Kneissl: vom Aussenministerium über Putin-Hochzeit zu hochdotierten Rosneft-Aufsichtsratsposten

Österreich hat jetzt scheinbar auch seinen Gerhard Schröder: um einen Versorgungsposten für die Zeit nach der Politik zu haben, nannte der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) den russischen autokratischen Präsidenten Vladimir Putin einen "lupenreinen Demokraten" und wurde schwuppdiwupp nach seiner (relativ knappen) Wahlniederlage 2005 zum Gazprom-Vorstandsvorsitzenden mit den entsprechenden hohen Bezügen.

Der Fall der ehemaligen österreichischen Aussenministerin Karin Kneissl könnte noch drastischer sein: sie scheint bereits vor ihrem Einstieg in die Politik diese als reine Aufstiegshilfe in Putins Welt betrachtet zu haben.

Als Aussenministerin hatte sie die Russland-Sanktionen von EU und USA als "uneffektiv" bezeichnet, und insofern, als man als das Ziel der Sanktionen den Sturz von Putin betrachtet, wären sie das in der Tat. Und bei ihrer Hochzeit hatte sie den russischen Präsidenten Putin eingeladen und sogar einen Knicks vor ihm gemacht, der durch die Weltpresse ging.

Scheinbar könnte dieser Knicks nun Millionen wert sein: denn Meldungen zufolge ist sie für den Aufsichtsrat des ebenfalls russischen, ebenfalls staatsnahen bzw. putin-nahen, ebenfalls Erdöl-Konzern Rosneft nominiert - mit Aussicht auf eine Gage von einer halben Million Euro pro Jahr, was ca. das zweihundertundfünfzigfache eines russischen Durchschnittseinkommens ist.

Dass sie überhaupt Aussenministerin wurde, hatte wohl mit dem extremen Mangel an aussenpolitisch kompetenten Personal der FPÖ bei der Regierungsbildung 2017 zu tun. Und eine der Kuriositäten der FPÖ in Bezug auf Putin ist wohl die, dass die FPÖ die Flüchtlingswelle 2015 primär aus Syrien scharf kritisierte, hingegen Putin stark lobt (die FPÖ hat auch einen Kooperationsvertrag mit Putins Partei, der mit Ausnahme von Haimbuchner nicht kritisiert wird, bzw. nicht kritisiert werden darf), obwohl Putin mit seinem militärischen Eingreifen im Syrienkrieg eine der Hauptursachen für den Syrienkrieg und die Syrienflüchtlingswelle war. Dasselbe gilt auch für Kneissl: als angebliche Nahostexpertin hätte sie eigentlich wissen müssen, dass Putin zumindest einen Schuldanteil an der Flüchtlingswelle aus Syrien hat, aber sie hat das die ganze Zeit kein einziges Mal gesagt, vermutlich, weil sie auf einen Putin-Posten abzielte.

Das Kneissl-Putin-Unterwürfigkeits-Foto ist aus Urheberrechtsgründen nicht legal zeigbar, daher nur der Link dazu: https://www.n-tv.de/politik/Erst-Knicks-fuer-Putin-jetzt-Rosneft-Posten-article22400034.html

Für Kneissl brachte dieser Knicks scheinbar eine Millionengage, für die österreichische Politik eine Rufbeschädigung und den Vorwurf des opportunistischen neutralen Staates, in dem die Politik vom Eigeninteresse Einzelner dominiert ist, und nicht vom Staatsinteresse oder von europäischem Denken. Und dieser Knicks und die Poestennominierung könnte alle Politiker und Politikerinnen in Österreich in ein schlechtes Licht rücken und die Politikverdrossenheit erhöhen, und den Glauben in der Bevölkerung bestärken, Politiker und Politikerinnen seien alle korrupt und nur auf den eigenen Vorteil aus.

Auch auf dem Foto zu sehen: Margot Klestil-Löffler, die den damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil sozusagen "umgedreht" hatte, und ihn von einem, der die FPÖ für regierungsfähig hielt und mit einer schwarz-blauen Mehrheit gewählt wurde, zu einem Großkoalitionär gemacht hatte, der Schwarz-Blau mit allen Mitteln verhindern wollte, darunter auch dasjenige die frühere Aussenministerin und EU-Kommissärin Benita Ferrero-Waldner bei der Angelobung als "Benito" zu bezeichnen und damit ins Faschisteneck zu rücken.

Man kann das Foto auch so verstehen, dass sich Kleinstaaten wie Österreich immer unterwürfig und kritiklos gegenüber Großmächten wie Russland verhalten.

Kneissl hatte nach ihrem Studium als Diplomatin im österreichischen Aussenministerium gearbeitet, und sich dabei in den 1990er Jahren mit dem damaligen Aussenminister Alois Mock (ÖVP) zerstritten - mit dem Hintergrund des Bosnien-Krieges, IIRC.

In der Folge betätigte sie sich als Buchautorin, was ein riskanter Beruf ist, mit im Prinzip schlechten Einkommenschancen.

Vorwürfe, sie sei opportunistisch, handelte sie sich in der Zeit als parteilose Aussenministerin auf einem FPÖ-Ticket durchaus ein - insbesondere von SPÖ- und ÖVP-nahen Bediensteten im Universitätsmilieu oder von rot-grün-affinen Journalisten und -innen, die ihre Karriere wohl auch zumindest zum Teil einem Opportunismus zu "verdanken" haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karin_Kneissl

https://www.derstandard.de/story/2000124668834/kneissl-erwartet-als-rosneft-aufsichtsraetin-500-000-dollar-gage

Literatur von Kneissl:

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=12413100X

Wikipedia scheibt zum Knicks:

"Der Knicks, also das leichte Einknicken beider Knie, ist eine ritualisierte Geste, die einer anderen, meist ranghöheren Person Achtung oder Verehrung bedeuten soll."

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