Auch wenn manche Rassisten behaupten, die islamische Welt habe keine einzige bedeutende Person hervorgebracht, so gibt es doch Gegenbeispiele, wie zum Beispiel Abu l-Walid Muhammad ibn Ahmad Ibn Ruschd (1126-1198).
Er war auch Hofarzt der Berber-Dynastie der Almohaden in Marokko. Er verfasste auch zahlreiche Kommentare zur Weltliteratur, auch z.B. zu Aristoteles oder zum Koran. Und er untergliederte den Koran in verschiedene Typen von Suren, auch in einen Typus der zweideutigen Suren, von denen nicht klar ist, ob man sie wörtlich oder im übertragenen Sinne verstehen müsse.
Damit ist Ibn Ruschd einer der Türöffner hin zu einer Islamreform und hin zu einer zeitadäquaten Interpretation des Islam, abseits des derzeit dominierenden wörtlich-allzuwörtlich-(quasi-)salafistischen Interpretation. Mit dieser Ausdifferenzierung der Koransuren in verschiedene Gruppen ähnelt Ibn Ruschd Martin Luther (einem der bedeutendsten Denker der Protestanten), der die Bibel auch neuordnete in eine höherwertige Gruppe und eine niedrigerwertige Gruppe (darunter das Buch Jesus Sirach des Alten Testaments). Es wäre übrigens interessant, festzustellen oder abzuschätzen, wer diese Methode der Untergliederung in verschiedene Gruppen zur Religionsreform als erster verwendete, und wer dann dadurch inspiriert wurde und diese Methode kopierte, und wer sie unabhängig als zweiter ohne Kennntis Anderer erfand.
Der Streit zwischen Islam-Modernisten und Islam-Traditionalisten, wie man den Koran interpretieren solle, ähnelt auch dem Streit zwischen orthodoxen Jüdisch-Religiösen und modernistisch-interpretierenden Jesus-Anhängern zur Zeit der Jesuanischen Kirchenspaltung, also der Abspaltung des Christentums vom Judentum.
https://de.wikipedia.org/wiki/Averroes
CC / frei, weil aus dem 14. Jahrhundert https://de.wikipedia.org/wiki/Averroes#/media/Datei:AverroesColor.jpg
Ibn Ruschd / Avveroes gemäß einem würdigenden Gemälde des italienischen Malers Andrea Bonaiuto aus dem 14. Jahrhundert.