"Fat acceptance" oder "Body positivity" nennt sich eine Bewegung, die sich zur Gleichberechtigung, bzw. gegen die angebliche Benachteiligung dicker Frauen richtet. Sie hat eine Naheverhältnis zum Feminismus.

Ich stehe dem eher zwiespältig gegenüber:

.) viele öffentliche Verkehrsmittel / Massentransportmittel sind eher auf Schlanke oder Normale ausgelegt, und sie müssen das wohl auch.

Dicke Leute in Massenverkehrsmitteln sind oft ein Verkehrshindernis, und sie sind auch mit hoher Verletzungsgefahr verbunden. Wenn einem ein Dicker auf den Fuss steigt, dann sind oft Brüche oder langfristige Beschädigungen die Folge, was bei Dünnen nicht der Fall ist.

.) bei Frauen geht der Schlankheitswahn in der Tat manchmal etwas zu weit.

.) die Frage, inwieweit es bei Männern die umgekehrte Benachteiligung gibt, bleibt unthematisiert (ein dünner Mann gilt schnell als "Z´niachterl" (als "Zunichterl" ). Ein dünner Mann bekommt schnell einen Junkie-Vorwurf, einen Vorwurf, drogensüchtig zu sein, auch wenn er sich mit Ausnahme von gelegentlichem geringem Alkohol-Konsum von Drogen absolut fernhält.

.) den Vorwurf, Dicke Frauen seien generell benachteiligt, kann ich so nicht sehen. Gerade bei den Opernsängerinnen galt lange Zeit die Dickheit als Qualitätsmerkmal: großer Resonanzraum und so.

Montserrat Caballe wäre ein Beispiel. Auch Adele und Beth Ditto sind Beispiele für beleibte oder sehr beleibte Frauen in der Popbranche.

Ein alter Opernklassiker-Spruch ist "It ain´t over until the fat lady sings". Die Operndiva wird hier als "fette Lady" bezeichnet, also eine durchaus respektvolle und positive Konnotation.

Die fülligen Sängerinnen stehen in einem Gegensatz zu den sehr schmalen Marathonläufern und Marathonläuferinnen im Sport (je länger die Laufstrecke, umso dünner werden die Athletinnen und Athleten, die erfolgreich sind). Auch beim Schispringen und bei den Pferdejockey gibt einen einen starken trend hin zu den Dünnen, die aber dennoch eine leistungsfähigkeit haben müssen, im Unterschied zu den schwergewichtigen Sumoringern, Ringern. Auch Boxer sind oft schwergewichtig.

In der ORF-Sendung "PunktEins" zu dem Thema wurde auch behauptet, Komikerin sei eine der wenigen Branchen, in denen Dicke Chancen hätten. Das mit den Komikern gilt umgekehrt auch für dürre Männer: unter Komikern, Kabarettisten, etc. gibt es eine erstaunliche Häufung von dünnen Männern.

.) in der areligiösen Zeit, in der wir leben, bleiben religiöse Hintergründe natürlich oft unerwähnt: die Völlerei zum Beispiel ist eine der sieben Todsünden des Christentums und steht in einem Naheverhältnis zu Adipositas und Dickheit. Aber es geht hier um das Völlern, also das Viel- oder Zuviel-Essen und nicht um die Dickheit als solche. Wer normal isst, und weil er ein guter Futterverwerter ist, dick ist, ist kein Völler.

Im Film "Seven", bei dem es um die sieben Todsünden geht, ist übrigens ein Mann das Sinnbild der Völlerei (das vom Film-"Bösewicht" gemordet wird), nicht eine Frau.

.) als Historiker kann ich natürlich nicht anders, als die Zeitgebundenheit von Schönheitsidealen zu erwähnen, die in der Debatte auch untergegangen ist:

die "Venus von Willendorf" ist ein Fruchtbarkeitssymbol aus dem geschätzten Jahr 30.000 vor Christus.

Und auch in der Zwischenkriegszeit, also nach den Dürre- und Mangelerscheinungen des ersten Weltkriegs galten beleibte Frauen als Schönheitsideal.

Generell könnte man vielleicht sagen, dass Schönheitsideale eine Ausgleichsfunktion haben: in Mangelzeiten sollen sie Unterernährung verhindern, und in Überflusszeiten Überernährung.

So gesehen hat eine Anti-Fat-Acceptance-Bewegung, die auch eine Nähe zur christlichen Völlerei-Ablehnung hat, in Überflusszeiten durchaus ihren Sinn.

.) es gibt Studien aus den USA, dass US-Soldaten erstaunlich oft mit wirklich dicken Frauen verheiratet sind. Es sind zwei Randgruppen, denen gesellschaftliche geringe Attraktivität eingeräumt wird: die Soldaten haben ein hohes Risiko, im Einsatz zu sterben und werden deshalb von vielen Frauen abgelehnt, und die dicken Frauen gelten als gesellschaftlich nicht dem Schönheitsideal entsprechend, und werden deshalb von vielen Männern abgelehnt. Aber in Mitteleuropa sind derartige Studien und Zusammenhänge natürlich unbekannt, auch angeblich gut-informierten Medien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_von_Willendorf

https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_von_Willendorf#/media/File:Venus_von_Willendorf_01.jpg

Venus von Willendorf

https://de.wikipedia.org/wiki/Montserrat_Caball%C3%A9#/media/File:Montserrat_Caball%C3%A9.jpg

Montserrat Caballe

https://de.wikipedia.org/wiki/Beth_Ditto#/media/File:Beth_Ditto_Cannes_2010.jpg

Beth Ditto

https://de.wikipedia.org/wiki/Sum%C5%8D#/media/File:Sumo-Japan.jpg

Sumoringer

https://de.wikipedia.org/wiki/Ilka_Bessin#/media/File:Cindyausmarzahn.jpg

Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn

"It ain´t over until the fat lady sings"

Video, das mehr eher schlanke Frauen als eher dicke zeigt

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Rounder_Girls

https://wien.orf.at/news/stories/2619372/

Rounder Girl-Sängerin Lynne Kieran verstarb mit lediglich 53 Jahren, was für mitteleuropäische Verhältnisse sehr früh ist. Darüber, ob es sich bei diesem frühen Tod um eine Folge von Überernährung handelte, schweigen die Medien sich aus.

Ähnlich wie bei früh sterbenden Rauchern kann man auch bei früh sterbenden Adipösen sagen, sie entlasten das Pensionssystem, indem sie vor Pensionsantritt sterben. Aber jetzt abgesehen vom Zynismus, der dieser Aussage unterliegt, verschlechtert sich vielleicht auch das Pensionssystem dadurch, dass zahlreiche vorzeitig sterben, bzw. es unterbleiben notwendige Reformen.

Anders gesagt: ein Pensionssystem, das darauf angelegt ist (nur dann funktioniert), dass Zahlreiche (z.B. Raucher und Übergewichtige) viele Jahrzehnte vor der Zeit sterben, zementiert möglicherweise gesundheitliche bedenkliche Umstände.

Damit das Pensionssystem nicht kollabiert, müssen Versuche, Raucher und Übergewichtige zu kurieren, unterbleiben.

Was irgendwie nicht der Sinn der Sache sein kann.

https://de.wikipedia.org/wiki/Adipositas

Aretha Franklin, die "Queen of Soul", auch eine schwergewichtige Dame, mit dem Song "You make me feel like a natural woman"

(was sich vielleicht auf die gesellschaftlichen Probleme Schwergewichtiger bezieht, die aber vielleicht im falle von Aretha Franklin eher gering gewesen sein dürften)

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