Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel betreibt ja oft die sogenannte "Führung von Hinten"-Strategie: zuwarten und nichtstun, bis die Lage derart klar ist, dass niemand ihr widersprechen kann. Der Politik- und Militärwissenschaftler Herfried Münkler bezeichnete das einmal als "Merkels Defensivkunst". Allerdings stammt der Begriff der "Defensivkunst" aus der Fussball-Sprache und steht für Catenaccio/Schweizerriegel, eine sehr defensive, sehr langweilige Spielart, die zu Frust bei den Zuschauern führen kann, aber auch dazu, dass ein großer Teil der Fans das Interesse verliert.
Lange gewartet hat Merkel auch in Sachen des französischen Präsidenten Macron und seinen seit Jahren geäußerten Vorschlägen zur französischen Dominanz via Vetomonopol (nach dem Brexit ist Frankreich das einzige EU-Mitgliedsland, das mit einem Veto im UNO-Sicherheitsrat die ganze EU-Politik blockieren kann), via französische Fremdenlegion als Rückgrat der EU-Armee, etc.
Nachdem Macron und der französische EU-Brexit-Verhandler Barnier eine Rückkehr Großbritannien sehr schwierig gemacht hatten, war irgendwie klar, dass die USA das nächste Ziel der französischen Dominanzgelüste sein würden.
Obwohl (oder weil!) bald US-Präsidentschaftswahlen sind und Trump als Präsident vielleicht bald Vergangenheit, erklärte Macron die NATO wegen Trump und seinen Tweets für hirntot.
Ob man das nun unbedingt gut finden muss, dass die NATO politischer geworden sei, wie Merkel meinte, sei einmal dahingestellt.
Es stellt sich auch die Frage, ob Merkel diese Aussage gemacht hätte, wenn nicht zahlreiche osteuropäische EU-Länder (Polen, Baltikum) , die nach wie die USA als Sicherheitsgarantie sehen, gegen Macrons Hirntot-Aussage protestiert hätten.
Aber auf jeden Fall hat die NATO erstens historische Verdienste und zweitens ernstzunehmende militärische Thinktanks und drittens handlungsfähige Mitglieder.
Und man sollte aus österreichischer Sicht auch nicht vergessen, dass Österreich und seine UNO-Soldaten (Blauhelme) bei verschiedenen UNO-Blauhelm-Missionen gut mit den Kollegen aus Kanada (auch einem nordamerikanischem NATO-Mitglied) zusammenarbeiteten.