Linksextreme und Rechtsextreme sind einander eigentlich sehr ähnlich. Beide argumentieren nach der "Die Andern sind aber viel schlimmer"-Methode. Beide betrachten Gewalt als gerechtfertigt, um das aus ihrer Sicht illegitime und undemokratische "Regime" zu stürzen.
Beide, sowohl Linksextreme wie auch Rechtsextreme halten die Presse für durch und durch verlogen, und beide haben oft seltsame Sympathien mit ausländischen Diktatoren.
Beide spielen die eigene Gewaltätigkeit herunter, indem sie behaupten, das jeweils andere politische Extrem sei viel gewalttätiger.
Zum Ausdruck gebracht werden solche Ähnlichkeiten zwischen dem Linksextremismus und dem Rechtsextremismus oft dadurch, dass man kein Links-Rechts-Schema annimmt, sondern ein hufeisenförmiges oder kreisähnliches Parteien-Schema, in denen sich Linksextreme und Rechtsextreme wegen der vielen Ähnlichkeiten zwischen Beiden berühren.
Linksextreme und Rechtsextreme sind auch Verbündete dabei, die politische Mitte zu zerstören und auszuschalten.
Beide, sowohl Linksextreme als auch Rechtsextreme verwenden das jeweils andere politische Extrem als Ablenkungsmanöver, um vom eigenen Extremismus abzulenken.
Und oft wünschen sich Linksextreme rechtsextreme Gewaltexzesse, um die eigene Gewaltätigkeit und radikale Systemfeindlichkeit salonfähig und gesellschaftsfähig zu machen, genauso wie sich Rechtsextreme oft linksextreme Gewaltexzesse wünschen, um die eigene Gewalttätigkeit und radikale Systemfeindlichkeit salonfähig und gesellschaftsfähig zu machen.
Ähnliches kann man auch über religiösen Extremismus bzw. islamistischen Extremismus sagen.
Einer der Gründe für den Untergang der Weimarer Republik war, dass NDSAP und KPD, also Nazis und Kommunisten zusammen, bei Wahlen mehr als 50% erzielten, sodass eine Regierungsbildung unter Demokratisch Gesinnten gar nicht mehr mehrheitsfähig war.
Neben dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939 (den man auch als ein Bündnis von Linksextremen und Rechtsextremen sehen kann) war auch die indirekte Wahlhilfe der Kommunisten für die Nazis bemerkenswert:
Die KPD weigerte sich im 2. Wahlgang der Präsidentenwahl 1925, den Mittekandidaten Marx zu unterstützen und stellte einen eigenen Kandidaten auf, nämlich Thälmann, und eben deswegen, weil Marx diese Stimmen fehlten, konnte Hindenburg die Präsidentenwahlen gewinnen, der später die Nazis bzw. Hitler zum Kanzler machte und mit der Regierungsbildung beauftragte.
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Wenn alle oder die meisten Thälmann-Wählenden den Zentrumspolitiker Wilhelm Marx gewählt hätten, hätte Marx mit bis zu 15.7 Millionen Stimmen deutlich mehr gehabt als Von Hindenburg mit 14.6 Millionen. Der Geschichte Deutschlands, Europas und des Zweiten Weltkriegs wäre dann wahrscheinlich ganz anders verlaufen, weil man annehmen kann, dass Marx Hitler nicht zum Kanzler ernannt hätte.
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Stimmanteile (oben) und Mandatsverteilung (unten) bei der Reichstagwahl 1932.
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Da NSDAP (230) und KPD (89) zusammen 319 Mandate hatten und damit mehr als die Hälfte der insges. 608 Mandate, war eine Regierungsbildung mit demokratischer Mehrheit unmöglich. Durch die Verweigerungshaltung der Kommunisten wurde die Bildung einer Minderheitsregierung der extremen Rechten gesellschaftsfähig und akzeptabel.
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Sowjetdiktator Stalin und Hitlers Aussenminister Ribbentrop beim Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts, der auch eine Teilung Polens und des Sowjetisierung des Baltikums im geheimen Zusatzprotokoll beinhielt und damit den Auftakt zum Zweiten Weltkrieg bedeutete.