Es ist ein Streit ausgebrochen rund um die sogenannte "Krankenstandspolizei", eine Einheit, die überprüft, ob jemand, der sich krank gemeldet hat, auch tatsächlich krank ist, oder sich einen zusätzlichen Urlaub gönnt.
Die ÖVP forciert die "Krankenstandspolizei", die SPÖ ist dagegen, mit Argumenten wie "Krankheit ist Privatsache".
Was isoliert betrachtet gar nicht so falsch ist.
Und bei einem/r Nichtversicherten oder bei einem/r, der/die keinen Anspruch darauf erhebt, dass Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erfolgt, ist diese Privatsache tatsächlich zu respektieren.
Aber wenn es nicht nur um Krankheit, sondern auch um Lohnfortzahlung im Krankheitsfall geht, dann kommen höhere Güter ins Spiel als die Privatsphäre, nämlich die Betrugsbekämpfung und die soziale Gerechtigkeit.
Je mehr Sozialbetrüger durch Krankheitsbetrug herausziehen aus dem Krankenkassensystem, umso mehr müssen die Ehrlichen, die sich nur dann krank melden, wenn sie wirklich krank sind, einzahlen in die Krankenkassen, egal, ob als Arbeitgeber oder als Arbeitnehmer.
So ähnelt der Krankheitsbetrug der Steuerhinterziehung oder ähnlichen Phänomenen wie Schwarzarbeit.
Und bei der Schwarzarbeit, die ein ganz ähnliches Phänomen darstellt, argumentiert die SPÖ genau umgekehrt: mit Arbeitsinspektoren und Budgetaufstockung und Planpostenaufstockung für selbige soll dann reagiert werden.
Österreich ist einer der Staaten weltweit, die am meisten für das Gesundheitssystem ausgeben, und es ist eigentlich nicht einzusehen, wieso dann auch noch dem Krankheitsbetrug Vorschub geleistet werden soll, der die Kosten des Krankheitssystems weiter erhöht und auch Steuererhöhungen und Lohnnebenkostenerhöhungen nach sich ziehen kann, um die Krankenkassen, bzw. die kranken Kassen, vor dem Kollaps zu bewahren.
MSN-Artikel zur Krankenstandspolizei
https://www.derstandard.at/story/2000112213408/wie-arbeitgeber-simulanten-auf-die-spur-kommen-wollen
Österreich ist eines der reichsten Länder mit einer der gesundesten Bevölkerungen, einem der besten Gesundheitssysteme und einer der höchsten Krankenstandstage.
Vielleicht wegen so einer Art antikapitalistischen und austromarxistischen Folklore, die in Arbeitgebern immer nur die Ausbeuter sieht und in den Arbeitnehmern immer nur die Ausgebeuteten.
Dass ausbeuterische Arbeitnehmer (die Sozialbetrüger) andere Arbeitnehmer schädigen, weil die Einen den Anderen (zumindest teilweise) den simulierten Krankenstand finanzieren müssen, darf in dieser Klassenlogik, die nur eine Arbeitnehmerklasse kennt und eine Arbeitgeberklasse, natürlich nicht existieren.
Wenn Krankenstandsbetrug leicht durchgeht, dann hat das natürlich auch einen verderblichen (korrumpierenden) Effekt auf andere Formen des Sozialbetrugs. D.h. der Krankenstandsbetrug färbt potenziell auch ab auf andere Sektoren der Gesellschaft, der Krankenstandsbetrug legitimiert auch andere Formen des Betruges, von der Steuerhinterziehung bis zum illegalen Bezug von Sozialleistungen.