Umweltminister Rupprechter will eine europäische Allianz gegen deutsche Kohle schmieden. Die deutsche Energiepolitik wird als "schmutzig", "umweltfeindlich", etc. bezeichnet.
Dazu erst einmal: Deutschland produziert fast keine eigene Kohle mehr. Deutschland importiert Kohle aus der ganzen Welt, und das nicht zu knapp. Das können und tun auch sonst sehr viele Staaten der Welt und auch der EU. Und aus der ökologisch besonders bedenklichen Energiegewinnung aus Braunkohle steigt Deutschland ja ohnehin aus. Wasserkraftmöglichkeiten hat Deutschland weniger als Österreich und die Schweiz, wobei ja besonders grotesk ist, dass Österreich, das noch Möglichkeiten zum Wasserkraftausbau wie z.B. in Hainburg hat, diese nicht nutzt. Selbst die Wasserkraftmöglichkeiten nicht zu nutzen, aber über die Deutschen zu schimpfen, so wie Österreich, ist schon eine etwas schizophrene Politik, aber der "Wozu Kraftwerke ? Bei uns zuhause kommt der Strom aus der Steckdose"-Populismus hatte in Österreich schon immer hohe Zugkraft. Österreich hat ja auch Strom aus der Ukraine, d.h. aus dem Unfallreaktor Tschernobyl, importiert, um mit Ökoschmäh Hainburg verhindern und sich als "Europas Ökoparadies" verkaufen zu können. Eine Untersuchung, ob die Stromlieferverträge zwischen Österreich und Ukraine die Ursache waren, dass ukrainische AKW-Techniker in Tschernobyl ihr Atomkraftwerk überlasteten und zur Kernschmelze brachten, hat es übrigens nie gegeben, wahrscheinlich, weil es politisch zu heikel gewesen wäre. In Sachen Ökoschmäh und Moralisieren ohne Verstand und ohne Realpolitik waren wir Österreicher schon immer Weltmeister.
Das Problem ist also keinesfalls, dass Deutschland zuviel Kohle fördere, sondern eher, dass der Weltmarktpreis für Kohle zu niedrig sei, aber ein Problem mit einem "falschen" Weltmarktpreis wird man wohl kaum mit Deutschland-Bashing lösen können.
Zweitens: wenn Deutschland, das zu gleichen Konditionen am Weltmarkt Kohle importiert wie viele anderen Staaten der Welt, den europäischen Strommarkt durch Niedrigpreise beherrscht, dann könnte das daran liegen, dass Deutschland die Kohle besonders effizient verstromt, was für Deutschland spricht. Wenn andere Staaten weniger effizient und mit größerer Umweltverschmutzung Kohle in Strom verwandeln, dann ist es doch nur konsequent, dass sie Marktanteile verlieren und dass Deutschland den Strommarkt dominiert.
Drittens: die soziale Frage. Natürlich ist der Strompreis ein Kostenfaktor, insbesondere für die Unterschicht. Gerade in Anbetracht des kommenden Winters, in dem zahlreiche Vertreter der Unterschicht darauf angewiesen sind, mit Kohlestrom zu heizen, könnte es aus sozialer Sicht extrem problematisch sein, den Preis für Kohle und für Kohlestrom in die Höhe zu jagen.
Aber bitteschön: wie auch beim Rauchverbot in der Gastronomie zeigt sich, dass die Oberschicht das Land beherrscht, und dass Politik von der Oberschicht für die Oberschicht gemacht wird.
Für die Unterschicht, die sich Gastronomiebesuche so gut wie nie leisten kann, ist ein etwaiges Rauchverbot in der Gastronomie kein Thema. Aber Unterschichtler gibt´s halt keine mehr im Parlament, was möglicherweise auch bedeutet, dass Österreich keine repräsentative Demokratie ist, weil niemand die Unterschicht im Parlament repräsentiert.
Die Devise "Machen wir die Welt grün und ökologisch, egal, wieviele Unterschichtler im kommenden Winter wegen der hohen Energiepreise erfrieren" kann´s ja wohl irgendwie nicht sein.
http://www.fr-online.de/energie/braunkohle-deutschland-plant-den-ausstieg,1473634,32640016.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl
Realpolitisch ist Strom aus deutscher Steinkohle oder Strom aus Steinkohle, die Deutschland importiert, immer noch besser als Strom aus der Ukraine, der in Tschernobyl zur Kernschmelze im Atomkraftwerk führt.
Realpolitisch wäre auch Strom aus einem Wasserkraftwerk Hainburg besser gewesen als Strom aus der Ukraine, der in Tschernobyl zur Kernschmelze führt, aber bitteschön, wenn die Grünen und die Kronenzeitung eben in völliger Fehleinschätzung der Lage glauben, es sei eine wunderbare und ökologische Sache, ein Wasserkraftwerk Hainburg zu verhindern und stattdessen aus Tschernobyl, das ohnehin schon an der Lastgrenze ist, Atomstrom zu importieren, dann soll es halt vielleicht so sein. Politische Entscheidungen sind halt sehr oft verrückte und populistische Entscheidungen, und der Blick vieler ist eben nur kurz und begrenzt auf das lokale, eine globale Moral und Perspektive haben nur die wenigsten.
Ja, es stimmt schon, die Grünen haben sich quasi gegen jede Stromgewinnung ausgesprochen, aber das geht halt nicht. In der Realität muß man halt irgendeinen Kompromiß machen und irgendeinen Weg finden.
Die Grünen sind ja auch gegen die Geschäftsmodelle mancher Tiroler Speicherkraftwerksfirmen, z.B. billigen französischen Nacht-Atomstrom anzukaufen, zu speichern und zu Spitzenpreiszeiten (Frühstückszeit, Mittagszeit) als hochwertigen Spitzenstrom zu verkaufen, was ich als positiv empfinde, weil dadurch realpolitisch weniger Atomkraftwerke gebraucht werden, um den Energiebedarf zu decken, als man brauchen würde, wenn man diese Speicherungstechnik nicht verwenden würde.
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XVIII/I/I_01525/imfname_263001.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Besetzung_der_Hainburger_Au
https://de.wikipedia.org/wiki/Speicherkraftwerk
https://www.amazon.de/Kohlestrom-Renaissance-Deutschland-Anja-Schneider-ebook/dp/B012NXM39W
https://books.google.at/books?id=xOXEBgAAQBAJ&pg=PP3&lpg=PP3&dq=Deutschland+billige+Kohle&source=bl&ots=Z1Ezp4jQAg&sig=zYIOH6bggrhwd373H6asJtWircE&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiWvOic_tLPAhXB6xQKHUB_BWcQ6AEIRzAH#v=onepage&q=Deutschland%20billige%20Kohle&f=false
(Das ist nicht das ganze Buch, sondern enthält teilweise gesperrten Content)