EZB-Chef Draghi und seine Warnungen vor der Immobilienblase

Einige Wochen zurück hat EZB-Chef Mario Draghi vor einer Immobilienblase gewarnt.

http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/anhoerung-vor-dem-europaparlament-draghi-warnt-vor-risiken-im-immobiliensektor/14905846.html

Daraufhin sind in kleinformatigen Zeitungen Leserbriefe erschienen, dass Draghi vor sich selber warne. Dies ist teilweise richtig und teilweise auch falsch.

In Draghis Ära fallen Zinssenkungen bzw. eine Nullzinspolitik, die in der Tat zur Immobilienblase beigetragen hat.

Aber die dahinterstehende Frage ist: wie unabhängig sind Zentralbanken bzw. Notenbanken ?

Wie eigenständig können sie Zinspolitik bzw. Notenbankpolitik betreiben ?

Wenn Politiker und -innen über Jahrzehnte hinweg Schuldenberge aufhäufen, die ohne Niedrigzinspolitik bzw. Nullzinspolitik bzw. Negativzinspolitik gar nicht mehr bewältigbar ist, dann sind Notenbankchefs praktisch gezwungen, genau diese Politik zu betreiben, womit sich der Handlungsspielraum und die Unabhängigkeit von Notenbanken dann auf Null reduziert.

Oder anders gesehen: da ist teilweise was Wahres dran, dass Draghi mit seiner Warnung vor der Immobilienblase auch vor einer durch Draghi miterzeugten Immobilienblase warnt und damit vor sich selber.

Aber wäre es nicht gut, wenn viele andere vor sich selbst warnen ?

Zum Beispiel Politiker ?

Das würde natürlich die Wahlchancen verringern, wenn Politiker bzw. -innen vor sich selber warnen, aber es wäre zumindest in manchen Fällen ehrlich.

Viele Wirtschaftswissenschafter, die dem linken, bzw. keynesianistischen Lager bzw. dem pseudokeynesianistischen lager zugerechnet werden, haben genau diese Niedrigzinspolitik gefordert, in der Hoffnung, dadurch würden Arbeitsplätze geschaffen.

Aber die Nebenwirkungen einer solchen Politik können beträchtlich sein:

1.) Die Sparer bzw. die Besitzer jedes geldwerten bzw. geldgebundenen Vermögens (z.B. Lebensversicherungsbesitzer u.v.a.m.) werden enteignet. Diese "schleichende Enteignung" bzw. "finanzielle RepressioN" kann zu einer Revolte an der Wahlurne führen.

2.) Die Pensionen werden entwertet. Auch dies kann zu beträchtlichen Verschiebungen bei Wahlen führen.

3.) Die Handelsbilanzen mit Staaten, die nicht dieselbe Politik betreiben, wird aus dem Lot gebracht, was zu erheblichen Verwerfungen führen kann. Beispielsweise dürfte das Handelsbilanzungleichgewicht zwischen Eurozone und Großbritannien zum Brexit beigetragen haben. Beispielsweise dürfte das Handelsbilanzungleichgewicht zwischen Eurozone und und USA zum Wahlsieg von Trump beigetragen haben.

Mit anderen Worten: eine Währungspolitik, die nur die Arbeitslosigkeit im Auge hat und auf sonst keine Faktoren Rücksicht nimmt, kann Schiffbruch erleiden.

Daher: genausogut, wie manche behaupten, Draghi würde mit seiner Warnung vor sich selber warnen, könnte man behaupten, Draghi würde mit dieser Warnung vor den Folgen der Notenbankpolitik warnen, die zahlreiche Linkspolitiker und -innen und zahlreiche eher der Linken zuzurechnende Wirtschaftswissenschafter fordern.

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