"Wären die antisemitischen Übergriffe in Österreich auch passiert, wenn US-Präsident Trump und Israels Premier Netanjahu in den letzten Jahren eine andere Politik betrieben hätten, insbesondere in Bezug auf die Westbank-Frage und in Bezug auf die Ostjerusalem-Frage ?"
Diese Frage ist natürlich schwer zu beantworten, aber einiges spricht dafür: zum Beispiel gab es laut Messungen und Antisemitismusberichten gerade im letzten Jahr, also nach den umstrittenen Maßnahmen von Trump und Netanjahu einen Anstieg von antisemitischen Übergriffen auf das Doppelte oder Dreifache.
Für den konservativen Kanzler in Österreich (Kurz) könnte das ebenso wie für die konservative Kanzlerin in Deutschland (Merkel) ein Problem werden, denn bei Trump und Netanjahu, bei den US-Republikanern, bzw. beim Likud in Israel handelt es sich um konservative Parteien, also um Schwesterparteien von CDU und ÖVP. Insbesondere Kurz hatte in den vergangenen Jahren immer seine besonders guten Beziehungen zu Trump und Netanjahu herausgestrichen, die sich auch iner Besuchspolitik bei den Beiden manifestierte.
Dabei praktizierte Kurz wie so oft eine schweigekanzlerische Attitüde und schwieg zu allen Fehlentscheidungen dieser Beiden (Trump, Netanjahu). Womit sich auch eine Frage einer geringen Mitschuld von Kanzler Kurz an den antisemitischen Übergriffen stellt.
Der Fall offenbart auch die Doppelmoral der Kurz´schen Politik: wenn der türkische Präsident Erdogan irgendetwas tut, was zu politischen Konflikten in Österreich führt, dann verdammt Kurz das mit den lautesten Worten unter Hinzufügung der Relativierung, dass diese harten Wiorte wahrscheinlich nichts bringen werden und Erdogan nichts ändern wird; wenn der US-Präsident Trump oder der israelische Premier Netanjahu etwas tun, was zu politischen Konflikten in Österreich führt, dann ist dieses "Hereintragen von Konflikten nach Österreich" Kurz auf einmal völlig recht.
Der ÖVP-Innenminister Nehammer tat alles, um diesen Eindruck vom Tisch zu wischen: schnell erklärte er den Täter von Graz zu einer Art völlig verrückten islamischen Extremisten, mit dem Unterton, dass Kurz, Merkel mit ihrer pro-Netanjahu-Politik sowie Trump und Netanjahu mit ihrer Annexionspolitik gar nicht schuld sein können.
Aber diese Nahelegung von Nehammer ist völlig unplausibel, denn der Täter war schon seit 6 Jahren in Österreich, war aber vor Trumps und Netanjahus Annexionspolitik bzgl. Westbank und Ostjerusalem NICHT (!!!!!!!) mit antisemitischen Übergriffen aufgefallen, nach dieser Annexionspolitik aber schon.
Auch die österreichischen Medien in ihrer traditionellen Kritiklosigkeit und Analyseunfähigkeit sahen diese Problematik und Möglichkeit nicht.
Gerade bei Österreich handelt es sich um einen formal-neutralen Staat. Und die Politik von Österreich (insbesondere von Kanzler Kurz) in Bezug auf Ostjerusalem und Westbank kann man als schwere Neutralitätsverletzung betrachten.
Man kann auch die Position vertreten, dass Israel entweder Atomwaffen ODER die Westbank brauche, um als Nationalstaat verteidigungsfähig zu sein, aber zu argumentieren, dass Israel Atomwaffen und Westbank brauche, um verteidigungsfähig zu sein, ist schon schwerer zu begründen.
Noch dazu für unseren Kindkanzler Kurz, der sich als Aussenminister für die Abschaffung aller Atomwaffen aussprach und nun die Atomwaffen von USA und Israel, aber auch die von Russland und China mit keinem einzigen Wort mehr erwähnt.
CC / CIA Factbook https://de.wikipedia.org/wiki/Westjordanland#/media/Datei:We-map.png
https://de.wikipedia.org/wiki/Merkava#/media/Datei:Flickr_-_Israel_Defense_Forces_-_Storming_Ahead.jpg
Merkava-V-Kapmfpanzer mit Trophy-Hardkill-System (Bild von Michael Shvadron, IDF), eines der Instrumente, mit denen Israel die früher deutlich palestinensische Westbank beherrscht und israelisiert.
Die gewalttätige und nicht-konsensuelle Israelisierung der Westbank ist auch eine Legitimation für die Islamisierung weiter Teile der Welt, z.B. des Libanon, Bosnien-Herzegowinas, des Kosovo und von Istambul, das früher Konstantinopel und die Hauptstadt des oströmischen Reichs war.
Und weil die Israelisierung der Westbank auch eine Rechtfertigung der Islamisierung weiter Teile der Welt ist, auch des unmittelbaren israelischen Nachbarschaftsgebiets, handelt sich Israel/Netanjahu durch diese Politik möglicherweise mehr Probleme als Lösungen ein. Von den Übergriffen auf Juden weltweit einmal ganz abgesehen.
Damals, als die Palestinenser (2013) einseitig ihre diplomatische Unabhängigkeit erklärten, kritisierten die Israelis ebendiese Einseitigkeit, die sie nun durch Annexion der Westbank selbst praktizieren, aber militärisch, und nicht diplomatisch.
Und auch die israelische Unabhängigkeitserklärung 1948 erfolgte einseitig und nicht-konsensuell.