Nachdem die CDU-nahe bundesdeutsche Zeitung "Bild" Kanzler Kurz in Artikeln ausgerichtet hatte, dass sooo eine Koalition gar nicht geht, liess Kanzler Kurz die ÖVP-FPÖ-Koalition platzen, aus einem ziemlich fadenscheinigen Grund, nämlich den, dass angeblich Kickl Ermittlungen behindern könnte, wenn man die Einstellungsweisung prinzipiell beibehält. Aber in Anbetracht der Löchrigkeit des Amtsgeheimnisses und des schlechten Rufs der FPÖ, der wahrscheinlich Whistleblower erzeugen würde, ist es unwahrscheinlich, dass Kickl eine Einstellungsweisung verwenden würde. Ausserdem wurde die oft diskutierte Abschaffung der Einstellungweisung als Alternative zum Koalitions-Crash und Neuwahlen offensichtlich absichtlich nicht geprüft und erwogen.
Womit wieder das Wirklichkeit sein dürfte, was Österreich in den Jahren 1938 bis 1945 schon einmal hatte; nämlich deutsche Kolonie zu sein.
Natürlich sind Kleinstaaten extrem abhängig und extrem schwach und natürlich haben deutsche Parteien zahlreiche Sanktionsmöglichkeiten, wie schon die Sanktionen des Jahres 2000 gegen die schwarz-blaue Regierung zeigten.
Aber es verwundert, dass genau dieselben Leute, die sonst bei jeder Kleinigkeit Nazi-Ähnlichkeiten wittern, hier bei einer Ähnlichkeit zum nazi-deutschen Anschluss Österreichs an Deutschland nichts wittern und keine Ähnlichkeiten sehen.
Aber klar, diesmal würde die Nazi-Ähnlichkeit ja zugunsten der FPÖ sprechen und nicht zulasten, und daher wird sie völlig anders bewertet.
"Politisch Lied, ein garstig Leid", sang Wolf Biermann einmal.
CC / Bennett Schulte https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Staat#/media/File:Grossdeutsches_Reich_Staatliche_Administration_1944.png
Administrative Gliederung des Großdeutschen Reichs nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938: ist es wieder soweit ? Sind österreichische Kanzler nur Gauleiter, die den Befehlen aus Berlin oder der Medienhauptstadt Hamburg, die den Anweisungen der CDU oder der CDU-nahen Medien wie der Bild-Zeitung folgen in bedingungslosen Führergehorsam ?
AUch der Autor der Sebastian-Kurz-Biographie, Paul Ronzheimer, ist Bild-Journalist, und auch er kritisierte die schwarz-blaue Koalition.
Aber auch Ronzheimer schrieb darin Sätze über Kurz, die man als prophetisch betrachten kann: "Seine Bewährungsprobe liegt noch vor ihm".
Bei der österreichischen Linken ist die Bild-Zeitung ja seit dem Tod von Benno Ohnesorg sehr übel beleumundet. Umso mehr verwundert es, dass ebendiese Springer-Presse-kritische österreichische Linke nun gemeinsame Sache mit der Bild-Zeitung macht.
In anderen Zusammenhängen hätten diese Leute das "Mit denen in einem Boot"-"Argument" verwendet. In diesem Fall natürlich nicht, weil es ja gegen sie verwendbar wäre.
Die Optik, dass aus EVP-Parteiräson Kurz die Koalition rechtzeitig zur EU-Wahl sprengen musste, auch, weil FP-Vilimsky Jean-Claude Juncker (EVP ebenso wie Kurz) beleidigt hatte, passt ins Bild des fremdbestimmten Kleinstaats, dessen Politiker nur ausführende Apparatschiks der europäischen Parteienfamilien sind.