Eigentlich hätte der 60. Jahrestag der Römischen Verträge ein Feiertag für die EU sein müssen. De facto ist er aber eher das Gegenteil.
Der Brexit, die schlechte Handhabung der Flüchtlingskrise, der Aufstieg anti-europäischer Parteien, das Scheitern vieler EU-Politiken bedeutet für die EU eine schwere Krise.
In dieser Krise entstehen auch gravierende Richtungsstreitigkeiten: verschiedene im Prinzip pro-europäische Vertreter / Politiker und -innen fordern völlig verschiedenes:
Die Einen Vertiefung, die Anderen Rückbau. Die Einen mehr Zentralismus, die Anderen mehr Subsidiarität.
Die Einen ein Kerneuropa, ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten, die Anderen ein umfassendes Europa ohne Sonderwege, ein Europa der gleichen Rechte und Pflichten für alle Mitglieder.
Die EU befindet sich in den Mühen der Ebene. Der Schwung nach dem Zweiten Weltkrieg, der auch getragen war von der Präsenz der historischen Erfahrung mit dem Nationalsozialismus ist weg, der auch getragen war von der gemeinsamen Ablehnung der Sowjetunion und des Sowjet-Kommunismus, ist weg.
Dazu kommt noch die Krise in den atlantischen Beziehungen: die von zahlreichen EU-Politikern und -innen favorisierte Hillary Clinton verlor, der z.B. vom deutschen Aussenminister und heutigem Präsidenten Steinmeier "Hassprediger" genannte Donald Trump gewann die US-Präsidentschaftswahlen.