Großflächige Stromausfälle wegen Hitze und politischem Konflikt in Südosteuropa, etc.

In weiten Teilen von Südosteuropa/Balkan gab es heute/gestern großflächige Stromausfälle.

https://orf.at/stories/3361379/

Betroffen waren hauptsächlich die Länder Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien.

Die Sommerhitze und der Klimawandel, die extrem hohen Temperaturen führten wegen der Klimaanlagen, der Belüftungssysteme, der Kühlanlangen, der massiven Inbetriebnahme von Kühlschränken, dem intensiven Betrieb von Ventilatoren und dem normalerweise unproblamtischen Brand eines Umspannwerks zu einer Überlastung des Stromtransportsystems und zu größflächigen Blackouts, also Zusammenbrüchen der Stromversorgung. Man kann auch annehmen, dass Umspannwerkbrände durch Klimaerwärmung häufiger werden; inwieweit man dem durch technische Gegenmaßnahmen begegnen wird können, wird die Zukunft zeigen. Die politische Zerstrittenheit am Balkan macht es auch schwer, das Stromversorgungssystem (z.B. Umspannwerke) an die Bedingungen der gestiegenen Temperaturen und des Klimawandels anzupassen.

Auch eine Rolle dabei spielten die Zerstrittenheit der Balkanländer als Folge der Jugoslawischen Kriege der 1990er Jahre und als Folge der Tatsache, dass es eine Dreikulturengrenze gemäß Huntington ist (westchrichtliche Welt/Katholizismus, ostchristliche Welt/Serbisch-Orthodox und Islam prallen hier aufeinander).

Generell muss man sagen, dass diese Balkankonflikte wie alle jahrzehnte- oder jahrhundertelangen Konflikte schwer zu lösen und schwer zu managen sind - der Balkan unterscheidet sich da nicht vom israelisch-palästinensischen Konflikt, der auch schon viele Jahrzehntelang läuft.

Auch eine europäische Überheblichkeit, die den Balkan als "genetisch zusammenlebensunfähige Zone" betrachtet, geht in eine falsche Richtung.

Sogar der eigentlich recht progressive und internationalistische frühere österreichische Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl meinte in seinem Buch "Europa und ich" (Ecowing), die Balkanländer hätten sich einfach an der Tschechoslowakei und dem Auseinanderfallen derselben in Tschechien und Slowakei ein Beipiel nehmen können oder müssen.

Dabei unterschlug er aber zahlreiche Aspekte, die den Zerfall Jugoslawien vom Zerfall der Tschechoslowakei krass unterschieden: Tschechien und Slowakei waren beide Teil der westchristlichen Kultur, hingegen Jugoslawien eine Dreikulturengrenze. Tschechien und Slowakei haben in den letzten 200 Jahren nie gegeneinander Krieg geführt, während Serben, Kroaten und bosnische Muslime in den letzten 200 Jahren oft Krieg gegeneinander geführt hatten, sogar mit einer extrem hohen Kriegsintensität: im Zweiten Weltkrieg war Jugoslawien das Land/die Region mit der dritthöchsten Quote an Kriegsopfern/Gewaltopfer. Ähnliche hohe relative Verlustzahlen hatten sonst nur Polen, Sowjetunion und Baltikum, wobei bei der Sowjetunion auch mitspielt, dass ihre Kriegsführung darauf beruhte, extrem hohe Menschenmassen oft schlecht militärisch-ausgebildter Menschen in die Schlacht zu werfen.

Die verschiedenen Grenzziehungsprinzipen Teilrepublik-Anerkennungsprinzip (orientiert an Badinter-Kommission 1991 bzgl. ehem. Jugoslawien) und Reziprozitätsprinzip ergaben im Falle der Tschechoslowakei-Teilung dieselben Grenzverläufe, daher kein Streit, während diese beiden Grenzziehungsprinzipien im Falle von Jugoslawien unterschiedliche Grenzverläufe ergaben, daher Streit bzw. Krieg. Grenzverläufe und Streitigkeiten können oft zu Krieg und Terror führen, zum Beispiel war die gemäß Reziprozitätsprinzip ungerechte Grenze zwischen GB/Nordirland und der Republik Irland, die Großbritannien aufgrund seiner Machtpositionen durchgesetzt hatte, viele Jahrezehntelang Konfliktthema und Ursache für den Terror der IRA (Irisch-Republikanischen Armee). Der Nordirland-Konflikt wurde durch das Karfreitagsabkommen (damals brit- Premier Tony Blair) weitgehend beigelegt, aber wegen des Brexit besteht auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit in Hinsicht auf Wiederaufflammen dieses Konflikts. Der Nordirland-Konflikt war übrigens auch ein religiöser Konflikt zwischen katholischen Iren und protestantischen/anglikanischen Briten. Gemäß Huntington wären Beide (sowohl kath.Iren als auch prot.- angl. Briten) Teil der westchristlichen Kultur. Eine ähnliche Vereinfachung bei Huntington und seinem Buch "Clash of Civilizations" ) gibt es auch beim Islam: für Huntington eine homogene Kultur, fällt der Islam auseinander in SUnniten und Schiiten, auch Aleviten kann man als Muslime betrachten, auch zwischen Aleviten und Sunniten gibt es Konflikte.

Aber zurück zu Bosnien: Ein zusätzliches Problem der Desintegration und des Konflikts ist die asyymmetrische Endogamie des Mehrheitsislam, der auf einer vermutlich falschen, jedenfalls nicht zwingenden AUslegung des Koran beruht.

Speziell die bosnischen Muslime hatten auch deswegen das höchste Bevölkungswachstum und "schafften" es auch damit, Bosnien zu islamisieren und eine serbisch-kroatische Mehrheit von 55% vor 30 Jahren in eine muslimische Mehrheit von 55% zu verwandeln. Diese Änderung der Bevölkerungsmehrheit stellt auch den Dayton-Vertrag von 1995 infrage, weil dieser auf den völlig anderen Bevölkerungsverhältnissen von 1995 beruht, und weil man einigermaßen plausibel die clausula rebus sic stantibus wegen der stark geänderten Bevölkerungsverhältnisse anwenden kann, womit sich auch die Frage aufwirft, ob die teilstaatliche "Entität" "Sepublika Srpska" ein Abspaltungsrecht von Bosnien-Herzegowina und ein Anschlussrecht an Serbien habe. Im Fall einer derartigen Abspaltung der RS würde sich vermutlich auch die Frage aufweren, ob die Kroaten der Herzegowina, also des Südwestens von Bosnien-Herzegowina ein ähnliches Abspaltungsrecht habe, unter Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, so wie in der UNO-Charta verankert.

Auch Fluchtwellen spielten mit bei dieser Islamisierung: Bosnien-Herzegowina ist nahe dran, ein gescheiterter Staat zu werden, bzw. zu sein: Politik und Wirtschaft sind dort blockiert, das Resultat sind Flüchtlingswellen: jährliche schrumpft die Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina um 100.000 Menschen, wobei es hauptsächlich Serben und Kroaten sind, die in die Republika Srpska (Serbisch) oder in die benachbarten "Mutterlander" Serbien und Kroatien flüchten.

Bequem und schlafend, wie die Weltmedien großteils eben so sind, interessiert Bosnien-Herzegowina sie in Zeiten der geringfügigen Krise nicht besonders, newsworthy sind vorwiegend Terror, Krieg und Blutvergiessen, das "Vorspiel" und die Ursachen dafür interessiert nicht besonders.

Es stellt sich auch die Frage, inwieweit damaliger österreichischer Grün-Extremismus, der sich auch in der Verhinderung von Wasserkraftwerken (Hainburg 1984) und später vielen weiteren mehr äußerte, zu diesen Versorgungsengpässen in Südosteuropa beiträgt.

Mit mehr Wasserkraftausbau in Österreich wäre es sicher möglich gewesen, derartige Blackouts am benachbarten Balkan zu verhindern oder unwahrscheinlicher zu machen.

Allerdings war die Wasserkraftfrage innerhalb der Grünen immer umstritten, auch wenn das nicht wahrgenommen wurde, weil es ein interner Streit war zwischen grünen Realos und grünen Fundis. Dabei spielte auch Anti-Kapitalismus und Feindlichkeit gegenüber Energiekonzernen eine Rolle: ein großer Teil der Grünen kam aus der SPÖ oder von noch weiter links, wie zum Beispiel der langjährige Grün-Abgeordnete Peter Pilz von den "revolutionären Marxisten". Allerdings sind die Grünen inzwischen unter extrem großen Mühen (Rausfallen aus dem Parlament für eine Periode) Peter Pilz losgeworden, der immer Hauptsaboteur von schwarz-grünen Koalitionen gewesen war und der die vielversprechenden schwarz-grünen Gespräche des Jahres 2000 mit der Abfangjäger-Eurofighter-Frage gesprengt hatte.

Die frühere grüne Energiesprecherin Monika Langthaler verliess die Grünen wegen der Wasserkraftfrage. (Ähnlich wie ich Jahrzehnte davor)

Und TU-Professor Weihs, einer der Proponenten der Anti-Wasserkraftwerk-Hainburg-Bewegung sagte später mal: "Wenn wir gewusst hätten, dass der Strombedarf so stark steigen würde, dann hätten wir das Wasserkraftwerk Hainburg gar nicht verhindert."

Aber als beamteter TU-Professor und Nicht-Politiker konnte er natürlich leicht so ehrlich sein, weil er keine Wähler und Wählerinnen verlieren konnte.

Österreich wurde, obwohl Alpenland, und als solches prädestiniert und gesegnet mit Wasserkraftmöglichkeiten, in den letzen Jahrzehnten vom Energiemengenexporteur zum Energiemengenimporteur.

Die Tendenz, dass Österreich eher billigen Nachtstrom importiert und eher teuren Spitztenstrom importiert durch Speicherkraftwerke und Pumpkraftwerke gibt es immer noch.

Dass Österreich im Jahr 1984 auf sauberen und erneuerbaren Wasserkraftstrom verzichtete, und lieber Atomstrom aus der Ukraine, aus Tschernobyl bezog, und damit den AKW-Unfall/Super-GAU in Tschernobyl mitverursachte, war wohl das Blödeste und Unnachhaltigste, was man überhaupt nur machen konnte. Aber das waren nicht die Grünen alleine, das war auch und sehr wesentlich eine SPÖ-geführte Regierung, die als Folge der WKW-Hainburg-Verhinderung Atomstromlieferverträge mit der Ukraine abschloss.

Hier Link und Grafik zu Klimawandel von mb/Meteoblue Belgrad:

https://www.meteoblue.com/de/climate-change/belgrad_serbien_792680

meteoblue https://www.meteoblue.com/de/climate-change/belgrad_serbien_792680

Die nach statistischen Methoden berechnete Trendlinie zeigt eine Erwärmung von 11.6 Grad Celsius auf 13.7 Grad Celsius von 1979 auf 2023.

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