FPÖ wegen Putin-Partei-Bündnis mit sehr geringen Regierungschancen

Ein Argument, warum eine Wiederholung der Fortsetzung von Schwarz-Blau bzw. Türkis-Blau im Jahr 2002 unwahrscheinlich ist, ist, dass sich die FPÖ seit damals sehr geändert hat: Jörg Haider, der damalige FPÖ-Parteiobmann war sehr NATO-affin und unterstützte den Ankauf von US-amerikanischem Kriegsmaterial, wie beispielsweise den Blackhawk-Hubschraubern.

Die heutige stark durch Strache, Hofer und Gudenus geprägte FPÖ ist trotz dem Abgang von zwei dieses Triumvirats immer noch stark von deren Politik geprägt, zum Beispiel vom Antiamerikanismus, von der Anti-NATO-Stimmung, und vom pro-russischen bzw. pro-slawischen Denken.

Der radikalste Ausdruck dessen ist das Bündnis der FPÖ mit der Putin-Partei "Haus Russland".

Für NATO und EU, die gerade Sanktionen gegen Russland laufen haben, ist dieses Bündnis natürlich ein absolutes No-Go. Und - worauf der FPÖ-Querdenker bzw. Ex-FPÖ-Querdenker Ewald Stadler in einer Diskussion hinwies - es ist möglicherweise kein Zufall, dass die Fallenstellung für das Ibiza-Video über ein NATO-Land, nämlich Deutschland, erfolgte und dass eine angebliche russische Oligarchin als Lockvogel eingesetzt wurde.

Nach Stadlers Enthüllung bei einer Nachwahldiskussion wachte auch so mancher hellere freiheitliche Kopf, wie beispielsweise der oberösterreichische FPÖ-Obmann Haimbuchner aus seinem Dornröschenschlaf auf und forderte noch so auf die Schnelle eine Annullierung des Bündnisses mit Russland bzw. der Putin-Partei.

Allerdings wäre der punktuell durchaus geschätzte Haimbuchner glaubwürdiger gewesen, wenn er diese Forderung schon vor Jahren erhoben hätte, und nicht erst, wenn der Hut brennt, in den Koalitionsverhandlungen. Und Haimbuchner war es auch gewesen, der erklärt hatte, zwischen ihn und Strache passe kein Blatt, was aus heutiger Sicht ziemlich seltsam aussieht.

Auch wegen der zahlreichen FPÖ-Eigenfehler ist eine Wiederholung der Schwarz-Blau-Fortsetzung, die beispielsweise auch SPÖ-Kanzlerkandidatin Rendi-Wagner im Wahlkampf nicht sehr plausibel behauptet hatte, ziemlich unwahrscheinlich und Schwarz-Grün ist auch deswegen wahrscheinlicher, weil die Grünen durch eine ziemlich umständliche Operation, die auch den zeitweiligen Hinauswurf der Grünen aus dem Parlament bedeutete, den Schwarz-Grün-Gegner Peter Pilz losgeworden sind. Die grüne Reform durch Parteispaltung und zeitweilige Phase der außerparlamentarischen Opposition ist auch ein mögliches Muster für eine SPÖ-Reform.

So gesehen eigentlich für die FPÖ ein Drama: es gibt wahrscheinlich eine ziemlich große schwarz-blaue Mehrheit von 53%, aber trotzdem keine schwarz-blaue oder türkis-blaue Koalition.

Somit sieht auch der ganze FPÖ-Wahlkampf "Ohne uns kippt Kurz nach Links" ziemlich lächerlich aus, weil wahrscheinlich auch mit der FPÖ und mit einer türkis-blauen Mehrheit Kurz "nach links kippt". Die FPÖ hätte das Bündnis mit der Putin-Partei Haus Russland annullieren müssen, wenn sie wirklich hätte verhindern wollen, dass Kurz "nach links kippt", was sie aber nicht hat. So gesehen war es der FPÖ gar nicht wichtig, zu verhindern, dass Kurz "nach links kippt". Denn schliesslich können die Freiheitlichen in der Opposition viel besser Wähler von der ÖVP zurückerobern, weshalb sie auch keine besonderen Bemühungen machten, um zu verhindern, dass Kurz "nach links kippt", obwohl sie das in typischer wahlkampfhafter Tatsachenverdrehung behaupteten. Diese Falschbehauptungen der FPÖ sind wie immer keiner der angeblich so FPÖ-kritischen Parteien SPÖ, Grüne oder Liste-Pilz-Jetzt aufgefallen, und zwar auch deswegen, weil diese Parteien dieselbe "Neutralitäts"-Politik betreiben wie die FPÖ.

Das Wahlkampfvideo ist auch deswegen selbstwidersprüchlich, weil es einerseits Stillstand für eine FPÖ-lose Regierung behauptet, andererseits die Einführung einer großen Zahl von Grauslichkeiten für FPÖ-Wähler für den Fall einer FPÖ-losen Regierung behauptet, wobei alle diese Gesetzesänderungen natürlich das Gegenteil des "Stillstands" wären. Auch wahlkampftechnisch ist die FPÖ daher seit der Ibiza-Katastrophe aus dem Takt, und die hohen Verluste von 10% sind wohl auch eine Reaktion auf Fehler im Wahlkampf, die wahrscheinlich sehr wesentlich mit dem Wahlkampfmastermind Herbert Kickl zusammenhängen, der derzeit nicht in Hochform zu sein scheint.

CC / SSGT Suzanne M. Jenkins USAF https://de.wikipedia.org/wiki/Sikorsky_UH-60#/media/Datei:Blackhawk.jpg

US-amerikanische Blackhawk-Hubschrauber, wie vom früheren FPÖ-Obmann Jörg Haider favorisiert oder ein Bündnis mit der Partei des russischen Präsidenten Putin (Bild unten), wie von der späteren FPÖ-Spitze rund um Strache, Gudenus und Hofer favorisiert ?

CC / kremlin.ru https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Wladimirowitsch_Putin#/media/Datei:Vladimir_Putin_%282018-05-14%29.jpg

Die Frage hat auch massive Auswirkungen auf die Koalitionswahrscheinlichkeiten, was aber wegen der österreich-typischen Wahlkampfblödheiten wie immer unter den Tisch gefallen ist.

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