In vielen antikapitalistischen Medien des weit links stehenden "roten Wien", in dem auch die kapitalismusfeindliche Rhetorik des Papstes Franziskus "Diese Wirtschaft tötet" auf fruchtbaren Boden fällt, besteht eine trügerische Einigkeit: die Spekulanten seien schuld an der Explosion des Vanillepreises.

Franziskus´ Rabiatrhetorik passt übrigens zur Rhetorik des klassischen Rabiatkatholiken Leon Bloy, dessen Schriften vor ca. hundert Jahren einen lateinamerikanischen Klassiker (ich weiß jetzt nicht mehr, ob Garcia Marquez oder Vargas Llosa) zur Einschätzung verleitete, Bloy sei mehr als ein terroristischer Autor.

Jedenfalls ist Vanille (wichtiger Bestandteil von Eis- und Joghurtsorten und von Schokolade) ein in vielerlei Hinsicht sehr spezielles Produkt:

80% der weltweiten Vanilleproduktion findet in Madagaskar statt, dass noch dazu sehr sturmgefährdet ist:

der Vanillepreis vervielfachte sich von 30 Euro / kg im Jahr 2010 auf 600 Euro / kg im Jahr 2017, als ein Zyklon, nämlich "Enawo" auf Madagaskar zusteuerte und dort einen Großteil der weltweiten Vanilleproduktion zu vernichten drohte.

Natürlich waren Spekulanten daran, dass der Vanille-Preis verfrüht stieg, beteiligt, aber gestiegen wäre der Vanille-Preis sowieso, egal, ob mit oder ohne Spekulanten.

Dieselbe Spekulation wie auf der Nachfragerseite gibt es übrigens auch auf der Anbieterseite: nach der letzten Preisexplosion von Vanille versuchten verschiedene nicht-madagassische Länder, Vanilleproduktion aufzuziehen: mit großen Problemen und Verlusten, weil das Klima in Madagaskar besser geeignet zu sein scheint für Vanille als vielerorts sonst auf der Welt.

Nur in Mexico gibt es eine Bienenart, die die Bestäubung der Vanille vornimmt.

Wenn die Sache durch Menschen manuell gemacht verden muss, stösst die Vanille-Herstellung sehr schnell an Grenzen, auch bei hohen Vanille-Preisen.

Wieso glauben wir Europäer mit unserer "imperialistischen Lebensweise" (so Ulrich Brand) eigentlich ein Recht auf billige Vanille völlig unabhängig von Wetterkatastrophen und Missernten zu haben, und wieso müssen für uns Europäer eigentlich immer "böse Spekulanten" als Feindbild und von der Wahrheit ablenkende Pseudo-Ursache herhalten, die anscheinend nur davon ablenken soll, dass die Produktionsverknappung vielfach die wahre Ursache für derartige Preisanstiege ist ????

Weil es eben um innenpolitische Stimmungsmache geht und überhaupt nicht um aussenpolitische Wahrheit ?

Auf eine gewisse Weise kann man die innenpolitisch-wahlkampfbedingte Verdrehung und Verfälschung der wahren Ursachen des Vanillepreis-Anstiegs als Beispiel dafür betrachten, dass Demokratie und Wahlkampf die Wahrheit zerstören.

Das Motto: "Das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit", könnte man auch ausweiten auf die Demokratie: "Das erste Opfer des Krieges um Macht zwischen den Parteien ist immer die Wahrheit".

Aber als gut und ideologisch indoktrinierte Demokratisten dürfen wir Fehler der Demokratie offensichtlich nicht einmal denken ...

youtube? https://www.google.at/search?q=Manipulation+Bild&dcr=0&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwj0hsDwiofYAhXFYlAKHYQ_BkAQ7AkISA&biw=1227&bih=871#imgrc=U31URibVIAIA7M:

Buchtipp trotz Vorbehalten: "Gegen Demokratie" von Jason Brennan

Ullstein-Verlag

Der scheidende Wiener Bürgermeister Michael Häupl produzierte einmal den Sager "Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz".

In dieser grobschlächtigen, brutalen und vielleicht auch unfreiwilligen Ehrlichkeit ist dieses Zitat eines der wichtigsten SPÖ-Politiker der letzen 25 Jahre möglicherweise das einzige, was von ihm bleiben wird, und vielleicht sogar das unfreiwillig-positivste.

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Dieter Knoflach

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Margaretha G

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