Nachdem Schulz (SPD) aus der EU-Parlamentspolitik abzugehen scheint, könnte der Posten des EU-Parlamentspräsidenten an einen Italiener gehen. Den Medien zufolge haben Antonio Tajani (Christdemokraten) und Gianni Pittella (Sozialdemokraten) dabei die besten Chancen.
Damit ginge nach dem Posten der EU-Außenbeauftragten Mogherini und dem Posten des EZB-Chefs Draghi eine weitere wichtige Position an Italien.
Und dies ausgerechnet in einer Zeit, in der
1.) die EZB-Niedrigzinspolitik (um nicht zu sagen Währungsdumpingpolitik) die Handelsbilanz der Eurozone gegenüber Großbritannien (was eine Ursache für den Brexit war) und die Handelsbilanz der Eurozone gegenüber den USA (was mit ein Grund für die transatlantische Verstimmung ist) völlig aus dem Lot gebracht haben. (NL,D: +8% bis +11%; GB, USA: -7% bis -8%, wenn ich mich recht erinnere). Stark unausgeglichene Handelsbilanzen können langfristig zu dramatischen Crashs und Finanzkrisen führen. An Anfang der Griechenlandkrise standen auch unausgeglichene Handelsbilanzen. Trump hat nicht völlig unrecht, wenn er das thematisiert, auch wenn sein Lösungansatz Schutzzölle problematisch ist.
2.) der Brexit das europäische Gleichgewicht zwischen protestantisch-geprägten und katholisch-geprägten Ländern (zwischen Nord und Süd) ohnehin beschädigt oder verändert hat.
Das einzige,was man dazu sagen kann, ist, dass noch nichts fix ist. Aber ich zweifle manchmal und kann nicht anders, als an Barbara Tuchmans Buch "Torheit der Regierenden" zu denken.
Ich hoffe, die handelnden Personen wissen, was sie tun, und vielleicht hat das Ganze ja doch einen plausiblen Hintergrund.