So sieht im österreichischen Staatsfunk ORF ("Österreichischer Rot-Grün-Funk" im Volksmund) journalistische Objektivität und Ausgewogenheit aus:

Ein grün-affiner Politikwissenschafter und ein grün-affiner Politikberater, der mit Grünpolitikern gemeinsam Volksbegehren machte, diskutieren mit mehreren Grünpolitikern unter Leitung einer grün-affinen Moderatorin, die noch dazu mit dem grünen Wahlkampfleiter des grünen Bundespräsidentschaftskandidaten verheiratet ist, angebliche grün-interne Konflikte, bei denen nicht erkennbar ist, worum es inhaltlich überhaupt geht.

http://tvthek.orf.at/profile/Im-Zentrum/6907623

"Partei im Irrgarten - nichts mehr im grünen Bereich", so der Titel der letzten Sendung "Im Zentrum".

Aber in Wirklichkeit hätte sie genausogut "Sender im Irrgarten - nicht mehr im grünen Bereich" heissen können.

Die Falschdarstellung der Positionen von Kurz und Doskozil blieb unwidersprochen. Sie wurden quasi als Rassisten hingestellt, nur weil sie die Position vertreten hatten, dass Österreich seine EU-Quoten bzw. Anteile, die Flüchtlingsaufnahme betreffend, ohnehin schon übertroffen hatten.

Eva Glawischnig konnte unwidersprochen und unhinterfragt die Forderung nach Abschaffung der Wehrpflicht deponieren, ohne von irgendwem der sonstigen Anwesenden gefragt zu werden, was das bedeuten solle: Abschaffung des Bundesheeres, Einführung einer Berufsarmee, oder was ?

Dass Eva Glawischnig tatsächlich inhaltlich Schwächen hat, blieb unerwähnt: sie war als Hainburg-Gegnerin des Jahres 1984 gegen die saubere Wasserkraft, sie hat in der Frage der dritten Piste des Flughafens Wien überhaupt keine Kritik am Chicago-Abkommen geübt, das Kerosinbesteuerung verbietet.

Auch die Widersprüche zwischen revolutionärer Gewalt und grünem Pazifismus blieben unerwähnt.

Reimon hatte seltsamerweise Petrik den Vorwurf gemacht, sie sei keine Revolutionärin, so als wären Revolutionen etwas uneingeschränkt Positives. Dass die russische Revolution 1917 zum Stalinismus führte, blieb unerwähnt.

Die mit dem Grünen Wahlkampfleiter verheiratete Moderatorin, die keinen kritischen Journalismus betrieb, sondern erwartete, das der Politikwissenschafter wie üblich die Grünen beraten solle, und fragte, ob sich die Grünen an den bei den Wahlen erfolgreichen niederländischen Grünen ein Beispiel nehmen solle, unterschlug dabei, dass bei den niederländischen Wahlen die rot-grüne Summe schrumpfte, sodass die niederländischen Grünen nicht aus eigener Qualität erfolgreich waren, sondern, weil die regierenden Sozialdemokraten kollabierten, wovon die Grünen profitierten. Das könnte auch ein Hinweis dafür sein, dass die oppositionellen niederländischen Grünen jetzt die Regerungspolitikunfähigen Wähler bekommen haben, die die Sozialdemokraten nicht halten konnten. Voraussetzung für eine Regierungsbeteiligung auf Bundesebene ist das nicht.

Auch, dass das rot-grüne Wien zu den drei am stärksten verschuldeten Bundesländern Österreichs gehört, blieb in dieser grünen Jubelberichterstattung durch den angeblich objektiven Staatsfunk, die alle kritischen Punkte vertuschte, unerwähnt.

Rein theoretisch ist der ORF ja dem Objektivitätsgebot verpflichtet, aber wenn an einer angeblichen Politdiskussion nur Grüne und Grünsympathisanten teilnehmen, dann darf man sich nicht wundern, dass eine völlig einseitige und unobjektive Sendung herauskommt.

Auch dass Van der Bellen nicht wegen Grünsympathisanten, sondern wegen Hofer-Ablehnung zum Bundespräsidenten gewählt wurde, blieb in dieser Sendung natürlich unerwähnt.

Dass die Kärntner Grünen im Landtag der unbegrenzten Haftungserhöhung in Zusammenhang mit der Hypo Alpe-Adria zugestimmt hatten, was zum Hypo-Desaster beitrug, blieb natürlich auch unerwähnt.

Dass die Grünen von der Mitverantwortung am Hypo-Desaster ablenken, indem sie alle Schuld auf einen Toten abladen, der sich nicht mehr wehren kann, und der nie eine absolute Mehrheit hatte (nämlich Jörg Haider), blieb auch unerwähnt.

Dass Eva Glawischnig Krisen-Gerede ohne Lösungsansätze von sich geben durfte, blieb auch unkritisert.

Eva Glawischnig lobte die frühere schwarz-grüne Koalition in Oberösterreich, aber niemand erwähnte, dass diese Koalition beendet werden musste, weil sie die Mehrheit verlor. So sieht kritischer Journalismus im ORF aus: Grünsympathisanten vertuschen grüne Schwachstellen und Fehler.

Statt inhaltlicher Positionen kommen von Glawischnig nur sinnleere populistische Phrasen wie "Maklergebühren abschaffen". Makler kosten etwas, und letztlich ist es völlig egal, ob die Wohnungssuchenden sie direkt zahlen oder die Wohnungsanbieter die Maklergebühren auf die Mietkosten überwälzen. "There is no free lunch", heisst es in Großbritannien.

Auch dass die Grünen zahlreiche fähige und interessante Leute verloren haben, darunter Voggenhuber, Dönmez und Andere, blieb natürlich unerwähnt. Einen derartig unobjektiven ORF braucht wohl niemand.

Selsamerweise oder logischerweise spielten Grünthemen gar keine Rolle, sondern die Europafrage oder die Flüchtlingsfrage spielten wichtige Rollen.

Auch dass die Grünen zu einer sehr feministischen Frauenpartei zu werden tendieren, blieb unerwähnt.

Wie gesagt: wenn das gesetzliche Objektivitätsgebot für den ORF in der Praxis gar nicht mehr zu gelten scheint, dann ist durchaus zu überlegen, den ORF auch offiziell in "Österreichischen Rot-Grün-Funk" umzubenennen.

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