Da Rechtsextremisten dazu neigen, einen exklusiv-heutigen "Multikulti-Wahn" zu behaupten, möchte ich noch einmal Flüchtlingswellen der Vergangenheit in Erinnerung rufen.
Zum Beispiel zwischen 1970 und 1990 gab es mehrere Flüchtlingswellen:
.) aus Argentinien und Chile wegen der dortigen Militärdiktatur bzw. wegen des dortigen Links-Rechts-Konflikts.
.) aus Polen wegen des Ostblockkommunismus bzw. dem Kriegsrecht dort
.) aus dem Iran in Zusammenhang mit den mehreren Revolutionen: erst mussten die Anhänger des Schah flüchten und dann, nachdem das Bündnis zwischen Linken und Schiitisch-Religiösen zum Sturz des Schah zerbrochen war und die Schiitischen Mullas und Ajatollahs die Macht übernommen hatten, auch die Linken.
Die Behauptung, früher hätte es keine Flüchtlingswellen gegeben, ist daher falsch.
Ebenfalls große Flüchtlingswellen gab es in Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg 1939-1945, in Zusammenhang mit dem ungarischen Volksaufstand 1956 und in Zusammenhang mit der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 und in Zusammenhang mit den Jugoslawischen Kriegen 1991-1999.
Allerdings waren die Betroffenen der Flüchtlingswellen bzw. Vertreibungswellen in Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg (z.B. auch kurz danach z.B. aus den Sudetengebieten) oft Österreicher oder Deutsche.
Und viele Rassisten scheinen Flüchtlingswellen völlig unterschiedlich zu bewerten, je nachdem, wer die Flüchtenden sind.
Allgemein ist im Laufe der Zeit die Bevölkerung, sowohl der Welt als auch der europäischen Staaten gestiegen.
https://salzburg.orf.at/v2/news/stories/2711710/
Laut UNO-Flüchtlingshochkommissariat ist die Zahl der weltweiten Flüchtlinge von ca. 40 Millionen im Jahr 1990 auf 79 Millionen im Jahr 2019 gestiegen:
Wenn ein Kontinent wie Europa mit 20% der weltweiten Wirtschaftskraft eine der 79 Fluchtmillionen "nimmt", dann ist das in Vergleich zur Wirtschaftskraft eigentlich eher wenig.