Der österreichische Ableger der polnischen Akademie der Wissenschaften in der Boerhaavegasse im dritten Wiener Gemeindebezirk, Landstrasse lieferte - irgendwie stimmigerweise im Jan-Sobieski-Saal - eine Ausstellung, die sich der im Zweiten Weltkrieg tätigen Generalin Elzbieta Zawacka widmete.
Polen war ja bekanntlich ein Teil dessen, was der damalige US-Verteidigungsminister Rumsfeld das "neue Europa" nannte: Polen beteiligte sich 2003 am Irakkrieg zum Sturz von Saddam Hussein.
Zu dem laut Zawacka laut Expertin Katarzyna Minczykowska von der Zawacka-Stiftung in Torun, die ich befragte, 2003 keine bekannte Position bezog, vielleicht deswegen, weil Zawacka einen starken Zug zur Erwachsenenbildung hatte und hat, und als Lehrkraft sollte man sich politisch nicht exponieren, weil die Schüler zu unterschiedlich sind, und bei zu großen politischen Unterschieden der Lernprozess leiden kann. Vielleicht waren es auch die Konflikte mit dem Kommunismus, der kommunistischen Partei Polens, die dazu geführt hatten, dass sie eher schwieg.
Doch zurück zum zweiten Weltkrieg:
Elzbieta Zawacka, die übrigens Mathematik studiert hatte und sich immer für den Einsatz moderner Computertechnologien eingesetzt hatte, war in mehreren Bereichen tätig:
1.) als Meldegängerin im Rahmen der "Cichochiemni", der "Unsichtbaren"; oftmals wurde sie nachts per Fallschirm von z.B. einem Wellington-Bomber abgeworfen.
2.) in der Ausbildung von Soldaten und Soldatinnen
3.) in der Organisation der Widerstandstätigkeiten (gegen sowohl Nazideutschland als auch Sowjetunion)
Dazu muß man sagen, dass die Lage Polens im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit davor extrem problematisch war: der Hitler-Stalin-Pakt drehte sich sehr wesentlich um die Teilung Polens und des Baltikums.
Aus dem Polnischen gibt es bedauerlicherweise zuwenig Übersetzungen, auch für die Zawacka-Filme.
Ich befragte Minczykowska auch nach dem religiösen Hintergrund: Zawacka war ja katholisch, und der Katholizismus mit seiner starken Orientierung am "die andere Wange hinhaltenden" Jesus Christus ist ja in vielen Interpretationen eine extrem pazifistische Religion.
Dieser katholische Pazifismus schien für Zawacka zumindest im Kampf gegen die Nazis keine Rolle gespielt zu haben. Vielleicht hinterher (in der Auseinandersetzung mit dem polnischen Kommunismus) eher.
Laut Minczykowska empfand Zawacka wie alle Offiziere und Soldaten der polnischen Heimatarmee das Jalta-Abkommen, in dem Polen der sowjetischen (damals von Stalin beherrschten) Einflusszone zugeschlagen wurde (auch und insbesondere durch den britischen Premier Winston Churchill) als Verrat. Allerdings muss zur Verteidigung von Churchill gesagt werden, dass die Beistandgarantie, die Großbritannien gegenüber Polen abgegeben hatte, von seinem Vorgänger als Premier, nämlich Chamberlain, eingegangen wurde.
Und dass bereits damals klar hätte sein können, dass eine Garantie gegenüber Polen von Großbritannien, insbesondere von Großbritannien alleine, eigentlich schwer zu verwirklichen war. Der Kriegseintritt der USA war erst später.
Aber gut, Zawacka hatte Mathematik studiert und nicht Geschichte oder speziell Militärgeschichte. Diese Voraussehungsmängel änderten aber nichts daran, dass sie eine mutige Frau war.
Sie wurde in Polen von allen Parteien übergreifend gewürdigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kümmerte sie sich auch sehr um die Archivierung und um die Pflege der Erinnerung an die polnische Heimatarmee.
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Wellington-Bomber, der Zawacka während des Krieges mit Fallschirm über Polen abwarf
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Die zweite bedeutende Frau in der polnischen Heimatarmee der Jahre 1939-1945, Maria Wittek
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Hier das Gefängnis, in dem Zawacka wegen des Besitzes von 10 US-Dollar, die sie für vier Jahre Kriegsdienst erhalten, viele Jahre inhaftiert war, weil die kommunistische Partei Polen den Besitz westlicher Devisen für illegal erklärt hatte.
Gemeinfrei / laut poln.Ak.d.Wiss. soll ich verbreiten
Zawacka in hohen Alter
P.S.: Jan III. Sobieski war derjenige polnische König, der als Retter Wiens gilt, weil er mit beträchtlichem Beitrag und polnisch-litauischen Armeeeinheiten bei der Schlacht am Kahlenberg den entscheidenden Sieg gegen die Türkenarmee als Oberbefehlshaber der Katholischen Liga landete.
