Dass das politische System Österreichs brüchig ist, und dass alle österreichischen Parteien zusammenbrechen könnten und auf einmal untergehen können, so wie praktisch alle italienischen Parteien im Zuge des Tangentopoli-Skandals Anfang der 1990er Jahre, wurde unter Experten diskutiert, auch wenn die Öffentlichkeit davon nichts mitbekommen hat.

Aber diese Regierungskrise und ein mehr oder weniger völlig verantwortungsloses Handeln aller Beteiligten könnten in der Tat die allumfassende Staatskrise auslösen, von der so manche Medien schreiben.

Ein Bundespräsident, der ein radikaler FPÖ-Gegner ist, ist wohl denkbar ungeeignet, eine solche Krise zu lösen, alleine schon deswegen, weil er das nicht kann, was einer seiner Vorvorgänger, nämlich Kirchschläger konnte, ein Präsident für alle Österreicher und -innen zu sein.

Wenn der Bundespräsident sagt, dass er auf eine Regierung hinarbeiten will, die großes Ansehen im Ausland hat, dann heisst das wohl, dass es laut ihm eine FPÖ-lose Regierung sein soll.

Und wenn der Bundespräsident sagt, dass das Ansehen Österreichs im Ausland (oder das, was Van der Bellen dafür hält) für ihn das wichtigste Kriterium bei der Regierungsbildung ist, dann sagt er auch, dass der demokratisch geäußerte Wille der Österreicher und Österreicherinnen für ihn keine besondere Rolle spielt, was eine Form der grünen Orbanisierung Österreichs wäre.

Hier erinnert Präsident Van der Bellen sehr an den römischen Kaiser Caligula, der einmal sein Pferd zum Regierungschef machte; und Pferde (insbesondere die spanische Hofreitschule und die Lipizzaner) haben ein hohes Ansehen im Ausland. So gesehen gemäß der Van der Bellen-Kriterien absolut kanzlertauglich.

Was Van der Bellen auch schuldig bleibt, ist eine Erklärung dafür, dass Österreich das einzige sich demokratisch nennende Land der Welt ist, in der die Regierung nicht nach dem Wählerwillen und Parteienvereinbarungen gebildet werden soll, sondern nach dem Ansehens-Kriterium: ist es weil Österreich ein abhängiger Kleinstaat ist, in dem Adolf Hitler geboren wurde ?

Es ist nun einmal so: am FPÖ-Phänomen sind noch alle politischen Parteien gescheitert, egal, ob SPÖ, ÖVP oder Grüne.

Was die Sache noch schlimmer macht, ist, dass es kaum innerparteiliche Demokratie in den österreichischen Parteien gibt, und dass sie alle mehr oder weniger geprägt sind von Clubzwang-Phänomenen, die eigentlich verfassungswidrig sind, weil eigentlich das "freie Mandat" in der Verfassung steht.

Und die Grünen und Van der Bellen mit ihrem sauteuren Präsidentschaftswahlkampf sind natürlich die absolut falschesten, der FPÖ vorzuwerfen, dass sie grenzwertige Geldbeschaffungsmethoden für Wahlkämpfe und ihre Finanzierung andenkt.

Auch klärungsbedürftig erschienen die Kontakte zwischen Kurz und Van der Bellen vor dem Koalitionscrash: man kann Kurz so einschätzen, dass er bei Van der Bellen vorfühlte, wie dieser reagieren wird, bzw. sich darauf verliess, dass der radikale FPÖ-Gegner Van der Bellen Kurz unterstützen würde. Womit Van der Bellen eine Mitschuld an allen Fehlern von Kurz im Regierungsplatzensprozess hätte, auch daran, die relativ bedeutungslose Frage eines zukünftigen Befangenheitsverdachts, die man auch durch Abschaffung der Einstellungsweisung hätte bereinigen können, zu einem Regierungsplatzen eskalieren zu lassen.

Umgekehrt sind die Grünen ebenso wie die SPÖ unter Journalisten und Journalistinnen überrepräsentiert und daher Profiteure des polit-medialen Filzes, der Österreich, insbesondere das "rote Wien", prägt.

Die familiäre und nepotistische Verflechtung z.B. zwischen grünen Wahlkampfmanagern und ORF-Redakteuren und -innen passt hier ins triste Bild.

Dass Wahlkämpfe finanziell abgerüstet gehören, vielleicht auch durch ein totales Parteispendenverbot, wagte keine der Parteien (mit Ausnahme der unbekannten RSD) anzudenken.

Der finanzielle bzw. journalistische Rüstungswettlauf zwischen den Parteien und Lagern und die absurde Lagerbildung treibt die (und zwar alle !) Parteien in die Gesetzeswidrigkeit oder zumindest in die Unmoralität.

Auch eine auf der politischen Linken völlig durchgeknallte Falschinterpretation des Antifaschismus vertieft die Kluft zwischen Links und Rechts und verroht und brutalisiert beide Lager.

Frei nach Bert Brecht könnte man über alle politischen Partien Österreichs sagen: "Man kann gar nicht soviel fressen, wie man kotzen möchte"

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