Rechtspopulisten oder Linkspopulisten behaupten ja gerne, dass die Covid-Maßnahmen der Regierung zu einem ungeheuer großen Schaden geführt hätten.
Die Wirklichkeit sieht anders aus:
einerseits hat zum Beispiel im Hotelsektor die Covid-Krise tatsächlich dazu geführt oder beigetragen, dass manche Hotels geschlossen haben und zwar nachhaltig.
Aber erstens ist nicht klar, ob die Covid-Krankheit, die Covid-Medienberichte oder die Covid-Maßnahmen der Regierung verantwortlich sind, auch deswegen, weil die Regierung große Kompensationszahlungen für Schliessungen in der Covid-Krise bezahlte.
Und zweitens, weil unklar ist, ob die Covid-Krise Grund oder Anlaß oder Vorwand für eine tiefgehende Strukturänderung war.
Heute gibt es in Wien weniger Hotels, die aber pro Einzelnes mehr Profit machen.
Ein Großereignis, das einen Markt so radikal ändert, nennt man entweder Disruptor oder Marktbereinigung oder "schöpferische Zerstörung", folgend der Begrifflichkeit des lange verstorbenen (übrigens österreichischen) Ökonomen Schumpeter.
Diese Theorie der "schöpferischen Zerstörung" geht davon aus, dass Krisen dazu führen, dass die Unternehmen mit den schlechteren Konzepten vom Markt gefegt werden, während die Unternehmen mit den besseren Konzepten dann expandieren können, und sich ihr erfolgreiches Modell verbreiten kann, und die besseren Unternehmenskonzepte die Kunden der früheren schlechteren Unternehmen übernehmen.
Eines der nun sehr erfolgreichen Hotelerieunternehmen in Wien ist das Hotel B.
Es agiert im Niedrigpreissektor, bietet z.B. Wochenzimmer an, in denen nur einmal wöchentlich gereinigt wird, und die Handtücher und die Bettwäsche getauscht wird.
Buchungen und Reservierungen sind in diesem Hotel unmöglich. Ebenso gibt es nur eine akzeptierte Zahlungsform, die Barzahlung, und Zimmer kann nur derjenige/diejenige bekommen, der als Erste/r da ist, wenn sie frei werden.
Diese vereinfachten Abläufe ermöglichen es, mit weniger Personal zu arbeiten und so niedrige Preise zu verlangen.
Da dieses Hotel auch stundenweise Zimmer anbietet, die nur wenige Stunden verwendet werden können und die mehrmals am Tag vergeben werden können, ergibt sich rechnerisch oft eine Auslastung über 100%.
Laut Schumpeter müsste dieses erfolgreiche und gewinnträchtige Unternehmen eigentlich expandieren, also zum Beispiel neue Hotels nach demselben Konzept führen, oder andere zugesperrte Hotels übernehmen, aber der Hotelbesitzer ist über 80 Jahre alt, und hat daher keine Lust zu expandieren.
Im krassen Gegensatz dazu steht das Hotel E. Die Besitzer des Hotels E. haben am Anfang der Corona-Krise zugemacht, eine Renovierung begonnen, dann aber wieder abgebrochen. Und seit ca. 3 Jahren steht dieses Hotel still, der Zugang ist durch einen Bretterverschlag gesperrt.
Krisen wie die Covid-Krise sind in vielerlei Hinsicht Game-Changer oder Disruptoren, Großereignisse, die vielfache massive Änderungen mit sich bringen.
So ist zum Beispiel das Konkursmachen in der Covid-Krise so salonfähig geworden, wie es nie zuvor war. Speziell in einem Land wie Österreich, wo keine Konkurskultur existiert, wird/wurde ein Pleitier und/oder seine Familie oft und schnell als betrügerisch betrachtet, während in den USA ein Pleitier als jemand gilt, der etwas probiert hat, etwas riskiert hat.
Man kann annehmen, dass wegen dieser pleitefeindlichen Unkultur in Österreich zahlreiche wirtschaftliche Schieflagen vor Corona lange mitgeschleppt wurden, und dass dann die Covid-Krise zum Vorwand genommen wurde, ein Unternehmen, das schon vorher schlecht lief, zu schliessen, weil in der Krise das Schliessen gesellschaftlich akzeptabler war.
Dasselbe gilt für die Kündigungen: in Österreich, einem Staat mit einer hohen Sozialkultur, bzw. einer hohen Wertschätzung für beamtenähnliche, quasi-pragmatisierte, lebenslange Beschäftigungsverhältnisse an ein und demselben Ort bei ein und demselben Unternehmen existiert ein ganz anderes Klima als in den USA mit seine "Hire and Fire"-Kultur / "Anstellen und wieder Kündigen"-Kultur, ebenso, wie Mobilität und Wohnsitzwechsel aus beruflichen Gründen, oft in andere Bundesstaaten in den USA viel häufiger und akzeptabler ist als in Österreich.
Diese hohe Sozialkultur oder Pseudosozialkultur in Österreich führt auch dazu, dass ein Unternehmer, der Leute kündigt, oft mit einer viel schlechteren Nachrede rechnen muß als in den USA, weshalb nötige oder naheliegende Kündigungen ohne Krisenvorwand oft unterlassen werden, was auch das Unternehmen in Gefahr bringen kann.
Auch hier war die Covid-Krise vermutlich ein Game-Changer - man kann vermuten, dass Unternehmer, die schon lange darüber nachdachten, Leute zu kündigen, die Covid-Krise zum Vorwand nahmen, längst überfällige Kündigungen durchzuführen, weil das Kündigen in der Krise einfach gesellschaftsfähiger war.
Laut zahlreichen Konkurs- und Insolvenzstatistiken war in Wien in den letzten Jahren der Krise(n) der Insolvenzenanstieg besonders stark im Bundesländervergleich, was man als Bestätigung dafür betrachten kann, dass das in Wien besonders intensive Sozialgerede Konkursverlagerungen und Kündigungsverlagerungen von der Krisenzeit in die Krisenzeit verursacht, was auch seine Nachteile hat.
https://wien.orf.at/stories/3199779/
Allerdings können auch die in Wien hohen Strom- und Gaspreise zu einer erhöhten Konkursrate führen: laut vielen Statistiken hat die Wien-Energie die mit Abstand höchsten Gaspreise aller österreichischen Energieversorger, und bei den Strompreisen liegt die Wien-Energie im höheren Mittelfeld.
Gerade diese krisenbedingten Veränderungen in der Gesellschaftsfähigkeit von Konkursen und Kündigungen machen es schwer zu unterscheiden, in welchen Fällen Covid und seine drei Aspekte Covid-Krankheit, Covid-Medienberichterstattung und Covid-Maßnahmen WIRKLICHE URSACHE für Konkurse und Kündigungen und in welchen Fällen Covid nur VORWAND für längst überfällige Konkurse und Kündigungen waren.
Gerade Hotels im Niedrigpreissektor wären interessant für einkommensschwache Personen. Und Anfang Mai endete auch das Sozialprogramm "Winterpaket" der Stadt Wien (Reduktion der Plätze um 80 bis 90%), sodass durch dieses Winterpaketende zahlreiche Leute/Obdachlose "am Markt" sind und gerne Billighotelzimmer, beispielsweise zu Überbrückungszwecken, hätten. Die sie aber oft nicht bekommen, weil die Auslastung der bestehenden Betriebe oft bei 100% liegt, und im Wiendurchschnitt bei etwas über 90% (und die freien Zimmer sind gerade die hochpreisigen).
Letztlich haben Obdachlose aber auch Alternativen, über die sie so etwas wie Substitutionskonkurrenz ausüben können, z.B. in Stiegenhäusern oder auf Parkbänken zu schlafen.
Von linker Seite wird oft eine Leerstandsabgabe in Spiel gebracht, um erstens die staatlichen oder städtischen Kassen zu füllen, oder um Immobilienbesitzer zu zwingen, diese zu nutzen.
Allerdings ist fraglich, ob das eine sinnvolle Strategie ist: eine sinnvolle Leerstandsabgabe müsste wohl auch eine Ausnahme für Reparatur und Renovierung vorsehen, was dann leicht mißbrauchbar ist durch Scheinreparaturen.
Wenn sich ein Geschäftsmodell nicht rechnet, dann macht eine Besteuerung es auch nicht rentabel.
Um Steuerhinterziehung und Nichtmeldung von Leerständen zu bekämpfen, müsste man vermutlich sowas wie eine Leerstandspolizei gründen, die z.B. Wohnungen aufbricht, um festzustellen, ob Leerstand besteht oder nicht. Die dann auch leicht selbst z.B. wegen Hausfriedensbruch zu Amtshaftungsklagen gegen die Republik führen kann.
Ein weiterer Unterschied zu den USA ist, dass es dort eine große und weitverbreitete Wohnmobil- und Campingplatzkultur gibt. Das Wohnmobil ist vielfach eine ernstzunehmende Alternative zur Wohnung. Und apropos: in Österreich gibt es für Kategorie-A-Wohnungen laut Mietrechtsgesetz eine Wohnungsmindestgröße von 30 m2, was dazu führt, dass praktisch keine kleineren Wohnungen gebaut werden, die vom Potenzial her leistbarer und heizkostenärmer sein könnten. Eine Senkung oder Abschaffung dieser gesetzlichen Mindestgröße könnte hier ein leistbares Marktsegment eröffnen.
Eine vielversprechende Alternative wäre vielleicht Verringerung von Haftungsfragen bei Billighotels. Man kann annehmen, dass viele potenzielle Billighotels eben wegen Haftungsfragen nicht eröffnet werden, dass z.B. diese Billighotels leicht geklagt werden können, wegen geringfügig-gesundheitlichen Problemen wegen nicht hundertprozentig zuverlässiger Hygiene zum Beispiel.
Es gab in der Ära Mitterlehner mal diese Debatte rund um dieses Schönheitsstudio, dem das Arbeitsmarktinspektorat übertriebene Auflagen machte, insbesondere im Vergleich zu anderen Fällen, in denen das Arbeitsinspektorat einen brandgefährlichen Radweg mitten durch ein Restaurant genehmigte, weil die von Christian Kern (SPÖ) geführte ÖBB der Verpächter war.
Auflagen von Behörden und Inspektoraten sind auch Preistreiber, die billigere Angebote für Einkommensschwächere verhindern.
seit ca. 3 Jahren geschlossenes und mit einem Verschlag abgesperrtes Hotel E.
Das Hotel E. steht vielleicht eben deswegen leer und ist ungenutzt, weil die Zimmer darin zu klein sind, um nach einer Renovierung als Kategorie-A-Wohnungen vergeben werden zu können.
Auch hier zeigt sich, dass der Populismus und die oft verblödeten Wahlversprechen von Politikern, z.B. große Wohnungen zu versprechen und kleine Wohnungen im Mietrechtsgesetz zu verbieten, aber zu vertuschen, dass diese großen Wohnungen mehr Miete kosten und höhere Heizkosten verursachen, eigentlich nur Schaden bringt.
D.h., das was die Politiker verlogenerweise als Mieterschutz verkaufen, ist in Wirklichkeit oft Schädigung der Wohnungssuchenden.