So sehr ich Andreas Gabalier bei anderen Anlässen verteidigt habe, in diesem Punkt liegt er falsch.

https://www.facebook.com/AndreasGabalier/

https://diepresse.com/home/kultur/popco/5623282/Gabalier-wirft-SPOe-Faschismus-in-reinster-Form-vor

Solange es sich um eine SPÖ-Parteiveranstaltung hat, hat die SPÖ durchaus das Recht, einzuladen, wen sie will, auch vorzuschreiben, was gesungen werden darf. (Die FPÖ lädt ja auch lieber die John-Otti-Band ein, bei der sie sicher sein kann, dass keine FPÖ-kritischen Songs oder Statements kommen, als andere Künstler, was man dann genauso als Zensur und Faschismus sehen müsste).

Anders sieht es aus bei öffentlichen überparteilichen Veranstaltungen. Und hier würde ich der SPÖ (oder in vielen ähnlich-gelagerten Fällen der ÖVP) vorwerfen, dort, wo sie regieren, Stadt, Gemeinde oder Land nicht für die Öffentlichkeit und die Überparteilichkeit auszurichten, sondern oft so auszurichten, dass damit die Anhängerschaft der eigenen Partei maximiert wird (Im Parteiapparatschikjargon heisst das "Durchdringungsratenerhöhung" ). Was ein Mißbrauch öffentlicher Gelder für Parteizwecke ist, der als illegal und als Korruption gelten würde, wenn diese Parteien nicht so mächtig wären.

Auch Gabaliers Behauptung, die SPÖ müsse ihn und seine Songs auf SPÖ-Parteiveranstaltungen spielen oder spielen lassen, weil er ein so bedeutender Arbeitgeber und Steuerzahler sei, ist eine ziemliche Anmaßung.

Aber zurück zum Faschismus: der Faschismus bezieht sich von der Namensentstehung her, also etymologisch, auf Benito Mussolini, der als erster (vor Hitler und Franco, auch lange vor Peron oder ähnlichen südamerikanischen Caudillos, die auch eine gewisse Affinität zum Faschismus hatten, so wie Bolsonaro heute; mit seinem Bezug zum Militär hatte auch der venezolaner Hugo Chavez etwas von einem Linksfaschisten) der sogenannten Faschisten an die Macht kam und der die ihm nahestehenden Kampfbündel (Fascio di Combattimento) hatte, Organisationen von Teilnehmern des ersten Weltkrieges, die sich wegen der Kriminialisierung durch die politische Linke zusammenschlossen, um eine Gegenbewegung zu gründen.

Die Fascio di Combattimento knüpfen an an die Rutenbündel mit Beilinhalt des antiken Rom und finden auch in vielen anderen Staatsflaggen Abbildung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fascis

CC / Jwnabd https://de.wikipedia.org/wiki/Fascis#/media/File:Coat_of_arms_of_canton_of_St._Gallen.svg

Wappen des Schweizer Kantons St. Gallen; mit Rutenbündel und Beil. Eine Abbíldung , die sehr faschistischer Symbolik ähnelt. Mit oben angegeben Link erreicht man ZUgang zu einer Liste ähnlicher Abbildung, von der Lincoln-Statue mit Fasces bis hin zur Flagge von Kamerun mit Fasces.

Aber zurück zu Mussolini: in unseren geschichtsvergessenen Zeit, in der kleine Kinder bereits in der Schule undifferenziert mit Faschismushysterie vollgepumpt werden, wird vielfach vertuscht, dass es zwischen "faschistischen" Führern zahlreiche Konflikte gab, zwischen Mussolini und Hitler beispielsweise rund um Österreich und Südtirol, zwischen Franco und Hitler rund um die Weltkriegsteilnahme Spaniens.

In der Zeit zwischen 1933 und 1935 war, nachdem Großbritannien und Frankreich dazu neigten, Österreich fallen zu lassen, Mussolini der Einzige, der verhinderte, dass Österreich von Hitler annektiert wurde. Die Politik wurde beendet durch den italienischen Abessinienkrieg 1935-1936, in dem Italien/Mussolini deutsche Waffen brauchte und deswegen Österreich fallen liess, was eine Voraussetzung für den Anschluss Österreichs an Nazideutschland 1938 war.

Die Verwundbarkeit Österreichs durch den Nationalsozialismus wäre auf jeden Fall geringer gewesen, wenn es zu einer SPÖ-ÖVP-Koalition gekommen wäre, bzw. SPÖ-CS-Koalition, wobei die Christlich-Sozialen die Vorläufer der ÖVP waren.

Der linke Parteiflügel der SPÖ rund um Otto Bauer sabotierte aus antikapitalistischen Gründen diese antinazistische Koalition und hoffte auf eine Weltrevolution, die der russischen Oktoberrevolution von 1917 folgen sollte.

Der prokapitalistische, antinazistische SPÖ-Flügel rund um Karl Renner hingegen befürwortete eine Koalition mit den Christlich-Sozialen, auch und sehr wesentlich wegen der nazistischen Gefahr, blieb aber innerparteilich in der Minderheit.

Den gescheiterten Koalitionsverhandlungen folgten der Bürgerkrieg 1934, der Anschluss an Nazideutschland 1938 und der Weltkrieg 1939.

Man kann heute spekulieren, ob Österreich seine Unabhängigkeit hätte bewahren können und sich aus dem Weltkrieg heraushalten können, wenn diese SPÖ-CS-Koalition gebildet worden wäre, aber empirisch erhärtbar ist solche eine kontrafaktische Überlegung natürlich nicht.

Auf jeden Fall: wenn die SPÖ damals (1933 bis 1935) sozusagen frühfaschistisch gewesen wäre, also mit der Unabhängigkeit Österreichs als vorrangiges Ziel so wie Mussolini oder die sogenannten Austrofaschisten Dollfuss und Schuschnigg, dann wäre ihre Handlungsmaxime gewesen, so wie Mussolini, Dollfuss oder Schuschnigg alles bzw. vieles zu tun, um zu verhindern, dass Österreich von Hitler annektiert wird.

Was die SPÖ aber nicht tat: in ihr hatte die antikapitalistische-pronazistische Fraktion der Koalitionsverweigerer die Oberhand gegenüber der prokapitalistisch-antinazistischen Fraktion behalten.

Unter "pro-nazistisch" in diesem Sinne verstehe ich "vom Resultat her pro-nazistisch": durch Nichtkoalition der SPÖ mit den Christlich-Sozialen wegen Weltrevolutionshoffnung wurde Österreich leichte Beute für Hitlers Annektionsbestrebungen.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig ein überparteilicher Zusammenhalt in Stunden der nationalen Krise sein kann, frei nach Kaiser Wilhelms: "Ich kenne keine Parteien mehr" aus dem Jahr 1914.

Die Allparteienregierung (in manchen österreichischen Bundesländern noch üblich) kann ein guter Ausdruck solchen nationalen Konsenses sein.

Ein Wort noch zu Faschismusdefinitionen: viele Faschismusdefinitionen beinhalten als Kriterium, dass am Anfang eine politische Bewegung gestanden haben muss, was bei Hitler und Mussolini der Fall war, aber beim Spanier Franco nicht: bei Franco stand am Anfang das Militär. Und so gesehen ist er laut diesen Faschismusdefinitionen kein Faschist. Auch in der Weltkriegsnichtteilnahme unterscheidet er sich wesentlich von Hitler und Mussolini.

Die Vornamensgebung der früheren österreichischen Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) ist vielleicht auch an Benito Mussolini orientiert und seiner Österreich-bewahrenden-und-schützenden Rolle in den Jahren von 1933 bis 1935. Und alleine diese Vornamensgebung sollte kein Argument sein, sie als Faschistisch zu shitstormen, so wie das der österreichische Bundespräsident Klestil bei der Regierungsangelobung im Jahr 2000 getan hatte, nachdem er seinen Teil des heimlichen wählerentmündigenden Deals mit Michael Häupl "SPÖ verzichtet auf Bundespräsidentengegenkandidaten gegen Klestil 1997, dafür verpflichtet sich Klestil, 2000 nur einen SPÖ-Mann zum Kanzler zu machen, egal, wie die Wahlen ausgehen, und egal, was die Parteien wollen" nicht mehr einhalten konnte.

Die österreichische Linke neigt ja dazu, den Begriff des "Faschismus" inflationär zu gebrauchen, so als wären alle oder mindestens 80% der Bevölkerung und der Politiker Faschisten: der intellektuelle Zauderer und Zögerer Schuschnigg genauso wie z.B. der ungarische Staatschef Horthy, der sich so lange wie möglich weigerte, Juden an das dritte Reich auszuliefern; Horthy wird übrigens von "terriblen Simplifikateuren" (Copyright Kreisky), die sich Antifaschisten nennen, genauso dem Faschismus zugerechnet, trotz seiner Konflikte mit Hitler.

Zurück zu Gabalier: wenn die SPÖ 1933 so gehandelt hätte wie der Faschist Mussolini, dann hätte ihre oberste Maxime sein müssen, durch Koalition mit den Christlich-Sozialen zu verhindern, dass Hitler Österreich annektiert, was sie aber nicht tat: So gesehen kann oder muss man vom Leider-Nein-Faschismus der SPÖ sprechen.

Gabalier ist vielleicht in der Tat ein mehr oder weniger historisch ahnungsloser Liedermacher, so wie viele bzw. fast alle Künstler: wer sein Leben und seine ganze Zeit darauf verwendet, seine Stimme, Gesangstechnik oder Instrumentenspiel zu verbessern, der hat naturgemäß keine Zeit, Geschichte zu studieren und historisch sinnvolle Statements abzugeben.

CC / Viscontino https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Benito_Mussolini_(primo_piano).jpg

Faschist Benito Mussolini: Retter und Beschützer Österreichs in der Zeit von 1933 bis 1935, was die linke Medien- und Lehrerbranche konsequent vertuscht.

Zu Andreas Gabalier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Gabalier

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/andreas-gabalier-ein-neonazi-53676

Zum Antifaschismus: je älter ich werde, umso kritischer stehe ich dem Antifaschismus gegenüber, aus folgenden Gründen:

.) der Antifaschismus neigt dazu, den Stalinismus salonfähig zu machen, wie man am Rote-Armee-Denkmal am Schwarzenbergplatz sieht, dessen Botschaft ist: "Seht her, wir, Stalin, die Rote Armee und die Sowjetunion sind die größten Antifaschisten überhaupt und haben Europa vom Faschismus befreit"

Die Allianz zwischen moderater Linker und Stalinismus ist ein Phänomen jeder Volksfront-Regierung wie zum Beispiel der spanischen von 1936 bis 1939: diese Regierung hatte keine absolute Stimmen-Mehrheit bei der Wahl von 2. Feb. 1936 erzielt, sondern nur 47.8%, wobei das Wahlbündnis der Rechten praktisch genauso stimmenstark war.

Und diese Regierung setzte auch unter Einfluss der Stalinisten so radikale Massnahmen, dass immer größere Teile des spanischen Volkes mit Franco und den Putschisten liebäugelten, was dann auch zum Sieg der Francisten trotz massiver militärischer Unterstützung der Sowjetunion für die Volksfront beitrug.

.) der Antifaschismus neigt dazu, von eigenen Fehlern oder Radikalismen abzulenken, indem er das angeblich Faschistische Feindbild betont. Damit einher geht auch oft ein "Antifaschismus ohne Faschisten"

.) der angebliche "Antifaschismus" ist für politische extreme Positionen, die zurecht marginalisiert sind, wie Antikapitalismus oder Linksextremismus, ein Vehikel, um Aufmerksamkeit und Sympathie zu erheischen.

.) der Antifaschismus ist wie viele Anti-Ideologien nicht für etwas gerichtet, sondern gegen etwas und er neigt daher dazu, Völker zu spalten in eine angeblich "gute antifaschistische Linke" und eine angeblich "böse faschistische Rechte".

.) der Antifaschismus ist gewalttätig: er neigt dazu, eben unter Berufung auf den spanischen Bürgerkrieg oder den zweiten Weltkrieg in der gewalttätigen Auseinandersetzung die einzige Möglichkeit zu sehen, politisch tätig zu werden, was eine Absage an die parlamentarische Demokratie ist.

.) der Antifaschismus ist oft ebenso totalitär wie sein angebliches oder wirkliches Feindbild und er verwendet die Feindbildkonstruktion, um davon abzulenken, dass es oft die Radikalität der angeblichen "Antifaschisten" ist, die die angeblichen "Faschisten" an die Macht bringt, so wie die Wahlsiege der NSDAP eine Reaktion auf die Herrschaft des angeblichen "Antifaschisten" Stalin in der Sowjetunion bzw. auf die Radikalität der stalinistischen KPD (die vielfach in der angeblich "sozialfaschistischen" SPD den größten Feind sah) waren.

Antifa Hooligans von Los Fastidios, erschienen bei Mad Butcher Records (dem "verrückten Metzger"-Plattenlabel), irgendwie sehr vielsagend über den Antifaschismus, der in allen Andersdenkenden "Nazi scum", also "Naziabschaum" zu erkennen glaubt, was oft die Ouverture für gewalttätige Auseinandersetzungen ist.

Ich habe selbst die extreme Linke, soweit es in meinen Möglichkeiten stand, davon abgehalten, Pflastersteine aiuf Identitäre zu werfen, was mir Sellner und Co. nicht gedankt haben, sondern im Gegenteil haben Sie mir als Dankeschön für Schutz geschadet, indem sie den Eindruck erweckten, Kulturalismus sei deckungsgleich mit Rassismus. In der Behauptung der Deckungsgleichheit von Kulturalismus und Rassismus treffen sich Linkesextreme und Rechtsextreme.

Und letztlich sei noch an ein Zitat erinnert, das Ignazio Silone zugeschrieben wird: "der neue Faschismus wird nicht sagen: ´Ich bin der Faschismus´, sondern er wird sagen ´Ich bin der Antifaschismus´ "

(Ignazio Silone war ein führendes Mitglied der KP Italiens gewesen, der sich aber denn wegen des diktatorisches Stils von Stalin und der Art und Weise, wie man ihn gewähren liess, vom Kommunismus abwandte und zum Antikommunisten wurde)

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