Das deutsche Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Karlsruhe hat nun ein Urteil zugunsten des "selbstbestimmten Sterbens" gefällt, und dieses hat auch in Österreich eine Diskussion über die "Sterbehilfe" bzw. "aktive Sterbehilfe" ausgelöst (es stellt sich die Frage, warum BVerfG-Urteile manchmal in Österreich Diskussionen auslösen, manchmal nicht, wie zum Beispiel das Urteil zur Aufhebung der Fünfprozenthürde, das NICHT zu einer Debatte in Österreich führte).

Eines der großen Probleme im Zusammenhang mit der Sterbehilfe ist die Nähe zum Mord: das Einzige, was im Nachhinein, von den nachher Lebenden die Sterbehilfe vom Mord unterscheidet, ist das Motiv. Bei Sterbehilfe ist das Motiv, dem Schwerkranken weiteres, unvermeidliches und unheilbares Leiden zu ersparen, beim Mord sind die Motive andere, zum Beispiel Bereicherung. Und wenn einzig und alleine das Motiv einen Unterschied macht, dann sind Verwechslungen u.U. sehr leicht möglich.

Also, was sind die Umstände, die es erleichtern, bzw. erschweren, dass Sterbehilfe und Mord verwechselt werden ?

Aus meiner Sicht sollten Begleitumstände der Sterbehilfe, falls man sie denn einführt sein:

1.) Einbindung von Ärzten

2.) Einbindung eines relativ weiten Familienkreises

3.) Eindeutige Willensäußerung des/r Betroffenen in einigermaßen entscheidungsfähigem Zustand

4.) Mindestzeit für Periode zwischen Willensäußerung und tatsächlicher Sterbehilfe

5.) Hemmung dieser Mindestzeitverstreichung, falls Verdachtsmomente auftauchen, dass der/die Betreffende den angeblichen oder wirklichen Willen, sterben zu wollen, nur auf Druck, z.B. von Verwandten, äußerte.

Das mag jetzt alles sehr kompliziert erscheinen, aber ich gebe zu bedenken, dass es sich nicht um irgendeine Kleinigkeit handelt, sondern eben darum, einen Menschen zu Tode zu bringen, und dass die Gefahr besteht, eine schlechende Legalisierung des Mordes zu erhalten, wenn man hier ein faches Verfahren vorsieht, das leicht mißbrauchbar ist.

Was realpolitisch für eine wie auch immer geartete Regelung der aktiven Sterbehilfe spricht, ist der erhärtete Verdacht, dass sie bzw. etwas, was ihr täuschend ähnlich sieht, sowieso stattfindet, allerdings heimlich, intransparent und im Untergrund, und unter viel schlechteren Umständen, die Mord viel leichter möglich machen als im oben beschriebenen Verfahren.

Die Haltung der österreichischen Parteien zur (aktiven) Sterbehilfe ist in etwa so: ÖVP und FPÖ (und damit eine derzeitige Parlamentsmehrheit) dagegen, SPÖ, Grüne und NEOS eher dafür, mit leicht unterschiedlichen Argumenten.

Es mag insbesondere bei der ÖVP auch die Haltung der katholischen Kirche eine Rolle spielen, die wie so oft sehr gesinnungsethisch und vielleicht wenig verantwortungsethisch ist.

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In Zeiten der fortschreitenden Medizin und der Alterung der Gesellschaft ein ebenso aktuelles wie heikles Thema: (aktive) Sterbehilfe.

Zur Erläuterung der "Sterbehilfe" (auch zur Abgrenzung zwischen aktiver und passiver Sterbehilfge):

https://de.wikipedia.org/wiki/Sterbehilfe

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