Hard SPÖPXIT: SPÖ beschädigt Cap und Blecha

Für eine Partei des angeblichen Zusammenhalts und der angeblichen sozialen Wärme überraschend hart war die Art und Weise, wie die SPÖ ihren Altkaderfunktionären Josef Cap und Karl Blecha die Programmarbeit entzog.

Unter "hartem SPÖPXIT" verstehe ich frei nach "Hard BREXIT" den brutalen SPÖ-Programmarbeits-Exit.

Die Vorgehensweise hinterlässt den Eindruck, die Beiden seien unfähig gewesen, einen Programmentwurf zeitgerecht zu präsentieren, und hätten daher vor aller Öffentlichkeit gedemütigt, entmachtet und vor die Tür gesetzt werden müssen.

Das wäre gesichtswahrender wohl auch möglich gewesen.

http://derstandard.at/2000051247030/Rote-Programmsuche-Arbeitsgruppen-und-A-Teams-statt-Parteitag

Die Programmarbeit wurde übrigens an die Christian-Kern-getreue Maria Maltschnig übertragen, die seit langem Mitarbeiterin von Christian Kern ist, zuletzt Kabinettschefin.

Ihre Schwester Eva Maltschnig stand der Sektion 8 vor, die als den Machtwechsel (manche sprechen von "Putsch" ) von Faymann zu Kern vorbereitete.

Die Maltschnig-Schwestern und ihre Verbundenheit mit Christian Kern bestätigen wieder einmal eine alte These des verstorbenen SPÖ-Historikers Norbert Leser, die darin bestand, überspitzt gesagt, die SPÖ eher als von Inzucht und Familienzirkeln geprägte Machtstruktur zu sehen, und weniger als politische Partei. Christian Kern hat selbst einige Charakterzüge des "Mafia-Paten", als den er den abtretenden niederösterreichsichen Landeshauptmann Erwin Pröll bezeichnete (einem Politiker, der ohnehin gerade dabei ist, in Pension zu gehen, noch die Bezeichnung "Mafia-Pate" nachzuwerfen, kann man als besonders unappetitlich betrachten).

Die Liaisonen Häupl-Brauner, Schieder-Wehsely, überhaupt die feudale Familienstruktur, in der sowohl Vater Schieder als auch Sohn Schieder ganz natürlich Spitzenpositionen in der SPÖ einnehmen bzw. einnahmen, die Liaisonen Swoboda-Ederer, die Faymann-Ludwig-Struktur.

Josef Cap war zwar rhetorisch gut, aber er beschränkte sich sehr oft in Kritik am politischen Gegner, ohne selbst Position zu beziehen, mit einer einzigen Ausnahme vielleicht.

Cap befürwortete einmal den NATO-Beitritt, was einen - für die SPÖ eigentlich erwartbaren - riesigen Shitstorm auslöste, nach dem er wieder einen Rückzieher machte und nicht mehr in dieser Sache aktiv.

Karl Blecha war zwar durch zahlreiche Skandale der 1980er-Jahre angeschlagen (Lucona, Noricum), aber er zeigte immerhin Eigeninitiative und Kritik am SPÖ-Partei-Establishment, als er der von den ÖVP-Ex-Politikern Neisser und Hösele gegründeten bzw. geführten Initiative "Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform" beitrat.

Über die genauen Gründe, warum die SPÖ Cap und Blecha auf diese Art und Weise die Programmarbeit entzog, wird immer noch gerätselt.

Transparente Politik sieht anders aus.

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pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 22.01.2017 00:34:04

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