Die Rechtsextremisten jammern ja immer nur über Gesetze, die zum Beispiel Verhetzung verbieten, weil das laut ihnen eine angebliche Einschränkung der absoluten Redefreiheit sei.
Aber wann immer die Linke oder Linkspolitiker daran gehindert werden, die Meinung zu äußern, schweigen eben dieselben Rechtsextremisten ganz stille, so als ob sie in diesem Fall zustimmen, weil es dann ja keine rechte oder rechtsextreme Rede ist, die verboten, vertuscht, verschwiegen oder mundtot gemacht wird.
In der ATV-Nachrichtensendung so um 18.20 ging es scheinbar um ein Interview mit SPÖ-Parteivorsitzenden Babler.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Allerdings war dieses Interview und diese Sendung im ATV-Archiv nicht abrufbar, sondern angeblich durch einen Adblocker blockiert.
Ich habe auch andere Computer ausprobiert, und an meinem Computer alle Adblocker deaktiviert, aber das Resultat blieb immer dasselbe, die Sendung und das darauf abrufbare Interview (scheinbar mit Babler) blieb unabrufbar, sondern angeblich durch einen Adblocker blockiert.
Und diese spezielle Sendung war die einzige, die derart wegen eines angeblichen Adblocker unabrufbar blieb.
Was eigentlich unlogisch ist, denn man kann annehmen, dass die anderen ATV-Nachrichtensendungen um ca. 18.20 genau dieselben Werbekunden haben - solche Verträge werden oft über Jahre abgeschlossen und nicht nur für eine einzige Sendung.
Man kann nur darüber mutmaßen, worum es in dieser Sendung gegangen ist: es war einen oder zwei Tage nach dem dritten Fall der Attentatsserie in Wien auf Obdachlose (zwei Ermordete, ein Schwerverletzer), sodass es als Möglichkeit erscheint, dass es in diesem Interview um ebendiese Attentatsserie auf Obdachlose gegangen sein könnte.
Und scheinbar empfinden zahlreiche Bürger, insbesondere Rechtsextremisten in so manchem Internetforum, Obdachlose als "Untermenschen", ähnlich den "Asozialen" in der Nazi-Terminologie.
Hier eine Schreencapture vom angeblichen Werbeblocker, der sehr serverseitig zu sein schien.
Und hier der Link zur inzwischen aus dem Archiv verschwundenen wegen angeblichem Adblocker nicht verfügbaren Sendung mit vermutlichem Babler-Interview:
https://www.atv.at/tv/atv-aktuell/staffel-2023/episode-222/atv-aktuell-vom-10082023
mit dem Hinweis: "Unser Techniker arbeitet schon auf Hochtouren, um die angeforderte Seite so schnell wie möglich wieder bereitzustellen – aber vielleicht hast du dich auch nur vertippt?"
Vertippt habe ich mich sicher nicht - ich habe die Page als Lesezeichen abgespeichert, ohne irgendwas zu tippen, nur mit Mouseclicks.
Oftmals erscheint ein externes (ausserhalb des Videowiedergabefensters) Popup-Window, um das Blocken der Werbung anzuzeigen, was hier aber nicht passiert - hier ist die angebliche Adblock-Nachricht im Videowiedergabefenster, was den Eindruck erwcken kann, diese Botschaft sei zentral vom ATV-Sender gesteuert, und nicht von einem Ad-Block eines individuellen Users.
Da bei vielen Leuten ein fast blindes Vertrauen in Computer existiert, kann es sein, dass diese angebliche, mutmaßlich falsche Ad-Block-Nachricht unkritisch übernommen und geglaubt wurde - somit wäre dieser Fall ein "gelungener" Fall einer Nachrichtenunterdrückung oder Interviewunterdrückung in einer angeblichen Demokratie. Natürlich kann man zu Babler so oder so stehen, und natürlich sind manche seiner Aussagen und Positionen und Herkünfte (wie die Marxismus- oder Staatsmonopol-Kapitalismus-Connection) fragwürdig.
Aber dennoch sollte man nicht soweit gehen, Interviews zu unterdrücken. Ein Bringen des Interviews, u.U. auch mit kritischer Nachbesprechung, wäre demokratischer und besser gewesen.
In den ORF-Sommergesprächen beschwerte sich FPÖ-Chef Kickl massiv darüber, dass angeblich ein Satz aus einem ORF-Interview mit ihm herausgelöscht worden sei. Darüber, dass scheinbar ein ganzes Babler-Interview aus dem ATV-Archiv verschwunden ist, verloren Kickl oder FPÖ-Sympathisanten kein Wort - vielleicht geht es ihnen ja nicht um allgemeine Meinungsfreiheit, sondern nur darum, sich selbst zum Opfer zu stilisieren.
Die Behauptung einer angeblichen Feindlichkeit aller etablierten Medien gegenüber Rechtsparteien ist auch sehr fragwürdig in Zusammenhang mit der Bargeldfrage, wo alle oder fast Medien mehr oder weniger kritiklos die FPÖ-Position und FPÖ-Einseitigkeit in der Argumentation übernehmen (darüber hoffentlich bald ein anderer Blog).
Und wegen des Zusammenhangs mit dem Obdachlosenthema hatte die FPÖ wegen ihrer Anti-Sozialschmarotzerpropaganda auch ein Motiv, eine etwaige erkannte Babler-Interview-Vertuschung mit vermutlichem Zusammenhang zu der Mordserie an Obdachlosen nicht zum Thema zu machen. Auch deswegen, weil dann ein etwaiger im Interview thematisierter möglicher Zusammenhang der Anti-Sozialschmarotzerkampagne der FPÖ mit der Anti-Asozialen-Kampagne der Nazis und der Mordserie an Obdachlosen in Wien zum Thema geworden wäre.
Ebenfalls zum Thema Obdachlose passt die Sommerlochaffäre rund um ÖVP-Wien-Chef Mahrer, der die Polizei wegen eines angeblichen Obdachlosen in der Mariahilferstrasse, also gleichsam der Wiener Haupteinkaufsstrasse, rief, und dadurch einen Shitstorm der anderen Parteien auslöste: wie könne er nur aus einer solchen Sache so einen Skandal aufbauen ? Mahrer blies dahin den Polizeieinsatz wieder ab.
Auch dazu eine Screencapture von Mahrers Twitter-Feed, IIRC.
Sogar die sehr ÖVP-freundliche Krone stimmte in die "Empörungs"-Berichterstattung ein, aber die Sache ist keinswegs so harmlos.
Nehmen wir einmal an, es handle sich wirklich um einen Obdachlosen (links im Bild, scheinbar schlafend).
Erstens einmal fällt auf, dass ziemlicher Hochbetrieb ist: die Sitzbank auf der Gegenseite ist voll besetzt mit drei Leuten, und der angebliche Obdachlose braucht die ganze Sitzbank, die eigentlich für drei Leute da sein sollte - ein solches Verhalten ist durchaus geeignet, Ablehnung gegenüber Obdachlosen zu schaffen, was gerade im diesem Falle sehr heikel sien kann, weil Obdachlose auf eine gewisse Kooperationsbereitschaft mit der Gesellschaft angewiesen sind, in vielerlei Hinsicht.
Diese Mahrer-Obdachloser-Geschichte war vor der Attentatsserie auf Obdachlose, und man kann darüber spekulieren, ob sie ein Klima aufbereitet haben könnte, in dem Attentate auf Obdachlose wahrscheinlicher werden.
Dasselbe gilt aber auch für rechtsextreme Foren, wo Obdachlose auf oft in nazi-ähnlicher Manier herabgewürdigt und diskriminiert werden - in der Nazizeit landeten Obdachlose oft im KZ und wurden dort ermordet, weil sie laut damaligem Nazi-Gesetz "Asoziale" waren was soviel heiss, dass sie sich nicht ausreichend am Nazi-Staat beteiligten aus Sicht der Nazi-Regierung.
Der damalige Nazi-Begriff der "Asozialen" für Obdachlose lebt auch heute noch, oft in der Abkürzungsform des "Asi" oder der "Asis".
Der deutsche Bundestag hat einmal so um 2016 die Rehabilitierung der von der Nazi-Regierung ins KZ geworfenen und ermordeten Obdachlosen, bzw. sogenannten "Asozialen" beschlossen, mit den Stimmen fast aller Parteien, mit der einzigen Ausnahme der AFD. Die AFD forderte eine Einzelfallprüfung, obwohl die Einzelfallprüfung in diesem Fall ziemlich sinnlos war, weil die sogenannten "Asozialen" eben keine klassischen Kriminellen waren, sondern weil ihr einziger Gesetzesverstoss darin bestanden hatte, sich nicht in aus Regime-Sicht ausreichenden Maße am Nazistaat zu beteiligen, so wie die Nazi-Regierung das eigentlich vorgesehen hatte.
Nach derselben Gesetzesdefinition war auch ein Eremit, ein Einsiedler, ein "Eigenbrötler", der entfernt von der Gesellschaft auf seinem Bauernhof eine Selbstversorgungswirtschaft betreibt, ohne irgendwem zu schaden, ein "Asozialer".
Es kann schon sein, dass manche Obdachlose in der Tat eine Neigung zum Asozialen haben, aber es wäre eine krasse Vereinfachung, zu behaupten, dass alle Obdachlosen "asozial" wären.
Aber noch ein Aspekt ging in der Debatte rund um Mahrer und den angeblichen Obdachlosen: der Mann hat keine Schuhe, zumindest ist er auf dem Foto ohne Schuhe an den Füssen abgebildet, ohne dass sonstwo Schuhe, die ihm gehören könnten, zu sehen sind.
Und das kann den Verdacht aufwerfen, es könnte sich um Schuhdiebstahl gehandelt haben, wodurch Mahrers Anruf bei der Polizei gar nicht so unberechtigt erscheint, auch wenn sich die Polizei wegen einer Bagatellsache wie gestohlenen, gebrauchten Schuhen normalerweise nicht viel antut.