Die Ergebnisse der ÖH-Wahl sind da: die ÖVP-nahe AG verliert 5.9% und stürzt auf den dritten Platz ab mit nur mehr 21%.
der SPÖ-nahe VSStÖ gewinnt 1.8% und wird mit 24.6% stimmenstärkste Fraktion.
die GRAS (Grüne) verliert 1% und wird mit 21.7% zweitstimmenstärkste Partei.
Und all das in der Folge des Wirbels um eine angebliche absichtliche Falschaussage von Kanzler Kurz im Untersuchungsausschuss.
Die Wahlbeteiligung ist stark gesunken, von 25.8% auf 15.8%. Und genau das könnte der Grund für das Wahlergebnis sein.
Man kann vermuten, dass die "Begleitmusik" zur ÖH-Wahl in Form dieser hochgespielten Kurz-Falschaussagen-Frage eine stark demobilisierende Wirkung auf Anhänger und Anhängerinnen der ÖVP, bzw. der AG hatte.
Generell ist der Wert solcher demobilisierender Kampagnen stark umstritten: wenn es nicht mehr darum geht, Ideen zu präsentieren, sondern nur mehr darum, Dirty Campaigning, also schmutziges Wahlkämpfen zu praktizieren, das darauf abzielt, dass die Anderen aus momentaner Unsicherheit nicht zur Wahl gehen, dann nimmt auch die Demokratie als Ganze Schaden.
Junge Leute sind besonders anfällig für solche Dinge. Bei der letzten ÖH-Wahl war es ein Chatforum von ÖVP-nahen Leuten, das einige geschmacklose Witze in Antisemitismusnähe gemacht hatte, das starken Einfluss auf die Wahlen hatte, aber eigentlich recht nebensächlich war.
Unterstützt wurden alle diese Sachen von zahlreichen Medien, insbesondere von SPÖ-nahen Journalisten.
Wenn das Ziel des Journalismus nicht mehr das Berichten von Wahrheiten, sondern das Beeinflussen der Wahlen ist, dann stellt sich die Frage, inwieweit hier große Teile eines Berufszweigs nicht auf einem völlig falschen Weg sein könnten.
Und wegen des stark kampagnenjournalistisch geprägten "Berichterstattung" der einen Seite scheint auch eine stark kampagnenjournalistisch geprägte "Berichterstattung" der anderen Seite "gerechtfertigt".
Nur wegen einer ÖH-Wahl das Klima zwischen den Bundesparteien zu verderben, und eine Situation zu schaffen, die dem ganzen Land schaden kann, scheint wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein.
"When two tribes go to war, one single point is all you can score", ein Frankie-Goes-To-Hollywood-Song aus den 1980er Jahren, bei dem es eigentlich um den Kalten Krieg zwischen USA und Sowjetunion ging.
Aber passend ist er auch bis zu einem gewissen Grad auf die Parteien in Österreich, bzw. ihre journalistischen und bloggenden Parteiapparatschiks, die relativ bedeutungslose Themen punktgenau zu Wahlen hochspielen.
https://genius.com/Frankie-goes-to-hollywood-two-tribes-lyrics
Österreich scheint sich generell als Welthauptstaat der Wahlmanipulation herauszukristallisieren, die noch unaufgearbeiteten Mängel der Bundespräsidentenwahlen inklusive.