http://derstandard.at/2000061034868/Luftwaffenchef-Neue-Jets-kosten-halb-so-viel-pro-Flugstunde
Es mag ja sein, dass die Betriebskosten der Eurofighter höher sind als die ähnlicher Abfangjäger bzw. Kampfflugzeuge. Dennoch würde ich dieses eine Kriterium nicht zum alleine-entscheidenden machen wollen bzgl. etwaigem Ausstieg aus den Eurofightern.
Nach dem Einredeverzicht von 2007 scheinen die Bedingungen für einen Ausstieg relativ schlecht zu sein, sodass es durchaus sein kann, dass die Umstiegskosten, die Umschulungskosten und die Kosten für die Neuanschaffung anderer Flugzeuge insgesamt höhere Kosten verursachen als das Behalten der Eurofighter bei den zugegebenermassen hohen Betriebskosten.
Zudem erscheint die Ausschreibung seltsam und problematisch, möglicherweise im Sinne einer maßgeschneiderten Ausschreibung: 15 Einsitzer und 3 Zweisitzer aus ein und derselben Serie ? Welcher Anbieter kann so etwas anbieten, und wieviele Anbieter werden durch ein solches Anforderungsprofil ausgeschlossen ?
Auch was Nachrüstung betrifft, so stehen die Eurofighter nicht so schlecht da.
Auch den behaupteten, starken Zusammenhang zur Neutralität, von der man streiten kann, ob sie überhaupt noch besteht, sollte man einmal genau unter die Lupe nehmen.
Tirol und Vorarlberg sind - aus Mach-2-Sicht gesehen - eine so schmale Fläche, dass ein zeitgerechtes Abfangen und eine Luftraumbeherrschung sowieso kaum zu gewährleisten zu sein scheint. Abfangjäger können gar nicht schnell genug aufsteigen, um diese schmale Fläche von Luftraumverletzern zu bewahren.
Rein neutralistisch gesehen könnten reine Boden-Luft-Raketen, die viel schneller aufsteigen können als Jets, gerade im Falle der handtuchbreiten Bundesländer Tirol und Vorarlberg die bessere Alternative sein.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach internationaler bzw. europäischer Kooperation.
Und die Frage der internationalen Kooperation stellt sich auch in anderer Sicht: Österreich ist ein neutrales Land, (gemeinsam mit der Schweiz und Liechtenstein) zu 100% umgeben von einem NATO-Schutzschirm, sodass ein etwaiges Eindringen von Nicht-NATO-Flugzeugen sowieso unmöglich ist, weil vorher die umgebenden NATO-Staaten abfangen.
Und Luftraumeindringlinge, die rein theoretisch so stark sind, dass sie die NATO-Luftwaffen überwinden können, dürften auch mit 18 österreichischen Maschinen kein Problem mehr haben.
Überhaupt nicht diskutiert wird die Möglichkeit von Out-Of-Area-Einsätzen, z.B. im Rahmen von Evakuierungen (a la Aleppo) oder im Rahmen von malthusianischen Militärinterventionen.
Bei internationaler Zusammenarbeit kommt dann ein neues Kriterium hinzu, das in der bisherigen Debatte unterbewertet ist, nämlich das Zusammenpassen österreichischer Maschinen mit den Luftflotten anderer Staaten. Aus Wartungsgründen z.B. wäre es praktisch, auf Flugzeugträgern nur einen Typ Maschinen zu haben, und nicht eine große Vielfalt verschiedener Maschinen, die alle verschiedene Ersatzteillager und verschiedene Wartungsexperten und verschiedene Wartungsprozeduren brauchen.
So gesehen würde ich, auch wenn viele sagen, der Eurofighter sei für Österreich endgültig tot, sagen: Totgesagte leben länger.
Eurofighter: Totgesagte leben länger ? Bild-Copyright: APAweb / Reuters, Ints Kalnins
https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/malthusianische-militaerintervention-36310
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