatz zu derzeitigen rechtsextremen Jubel unter der Annahme, die Faktencheckerabschaffung sei eine Maßnahme für die Ewigkeit.

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