Durch die Spende des Christchurch-Täters Brenton Tarrant an verschiedene Identitäre Organisationen in Europa (darunter auch die österreichische) sind die Identitären wieder ins Gespräch gekommen. Seither dreht sich die Frage darum, ob sie "widerlich" seien oder ob sie "rechtsextrem" seien oder "rechtsradikal".
Eine Frage oder Fragerichtung wurde interessanterweise überhaupt nicht gestellt: sind die Identitären dumme, unerfahrene, junge Leute, die mit ihrer terrornahen Rhetorik sich selbst diskreditieren und damit dem radikalen Islam ermöglichen, sich als Opfer darzustellen ?
Das Resultat des Christchurch-Terrors war eigentlich genau das Gegenteil dessen, was Tarrant und die Identitären sich erhofften: zahlreiche islamische Politiker konnten sich zum Opfer stilisieren, die Islamophobie-Rhetorik erhielt enormen Auftrieb, mit dem Rassismus kam als Kollateralschaden auch die Islamkritik unter die Räder: Bücher von Jordan Peterson sind nun nicht mehr in Neuseeland erhältlich.
Mit militärstrategischer Dummheit und Ahnungslosigkeit läßt sich möglicherweise auch erklären, warum die Identitären, die sich selbst - möglicherweise fälschlicherweise - zu den "Verteidigern Europas" erklären und jahrelang Kongresse zum Thema der "Verteidigung Europas" anhielten, dabei offensichtlich kein einziges Mal den Aspekt der Offensivverteidigung thematisierten: Offensivverteidigung würde bedeuten, dass man als Staat, nachdem man angegriffen wurde und einen Teil des Landes verlor, nicht versucht, sich zu verteidigen, auch nicht versucht, das verlorene Land zurückzugewinnen, sondern das Hinterland des Feindes angreift, um ebendiesem klarzumachen, dass Krieg einen Preis hat, wobei das Ziel durchaus ein Friedensschluss nach dem status-quo-ante-Prinzip sein kann.
Das identitäre Prinzip des Ethnopluralismus beinhält zwar rein verbal den positiv klingenden Begriff des Pluralismus, aber gemeint sind mit diesem Prinzip des Ethnopluralismus rassisch eine Vielfalt von rassisch homogenen Staaten bzw. Kontinenten, die sich durch harte Grenzen abschotten gegenüber Flüchtlingswellen aus anderen Kontinenten.
Als Gegenmodell zum Identitären und ihrem Ethnopluralismus möchte ich jetzt einmal die "Neocons" präsentieren, z.B. anhand der Amtszeit von George W. Bush, der zwischen 2000 und 2008 Präsident der USA war.
Seine Administration bzw. seine Beraterstäbe enthielten Vertreter der verschiedensten Ethnien, neben WASPs (white anglo-saxon protestants) auch Juden und Afroamerikaner wie die Aussenminister Colin Powell und Condoleezza Rice.
CC / Department of State https://de.wikipedia.org/wiki/Condoleezza_Rice#/media/File:Condoleezza_Rice.jpg
CC / Department of State of the US https://de.wikipedia.org/wiki/Colin_Powell#/media/File:Colin_powell_(official_portrait).png
Condi Rice, Colin Powell: Afrikanisch-Stämmige können Teil einer neokonservativen Regierung sein (in diesen Fällen als Aussenminister), aber niemals Teil einer Identitären.
Der Irakkrieg kann als Offensivverteidigung euro-amerikanischer Werte in der Folge der 9-11-Terroranschläge gesehen werden, also als genau das, was Identitäre versprechen, aber offensichtlich nicht einhalten. Am Irakkrieg beteiligte sich eine breite Koalition der Willigen, die auch halb Europa umfasste. Der Irakkreieg spaltete die europäische Bevölkerung beträchtlich: er erhielt zustimmungsraten von über 70% in GB, Spanien, Polen und Italien, und gleichzeitig Alblehnungsraten von über 70% in Deutschland und Frankreich.
Die deutschsprachige Wikipedia bewertet den Irakkrieg als eindeutig völkerrechtswidrig, während die englischsprachige Wikipedia den Irakkrieg als "legally disputed" oder so bezeichnet.
https://en.wikipedia.org/wiki/Legality_of_the_Iraq_War
"WER EFFEKTIVE ISLAMKRITIK BETREIBEN WILL, MUSS SICH GANZ SCHARF VOM RASSISMUS ABGRENZEN. WER SICH NICHT VOM RASSISMUS ABGRENZT, NUTZT DEM ISLAMISMUS UND DEM DSCHIHADISMUS."
Für die Identitäre Ideologie als Mischung von Rassismus und Kulturalismus ist das ein ganz besonderes Problem.
APA
Identitäre Demo mit dem Slogan "No Way. You will mot make Europa your home" ("Ihr werdet Europa nicht zu Eurer Heimat machen" )
Das heisst im Klartext: "Ihr werden Europa nicht zu Eurer Heimat machen, egal, ob Ihr vor Krieg, Bürgerkrieg, Hungersnot, Völkermord, Überbevölkerung, Naturkatastrophen oder Öko-Katastrophen flüchtet oder nicht"
Indem die Identitäten legitime Fluchtursachen und weniger legitime Fluchtursachen in einen Topf werfen, diskreditieren sie sich selbst und verleihen weniger legitimen Fluchtursachen höhere Legitimität.
(Meine Position zu den Identitären ist durchaus ambivalent: einerseits habe ich sie vor Pflastersteinwürfen beschützt, andererseits kritisiere ich sie ideologisch hart)