"Beati Possidentes!" ("Die glücklichen Reichen!" ), sagten schon die alten Lateiner. Die Reichen können sich Parteien und Wahlen einfach kaufen. Das scheint die Logik zu sein hinter dem vom NEOS-nahen Milliardär bzw. Fast-Milliardär gesponserter Horror-Video, das von Fehlern nur so zu strotzen scheint.

Die sachlichen Fehler in diesem Video sind:

Die Schweiz und Norwegen sind nicht EU-Mitglieder. Dennoch sind sie prosperierende und wohlhabende Länder, die nicht von dem geprägt sind, was das Horror-Video für den Fall eines Öxit behauptet: Bauernsterben, Pleitewelle, Tourismusflaute, etc.

Das Video geht auch überhaupt nicht darauf ein, dass sich durch das Brexit-Votum die Lage in der EU möglicherweise fundamental geändert hat, dass der Brexit zu einem Dominoeffekt des Prexit (des Exit aller protestantisch geprägten Länder) führen kann.

Das Video behauptet auch, am 2. Oktober würde über einen Öxit abgestimmt. Das ist unrichtig. Über einen Öxit müsste wahrscheinlich separat in einem Referendum abgestimmt werden; selbst eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat (von der die FPÖ meilenweit entfernt ist) würde zum Öxit nicht ausreichen, wenn man EU-Mitgliedschaftsfragen als Grundfrage der Verfassung einstuft.

Das Video behauptet auch, Nigel Farage und seine UKIP sei extrem nationalistisch und mit Front National (FN) und FPÖ assoziiert. Wahr ist vielmehr das Gegenteil: Nigel Farage und seine UKIP sind nicht mit FN und FPÖ in einer gemeinsamen Fraktion.

Das Beispiel Brexit und der damit verbundene Kursrückgang des britischen Pfund beweist, das genau das Gegenteil dessen stimmt, was im Video behauptet wurde: durch den mit Brexit zusammenhängenden Kursrückgang des britischen Pfund Sterling wurden die britischen Exporte und der britische Tourismus stimuliert, nicht aber zum Erliegen gebracht, wie das Video behauptet.

Dass ein Wirtschaftstreibender wie Haselsteiner Dinge behauptet, bzw. behaupten läßt, die jeder wirtschaftlichen Logik Hohn sprechen, frappiert denn doch.

Im Video wird auch behauptet, Europa sei nach dem Zweiten Weltkrieg friedlich gewesen: was ist mit zahlreichen Kriegen, Aufständen und Militäraktionen wie Ungarn 1956, CSSR 1968, Jugoslawienkrieg der 90er Jahre, Irakkrieg 2003-2009, kriegerischer Zerfall der Sowjetunion ?

Laut Haselsteiner alles nicht-existent, alles laut Haselsteinerianern Erfindungen nationalistischer Propaganda ?

Dass die Wahlerfolge von FPÖ, AfD, UKIP, etc. Folgen einer verfehlten Politik, auch einer verfehlten EU-Politik sein könnten, darf bei Haselsteiner offensichtlich nicht gedacht werden ....

Ganz abgesehen davon neigen die Österreicher und -innen dazu, die Posten des Bundeskanzlers und des Bundespräsidenten nicht derselben partei zu geben, d.h. wenn Hofer Bundespräsident wird, dann verschlechtern sich dadurch die Chancen für die FPÖ bei der nächsten Nationalratswhal und damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit für einen Öxit. Lediglich einmal in der Geschichte der Zweiten Republik hat eine Kanzlerpartei ihren Kandidaten bei der Bundespräsidentenerstwahl "durchgebracht", und auch das war ein Sonderfall, weil die SPÖ 1974 mit Rudolf Kirchschläger einen ÖAAB-Mann nominierte, der eigentlich eher ÖVP-nah war.

Die Behauptungen in diesem Video sind derartig grotesk, dass man sich die Frage stellen kann, ob damit der Tatbestand des §263 StGB erfüllt sein könnte ....

http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR12029812&ResultFunctionToken=33ecc85e-34e8-4720-94c3-e695c87c766a&Position=1&Kundmachungsorgan=&Index=&Titel=StGB&Gesetzesnummer=&VonArtikel=&BisArtikel=&VonParagraf=263&BisParagraf=&VonAnlage=&BisAnlage=&Typ=&Kundmachungsnummer=&Unterzeichnungsdatum=&FassungVom=09.09.2016&VonInkrafttretedatum=&BisInkrafttretedatum=&VonAusserkrafttretedatum=&BisAusserkrafttretedatum=&NormabschnittnummerKombination=Und&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=100&Suchworte=

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl sagte einmal: "Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz."

Dieses Video kann als Bestätigung der These der "zielgerichteten Dummheit", die jeden Wahlkampf ausmacht, gesehen werden.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

1 Kommentare

Mehr von Dieter Knoflach