Die Demokratie sei wunderbar, die Parteien seien wunderbar, der Parlamentarismus sei wunderbar, lautet die demokratistische Maxime.

Aber Wahlkämpfe können auch in die Extreme gehen. Im Versuch, Wähler und -innen zu gewinnen, kann man als Politiker bzw. Wahlkampfleiter auch versucht sein, die Wähler-Radikalität zu loben, ihnen entgegenzukommen, oder mehr oder weniger unabsichtlich Gewalt durch Bürger zu verursachen.

Ein klassisches Beispiel ist der holländische Wahlkampf des Jahres 2002, als die holländische Linke "Stoppt den holländischen Haider !"-Plakate verwendete, um gegen Pim Fortyun, der damals im Aufstieg war, zu bekämpfen. Die "Bekämpfung" und "Stoppung" von Pim Fortuyn funktionierte in der Tat, allerdings durch Mord, und nicht durch Wahlen.

Kurz vor den Wahlen wurde Pim Fortuyn ermordet.

Im kleineren Massstab passierte mir Ähnliches: just in der Zeit, als die SPÖ ihre "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht"-Plakate im Wahlkampf 2017 verwendete, wurde ich von einer jungen Frau raubüberfallen, die danach "Alerta Antifascista"-Parolen rief, was für eine gewisse SPÖ-Nähe spricht. Auch, dass sie die Theodor-Kramer-Schule besucht hatte, spricht für eine SPÖ-Nähe, weil eben Theodor-Kramer ein SPÖ-Politiker und Literat war.

Die gravierendsten Folgen dieses Raubüberfallsversuch waren ein beschädigtes Kiefergelenk und der Verlust eines Zahns, wobei dabei auch anderes mitgespielt haben dürfte.

CC / SPÖ Presse und Kommunikation https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_H%C3%A4upl#/media/Datei:Bundesparteirat_2017_(36215668181).jpg

Der frühere NEOS-Vorstand Matthias Strolz nannte dieses SPÖ-Plakat und diese Wahlkampflinie eine "Aufforderung an Kleinkriminelle" oder so ähnlich, eine Aussage, für die er wahrscheinlich heftige Kritik einstecken musste, bezeichnete er doch einen demokratischen Mitbewerber, noch dazu einen großen um mit guten Medienkontakten, als kleinkriminalitätsverursachend.

CC / Gugganij https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Strolz#/media/Datei:Matthias_Strolz_20130516_cropped.jpg

NEOS-Vorstand Matthias Strolz: hatte er recht mit seiner Sinngemäßen Aussage, die SPÖ-Wahlkampflinie "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht" verursache Kleinkriminalität ? Hängt der Raubüberfallsversuch auf mich genau zu der Zeit, als diese Plakate hingen, mit eben diesen "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht"-Plakaten der SPÖ zusammen ?

Strolz wurde von manchen Medien für diese Aussage sogar für Verrückt, skurril, etc. erklärt:

https://www.vol.at/die-skurrilen-auftritte-des-matthias-strolz/5775897

(Auch das oft kritisierte Strolz-Zitat "Jesus hätte für die Homo-Ehe gestimmt" ist durchaus plausibel, weil man das Neue Testament so interpretieren kann, dass Jesus die strenge Sexualmoral der Orthodoxie lockerte und zahlreiche sexuelle "Sünden" vergab, die zu einem Konflikt zwischen Sexualtrieb und eigener Gesellschaft/Religion führte und dadurch zu lähmungsähnlichen Erscheinungen. Die Bibelgeschichte mit dem homosexuellen Päärchen aus römischem Offizier und seinem jüdischen Diener, den Jesus durch Verzeihen von Lähmung heilt, wurde passen)

Ist Wahlkampf, wie der Begriff des "Kampfes" nahelegt, prinzipiell ein gewalttätiger Akt, der Mord und Raubüberfallsversuch als integralen Bestandteil hat ?

Muss man, um gewisse Wählergruppen anzusprechen zu können und auch zu mäßigen, manchmal radikale Positionen vertreten ?

Der holländische Islamkritiker Pim Fortuyn und die "Stoppt den holländischen Haider !"-Plakate der holländischen Linken, die wahrscheinlich zu seiner Ermordung kurz vor der Wahl 2002 beitrug. Pim Fortuyns Wahlerfolge waren legendär: beim Erstantritt erzielte die LPF (Lijst Pim Fortuyn) bei der Kommunalwahl in Rotterdam 34%. Die Leichtigkeit und Schnelligkeit seiner Wahlsiege kann schon bei manchen anderen Parteien, bzw. bei einzelnen Vertretern anderer Parteien, die durch seine Gewinne große Verluste zu erwarten hatten, zum Gedanken geführt haben, er sei nur mit den Mitteln des Mordes zu stoppen.

Der holländsiche Filmemacher Theo van Gogh wurde 2004 ebenfalls ermordet, nachdem er einen Film über die Hintergründe des Mordes an Pim Fortuyn zusammen mit Ayaan Hirsi-Ali gemacht hatte.

Auf jeden Fall kann man diesen Blog als Mahnung (auch an FUF-Blogger und -Bloggerinnen), dass Wahlkampflügen und Wahlkampfradikalitäten sehr schnell zu Verbrechen führen können.

Einer meiner früheren Politikwissenschaftsprofessoren, Norbert Leser, sagte einmal: "Das ganze Leben ist eine Gratwanderung", so gesehen ist auch der WahlKAMPF eine Gratwanderung zwischen demokratischen Ideal und politischem Mord.

CC / Ernst und Erwin Bader https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Leser#/media/Datei:Leserfoto_SW.jpg

Politikwissenschaftsprofessor Norbert Leser: "Das ganze Leben ist eine Gratwanderung", eine Gratwanderung zwischen demokratischem Ideal und politischem Mord ?

In eine ähnliche Kategorie wie der Mord an Fortuyn und der politische Einfluss auf diesen Mord könnte auch der Tot des frrüheren Kärntner Landeshauptmanns und FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider fallen: vielleicht hat Jörg Haider seinen Fahrer deswegen trotz (Haiders) Alkoholisierung in den Feierabend geschickt, weil er "Skandal! Grausamer Haider zwingt Fahrer zu harten Nachtdiensten!"-Artikel der antihaideristischen Wiener Medien fürchtete.

In diesem Fall wäre Haider zumindest teilweise ein Todesopfer von Kampagnenjournalismus.

Erstaunlich, dass die Linke "Hate-Speech"-Phänomene, wenn sie von Rechts kommen, scharf kritisiert und thematisiert, hingegen vertuscht und herunterspielt, wenn Hate-Speech (Hassrede) von Links kommt.

APA / Eggenberger / Krone

Jörg Haider und die Reste des VW Phaeton, in dem er 2008 tödlich verunglückte. Schickte er seinen Fahrer nur deswegen in den Feierabend, weil er skandalisierende Artikel rot-grün-naher Wiener Medien befürchtete, wenn er seinem Fahrer befiehlt, ihn ins Bärental zu fahren ? Und war das der Grund, warum er umkam ?

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